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Der Kleinwagen kommt mit neuen Motoren und hochmodernem Infotainment

Der neue Renault Clio wird ein Infotainer

News ggo

Im November 2012 kommt der neue Renault Clio auf den Markt. Die neue Generation kommt mit sparsamen Motoren, Doppelkupplungsgetriebe und frischem Design – doch das Highlight heißt R-Link

Paris, 3. Juli 2012 – Renault zeigt auf dem Pariser Automobilsalon (29. September bis 4. Oktober) die vierte Generation des Kleinwagens Clio. Ab November soll der Kleinwagen in den Handel kommen, Preise nennen die Franzosen noch nicht. Der neue Clio gibt sich außen sportlicher als bisher, im Innenraum zeigt er mehr Sinn für hochwertig wirkende Details. Das heimliche Highlight des neuen Clio ist aber das R-Link-System, eine hochkompetente Infotainment-Zentrale, mit der Renault technologisch gleich mehrere Schritte auf einmal zu machen scheint – besonders die jugendliche Klientel dürfte es erfreuen.

Zwei Hochaufgeladene

Doch zunächst das Klassik-Programm: Ganz neu ist der Dreizylinder-Turbomotor mit 0,9 Liter Hubraum und 90 PS namens Energy Tce 90, der sich mit einem Normverbrauch von 4,5 Liter Benzin begnügt. Das ist ein sehr guter Wert, den allerdings Ford [1] mit seinem Dreizylindermotor mit deutlich mehr Leistung im größeren Focus ebenfalls vorweisen kann. Bei der ebenfalls lieferbaren Eco-Version soll der Verbrauch 4,3 Liter auf 100 Kilometer betragen. Renaults neuer Dreizylindermotor bietet ein Drehmoment von 135 Nm bei 2500/min, er wird sicherlich deutlich mehr „Durchzug“ von unten bieten als der Vorgänger Tce 100 mit 100 PS.

Oberhalb des Tce 90 rangiert ab Frühjahr 2013 der ebenfalls neue Tce 120 mit einem Zylinder mehr und 120 PS Leistung. Auch er hat nun Direkteinspritzung und Turboaufladung und immerhin 190 Nm Drehmoment bei 1750/min zu bieten. Der TCe 120 wird auch in Verbindung mit einem Doppelkupplungsgetriebe angeboten, das bei Renault EDC heißt (Efficient Dual Clutch). Bisher baut Renault im Mégane ein Doppelkupplungsgetriebe von Getrag ein, dasselbe übrigens, das auch bei kleinen Ford-Modelle bis hin zum Fiesta in den USA verbaut ist. Auch den Dieselmotor DCi 90 will Renault im Clio in Verbindung mit dem EDC anbieten.

Wie es Euch gefällt.

Beim Design hat sich Renault vielleicht ein wenig von Anbietern wie Mini oder Citroën inspirieren lassen, die großen Wert auf Individualisierung legen. Innen sind zum Beispiel verschiedene Kunststoff- und Polsterstofffarben kombinierbar, außen gibt es verschiedenfarbige Felgen und sogar verschiedene Dekors für das Dach. Hinzu kommt ein „attraktives Angebot“ an Personalisierungsmöglichkeiten für Außenspiegelgehäuse, Heckschürzen, Kühlergrill-Leisten und Türschweller. Der Clio treibt es nicht ganz so wild wie manch ein Konkurrent in dieser Klasse, aber es gibt genügende Möglichkeiten zur Individualisierung.

Sprung ins Netz

Die wohl wichtigste Neuheit im Renault Clio heißt aber R-Link, ein neues Infotainment-System, das im Grunde ein bündig in die Mittelkonsole eingelassener Tablet-PC mit Android-Betriebssystem ist. Renault hatte das System Ende 2011 erstmals auf der Pariser Internet-Show „LeWeb“ vorgestellt. Auch funktional hat das System Ähnlichkeiten mit einem Tablet-PC, denn die verschiedenen Funktionen wie E-Mail, Kalender, Parkplatz- und Tankstellensuche etc. werden über Apps zur Verfügung gestellt. Natürlich gehört auch die unvermeidliche Öko-App zum Angebot der Franzosen. Was unter anderem Fiat vorgemacht hat, heißt bei Renault „Driving Eco2 App“ und soll beim sparsamen Fahren helfen. Das Grundprinzip besteht dort wie hier darin, Daten von der OBD-II-Schnittstelle auszuwerten, sie grafisch schick im Monitor aufzubereiten und dem Fahrer Vorschläge zu machen, wie er sparsamer fahren kann. Fiats Blue&Me-System bietet übrigens auch eine Auswertemöglichkeit zuhause, wenn Renault das noch nicht vorsehen sollte, wäre eine entsprechende App schnell gebaut. Besonders lustig ist übrigens die App „R-Sound Effect“. Damit lassen sich im Innenraum sechs verschiedene Motorsounds erzeugen, die sich sogar der Motordrehzahl anpassen.

