Elektrisch ins Gelände
Fast lautlose Elektroroller kann man gelegentlich schon bewundern, doch KTM will ausgerechnet im Endurosport für Ruhe sorgen. In kaum mehr als zwei Jahren könnte ihr "Zero-Emission Motorcycle" auf den Markt kommen
- ggo
Mattighofen, 20. Oktober 2008 – Anfang Februar hat der österreichische Motorradhersteller KTM die Autowelt mit seiner Studie X-Bow überrascht, ein Erstlingswerk, das noch radikaler ausfällt als man es von den Österreichern im Motorradbereich längst gewohnt ist. Dort ist es dem Traditionshersteller in kaum mehr als zehn Jahren gelungen, sich ein hochgradig eigenständiges Image zuzulegen und eine feste Fangemeinde aufzubauen. KTM-Fahrer sind Überzeugungstäter und entscheiden sich für Gefährte, bei denen kernige Schläge garantiert nichts mit veralteter Technik zu tun haben, sondern zum Konzept der „Hard-Enduros“ und ihrer straßentauglichen Geschwister einfach dazugehören. Insofern überrascht KTMs Ankündigung, eine Sportenduro mit Elektroantrieb auf den Markt bringen zu wollen, nur auf den ersten Blick.
Emissionsfreier Sport
Auf die bange Frage, ob KTM mit der Elektro-Enduro das Ende ihrer (durchaus charakterprägenden) Verbrennungsmotoren einläuten wollen, antworten die Österreicher auf jeden Fall besänftigend: „Ganz sicher nicht, auch im Bereich von Verbrennungsmotoren werden in dem kommenden Jahren noch Fortschritte in Bezug auf Leistung, Motorcharakteristik und Emissionsverhalten möglich sein.“ Das ändert allerdings nichts daran, dass gerade der Geländerennsport schon immer unter besonderer öffentlicher Beobachtung stand und ein elektrifizierter Antriebsstrang seine Akzeptanz deutlich erhöhen könnte. KTM-Vorstandsmitglied Harald Plöckinger glaubt, dass ein emissionsfreies Sportmotorrad mittel- und langfristig die große Chance bietet, den Endurosport einer breiteren und sogar einer neuen Zielgruppe zugänglich zu machen, er erhofft sich sogar eine völlig neu ausgerichtete Trend-Sportart.
Stille Stunde
Die Fahrer werden sich genauso wie das Publikum an einen fast geräuschlosen Antrieb gewöhnen müssen, doch KTM hat erkannt, dass man auch als einer der führenden Sportmotorradhersteller nicht am Elektroantrieb vorbeikommt. Dabei ist der Geländesport in Wirklichkeit ein hervorragend geeignetes Umfeld: Bereits im jetzigen Prototypen reicht die Energie der Batterie für knapp eine Stunde „ambitionierter“ Offroad-Fahrt und nach ebenfalls rund einer Stunde sind die Akkus wieder geladen. Diese Werte entsprechen durchaus den Anforderungen nach heutigen Vorstellungen, auch wenn es für mehrstündige Etappen natürlich nicht reichen wird – doch wer weiß, was zukünftige Batterietechnik noch an Überraschungen bereithält.