Entscheidend ist die richtige Balance aus Kosten und Nutzen

Der Mildhybrid gewinnt an Fahrt

In Genf stehen endlich die seriennahen Hybridkonzepte, die wir eigentlich schon auf der IAA erwartet hatten. Welche Technik die besten Marktchancen haben, ist zwar noch nicht geklärt – doch einiges spricht für den Mild-Hybrid

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  • ggo
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Hannover, 28. Februar 2008 – Auf der vergangenen IAA wurden all jene enttäuscht, die darauf gehofft hatten, seriennahe Hybridfahrzeuge aus Deutschland zu sehen. Doch die Automobilausstellung in Genf könnte das ändern. So hat VW die Studie Golf TDI Hybrid angekündigt, einen Vollhybrid, der nur 3,4 Liter auf 100 km verbrauchen soll. Ob die teure Kombination aus Dieselmotor und Vollhybridtechnik so in Serie geht, wird sich daran orientieren müssen, welchen Preis die Kunden zu zahlen bereit sind.

Kosten-Nutzen-Konflikt
Erst vor einigen Tagen hatte PSA (Peugeot/Citroën) demonstriert, wie schnell eine Kehrtwende vollzogen wird, wenn das sensible Gefüge aus Kosten und Nutzen aus der Balance gerät. Wie war das? Wegen „nicht freigegebener staatlicher Steuergelder“ seien die Planungen hinfällig geworden, bis 2010 einen Dieselhybrid anzubieten, für den die Kunden nicht mehr als 2000 Euro Aufpreis zahlen müssen. Deutlicher lässt sich das Dilemma kaum illustrieren: Ein Hybridfahrzeug soll wenig verbrauchen, aber viel kosten darf es auch nicht.

Sind Hybridfahrzeuge zu spät dran?
Und seit einiger Zeit schießt auch noch die Elektrofraktion quer: Renault/Nissan und Honda zweifelten im vergangenen Herbst den Hybridantrieb grundsätzlich an und wollen auf den rein elektrischen Antrieb setzen. Doch diese Sinnfrage muss durchaus erlaubt sein: Kann es sein, dass Hybridfahrzeuge im Grunde nicht mehr als eine Übergangslösung zu reinen Elektrofahrzeugen sind? Sollte man diesen Schritt dann nicht vielleicht einfach überspringen?

Es wäre schon ein Treppenwitz der Automobilgeschichte, wenn europäische Hersteller bald Hybridfahrzeuge in einen Markt bringen, der bereits Elektroautos fordert. Doch dieses Risiko dürfte aus heutiger Sicht gering sein. Abgesehen davon, dass die Batterietechnik noch nicht weit genug ist, würde man das Konzept mobiler Energieträger – also der Kraftstoffe – auf eine zentrale Energieerzeugung umstellen müssen. Wie das ohne Kern- oder Kohlekraft gehen soll, ist längst noch nicht beantwortet. Sicher, in Ländern, denen Sonnen- oder Wasserenergie im Überfluss zur Verfügung steht, mag das anders aussehen, doch dort leben wir nicht.