App-Spielplatz

Apps lassen sich ja im Prinzip beliebig nachrüsten, sofern Renault mit ihnen einverstanden ist – einen sinnvollen und sicheren Kontrollmechanismus setzen wir jetzt mal optimistisch voraus. Man kann sich leicht vorstellen, auf welche verrückte Ideen man kommen kann, um aus den Signalen, die im Auto zusammenlaufen, mehr oder weniger nützliche Apps zu stricken. Das will Renault natürlich nutzen: Es wird einen „Renault R-Link Internet Store“ geben, der vom Start weg über 20 Anwendungen zum Download bereit hält. Wenn es klappt wie geplant, soll eine Pariser Talentschmiede namens „Paris Incubateurs“ dafür sorgen, dass in Zukunft weitere Apps hinzukommen. Ob es gelingt, ein solches „Öko-System“ herstellerspezifisch zu etablieren, wird sich zeigen müssen.

Renault schenkt sich die schon jetzt abgedroschene Phrase des „Autos in der Cloud“, doch R-Link braucht natürlich ebenso eine Datenverbindung zum Internet wie andere Systeme dieser Art. Wie genau diese herstellt wird, hat das Unternehmen heute nicht mitgeteilt. Prinzipiell gäbe es die Möglichkeit, eine SIM-Karte für UMTS oder LTE direkt im Fahrzeug zu verbauen, oder man nutzt ein mitgeführtes Smartphone als Datenmodem. Dieser Ansatz liegt allein schon deswegen nahe, weil auch das Streamen per Bluetooth Audio und eine Freisprechfunktion ohnehin vorgesehen sind – das Smartphone ist also eigentlich natürlicher Bestandteil von R-Link.

In R-Link integriertes TomTom

Bei der Navigation arbeitet Renault wie bisher mit TomTom zusammen – zumindest bei der „großen“ Version für R-Link. Der große Unterschied zu bisherigen "Carminat"-Systemen der Marke besteht darin, dass die Navigation denselben 7-Zoll-Monitor nutzt wie die übrigen R-Link-Komponenten. So sind auch Verknüpfungen zu nachgerüsteten Apps möglich, welche die Funktionalität der Navigation erweitern. Renault nennt als Beispiel die Coyote-App, die vor Radarfallen warnt. Der deutsche Importeur in Brühl erwähnt diese Funktion übrigens aus gutem Grund nicht, denn die App wird hierzulande nicht angeboten.

Tiefbass aus der Tür

Auch mit seiner Soundanlage strebt Renault neue Sphären an. Eine „Weltpremiere“ ist demnach das „Renault Bass Reflex System“, das in die Lautsprecher der vorderen Türen integriert ist. Es soll eine Tiefenwiedergabe möglich machen, die einer Standbox mit 30 Liter Volumen entspricht. Wie Renault das bewerkstelligen will, lässt das Unternehmen bisher offen, denkbar wäre eine Art Transmission-Line-Konstruktion, denn allzu viel Platz ist zwischen Tür und Verkleidung nicht vorhanden und die Stabilität für das Verarbeiten der Vertikalbewegungen eines riesigen Konus-Lautsprechers kann eine Türkonstruktion normalerweise auch nicht bieten.

Jugendfreund

Bei R-Link gibt es derart viel zu bedienen, dass sich Renault natürlich nicht ausschließlich auf ein Touchscreen-Bedienkonzept verlässt (zumal nicht jeder Autofahrer diesen neumodischen Kram will). R-Link lässt sich auch über klassische Lenkrad-Bedienelemente und Sprachsteuerung bedienen. Sicherlich wird nicht alles dreifach redundant bedienbar sein, Genaueres wissen wir noch nicht. Klar ist aber auch ohne Detailinformationen: Renault integriert moderne Infotainment-Technik ähnlich mutig, wie es etwa Mini [2] vorgemacht hat, einschließlich leicht verrückter Ideen wie dem Motorsound-Generator. Als Großserienhersteller setzen sich die Franzosen damit vorläufig an die Spitze der Mutigen – Ford Sync [3] zum Beispiel wirkt da fast schon konservativ.


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https://www.heise.de/-1631545

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Energieriegel-Der-1-0-Liter-Ecoboost-Motor-von-Ford-1436879.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Der-Mini-twittert-plappert-und-macht-Musik-1251830.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Fords-Sync-Show-auf-der-CeBIT-2011-1202431.html