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Deutsche Mobility-Start-ups: PaulCamper

Mit Stehzeiten Einnahmen generieren. PaulCamper, das AirBnB für Wohnmobile, macht aus dem größten Nachteil von Campern und Bussen einen Vorteil

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
Inhaltsverzeichnis

Deutsche und Wohnmobile. Eine Liebesgeschichte. Eine, die gerade wieder neu entflammt. Gab es 2016 rund 417.000 registrierte Camper auf den Straßen, sind es mittlerweile 530.000. Obwohl diese Fahrzeuge unfassbare Nachteile haben. Im Alltag sind sie aufgrund der Größe mühsam, wenn überhaupt verwendbar, Besitzer brauchen für die Teile einen geeigneten Stellplatz, weil sie die meiste Zeit nur rumstehen, und der Anschaffungspreis samt Unterhaltskosten ist, gemessen am Nutzwert, zumindest ambitioniert.

PaulCamper verdient bei jeder Vermittlung

Da kommt PaulCamper ins Spiel. Das Unternehmen ist das AirBnB für Wohnmobile. „AirBnMobile“, wenn man gerade einen Scherzkeks gegessen hat. Besitzer von Campern können ihre Fahrzeuge auf der Plattform zur Vermietung anbieten. In den unvermeidbaren Stehzeiten kann das Wohnmobil so Geld für den Besitzer verdienen. Wann, für wie lange und zu welchem Preis das Wohnmobil dann unterwegs ist, kann jeder selbst bestimmen. Angebot und Nachfrage. Als ganz klassische Sharing-Economy verdient PaulCamper bei jeder Vermittlung eine Gebühr.

PaulCamper vermeidet mit diesem Konzept, was andere Anbieter von Sharing-Diensten zur Verzweiflung bringt: die Wartungs- und Instandsetzungskosten der Fahrzeuge. Es gibt keine eigene Flotte, die am Laufen gehalten werden muss. Genau genommen hat PaulCamper das Problem, das wir hier einst angeprangert haben. Außer einer App und einer Marketing-Idee besitzt das Unternehmen nichts. Anders als die kritisierten Start-ups hat sich PaulCamper allerdings in einer Nische mit Gutverdienern breit gemacht und linderte handfeste Probleme.

Seit 2013 gibt es das Unternehmen. In Summe stecken 11,2 Millionen Euro Wagniskapital drin und PaulCamper scheint es gut zu gehen. Mittlerweile gibt es 6000 Fahrzeuge auf der Seite, im vergangenen Jahr waren es nur halb so viele. Außerdem ist Geld übrig, um „Rastlos“ rauszubringen – ein eigenes Outdoormagazin.

„Wir haben zwei Kundengruppen“

Interview mit Dirk Fehse, Gründer & Head of Passion

Können Sie uns Ihre Geschäftsidee in drei Sätzen erläutern?
Das schaffe ich sogar in einem Satz, denn das Prinzip hinter PaulCamper ist einfach: Wohnmobilbesitzer können ihre Wohnmobile, Wohnwagen und Campingbusse über PaulCamper vermieten und damit Outdoor-Fans, die kein eigenes Fahrzeug besitzen, diese besondere Art des Reisens und das Lebensgefühl absoluter persönlicher Freiheit ermöglichen.

Wer ist Ihre Kundschaft?
Wir haben quasi zwei Kundengruppen: Zum einen haben wir die Besitzer, die ihre Fahrzeuge über uns vermieten und damit die PaulCamper-Flotte stellen. Dazu zählen inzwischen etwa 6000 Fahrzeuge in Deutschland, den Niederlanden und in Österreich. Zum anderen haben wir die Mieter – Campingfreunde, Outdoor-Fans und all diejenigen, die diese wunderschöne Art des Reisens einfach mal ausprobieren wollen.

Wer sind Ihre Konkurrenten und was haben Sie denen voraus?
Wir sind die größte Campersharing-Plattform unserer Art in Europa und streben an, diese Rolle weiter auszubauen. Und ja, wir haben Wettbewerber. Das nehmen wir ernst und sportlich zugleich, denn Wettbewerb beflügelt jeden Markt, das ist bekannt. Unser Anspruch ist, das Mieten von Wohnmobilen und Campingbussen ganz einfach und sicher zu machen: Mit dem PaulCamper-Versprechen stellen wir sicher, dass Mieter ganz einfach und sicher Wohnmobile und Campingbusse in der Nähe mieten können. Ohne Zusatzkosten, inklusive Vollkasko, Pannenschutz, kompletter Campingausstattung und vereinbarter Kilometer.

Was uns außerdem abhebt, ist unsere Community, auf die wir großen Wert legen und mit der wir immer in engem Austausch sind. In verschiedenen Gruppen und Foren, aber auch live. Wir sind die einzigen, die ein regelmäßiges Camper-Treffen veranstalten. Das PaulsCamp findet zweimal jährlich statt, bringt Vermieter und Mitarbeiter zusammen, um sich auszutauschen, von- und miteinander zu lernen und natürlich das Camping-Leben zu feiern. Das ist schon einzigartig – und liegt mir persönlich sehr am Herzen.

Welche konkreten und praktischen Vorteile haben Ihre Kunden durch Ihr Produkt?
Mit unserer Plattform bringen wie Menschen zusammen, die Interesse und Leidenschaft am Campen haben: über unsere Plattform können Mieter ganz einfach und sicher Wohnmobile und Campingbusse in der Nähe mieten. Wohnmobilbesitzer wiederum können mit der Vermietung ihrer Fahrzeuge über uns nicht nur anderen schöne Reiseabenteuer ermöglichen, sie können auch ihre Stillstandszeiten verringern oder gar die eigene Urlaubskasse aufbessern, denn PaulCamper hilft dabei, die passenden Mieter zu finden.

Wie weit sind Sie mit der Verwirklichung und wo stehen Sie in fünf Jahren?
Unsere Mission ist es, Menschen mehr Zeit draußen zu ermöglichen, und zwar ganz einfach und sicher. Wir haben inzwischen mehr als eine halbe Million Nächte outdoor vermittelt und wir wollen noch viel mehr! Wenn man genau hinschaut, sieht man in unserem Logo keinen Camper! Das heißt, wir streben an, die Marke und das Angebot von PaulCamper dahin zu entwickeln, wo dieses Versprechen eingelöst werden kann. Das kann verschiedene Facetten haben. Sicher ist, dass mein Team und ich daran arbeiten, Menschen coole Outdoor-Erfahrungen zu ermöglichen. Und in fünf Jahren auf jeden Fall sehr viel mehr davon und zwar in einigen weiteren Märkten. Das ist das Schöne an einem Startup: es bleibt spannend.

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