Die Zulassungszahlen sind unerquicklich – es sei denn, man wirft einen Blick auf die Neuankömmlinge

Erfolgskontrolle: Neuzulassungen im Oktober 2012

Die derzeitigen Zulassungszahlen sind unerquicklich – es sei denn, man schaut sich an, wie sich die Neuankömmlinge schlagen. Dabei trifft man sogar auf Fahrzeuge, die es eigentlich noch gar nicht gibt

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  • Gernot Goppelt

München, 21. November 2012 – Der deutsche Automarkt dümpelt weiter vor sich hin, immerhin gab es im Oktober mit +0,5 Prozent einen leichten Anstieg der Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Gewinner unter den deutschen Marken waren Audi (+15 %), VW (+10 %) und Smart (+8,4 %). Weniger Neuwagen verkaufen konnten Porsche (-16,5 %), Opel (-15,2 %) und BMW/Mini (-10,3 %). Unter den Importeuren ist nach wie vor Renault/Dacia die erfolgreichste Marke. Škoda, Toyota/Lexus und Peugeot mussten Federn lassen, Hyundai, Fiat und Seat konnten zulegen, die Spanier sogar um satte 25,6 Prozent.

Resterampe

Allzu viel Aussagekraft haben diese Zahlen nicht, wie das Beispiel Seat zeigt: Dem Leon hat der Hersteller im Oktober offenbar deswegen ein gutes Stück des Wachstums zu verdanken, weil Restbestände günstig abverkauft wurden. Am kommenden Wochenende wird der neue Leon vorgestellt, wofür wir selbstverständlich keinesfalls werben wollen. Weil der Oktober im Großen und Ganzen bar jeglicher Sensationen ist, schauen wir uns lieber einmal an, wie sich die neuen Modelle im Markt schlagen.

Wenig Wind um wen?

Zunächst ein Überraschungskandidat, der Mitsubishi Mirage. Wer? Genau. Den Mitsubishi Mirage gibt es eigentlich noch gar nicht, allzu viel Wind konnte er öffentlich bisher auch noch nicht machen. Im Oktober wurden aber immerhin zehn Exemplare von ihm zugelassen – durchweg Händlerzulassungen. Der Mirage, ein Kleinwagen im Stile des Nissan Micra, sollte zunächst aus markenrechtlichen Gründen in Europa nicht so heißen, bis Mitsubishi Ende September mitteilte, dass er nun doch darf. Die zehn neu zugelassenen Mirages sind vermutlich beim deutschen Importeur unterwegs, denn die Markteinführung ist erst für Anfang 2013 vorgesehen. Auch dann wird er wahrscheinlich wenig auffallen, außer durch seinen Verbrauch: Denn der Dreizylinder-Benziner soll nur 92 g/km CO2 ausstoßen – das ist ein Wort.

Goldener Oktober

Schon auf den Markt, nämlich seit Mai 2012 ist der Lancia Flavia, technisch eigentlich ein Chrysler und eine preiswerte Art, ein ausgewachsenes Cabrio zu fahren. Großen Erfolg hat es trotzdem nicht. Ganze vier Exemplare wurden im Oktober zugelassen, zugegeben, kein klassischer Cabrio-Monat. Aber auch seit seiner Markteinführung konnte der Flavia nicht über 109 zugelassene Exemplare hinauskommen. Gut 85 Prozent davon sind gewerbliche Zulassungen: Stehen sie noch beim Händler? Im Oktober sank der Anteil der gewerblichen Zulassungen auf 75 Prozent, ergo: ein Privatkäufer konnte sich auch im goldenen Herbst für den Italo-Italiener erwärmen.

Gibt´s doch gar nicht

Ominös sind die sieben Neuzulassungen des Mercedes CLA, den es eigentlich noch gar nicht gibt. Die Stufenheckversion der neuen A-Klasse soll eigentlich erst im Frühjahr 2013 auf den Markt kommen. Bei den sieben Fahrzeugen, die bereits in der Zulassungsstatistik auftauchen, handelt es sich demnach um schon homologierte Fahrzeuge, die vermutlich für die Vorpräsentationen benötigt werden. Der Anteil gewerblicher Zulassungen beträgt infolgedessen 100 Prozent, die allesamt ein Stuttgarter Kennzeichen tragen dürften.

Hallo wach

Ein ziemlicher Neuling im Markt ist der Opel Mokka, den das Kraftfahrbundesamt seit August erfasst. Leider lässt sich von ihm gar nichts Schräges berichten. Er ist im Oktober 531-mal zugelassen worden, seit Markteinführung sind es 1295 Exemplare. Obwohl auch hier der gewerbliche Anteil mit über 85 Prozent noch hoch ist, deuten die Zahlen auf einen erfolgreichen Start hin. Dies sind überwiegend Händlerzulassungen, auf denen Opel sicherlich nicht sitzen bleiben wird. Zwar schlägt der Mokka noch nicht so ein wie manches deutsche SUV der Kompaktklasse, doch er setzt eine Klasse darunter Akzente, die bei den Kunden gut ankommen.

Volkssportler

Interessant ist der Blick auf den Subaru BRZ und den Toyota GT86, die erst seit ein paar Wochen beim Händler stehen und von denen allein im Oktober zusammen 191 Exemplare zugelassen wurden. Gut, den Löwenanteil macht der GT86 mit 190 Stück aus. Das liegt vor allem daran, dass der BRZ später zu den Händlern kam, Subaru und Toyota haben trotz des quasi baugleichen Autos völlig unterschiedliche Vertriebsstrukturen. Dass der kleine Sportler gut einschlägt, sieht man bereits. Die verkaufte Anzahl ist für einen Sportwagen sehr hoch, selbst der renommierte Audi TT wurde im gleichen Zeitraum auch nur 352-mal zugelassen. Bemerkenswert ist beim Toyota GT86 vor allem der ungewöhnlich hohe Anteil von Privatkäufern, der bereits 70 Prozent beträgt. Das bestätigt auch unsere Eindrücke: ein echter Volkssportler, noch dazu einer, der eine Menge Spaß macht.

Raum-Preis-Koeffizient

Noch beliebter bei Privatkäufern ist der Dacia Lodgy, der seit April erfasst ist. Von ihm wurden im Oktober 841 Exemplare zugelassen, ein recht erfolgreicher Einstieg in das Segment. Mit 82,2 Prozent Privatanteil bei den Neuzulassungen ist er geradezu ein Volksheld, was wir ihm übrigens gönnen. Derart viel Platz für so wenig Geld ist sonst nirgends zu bekommen und die eingesetzte Renault-Technik ist von respektabler Qualität.

Sternenkunde

Zum Abschluss der Mercedes Citan, der in dieser Hinsicht fast das Gegenteil darstellt. Auch er nutzt Renault-Technik, hier und da lugt noch deutlich der Kangoo hervor. Als Lieferwagen ausgelegt, geht der Citan derzeit zu 98,9 Prozent in gewerbliche Hände, 179 zugelassene Exemplare sind im Segment der Lieferwagen ein gutes Ergebnis zum Start. Was zumindest eines zeigt: Die Käufer scheint es wenig zu stören, dass der Citan mehr als ein Kangoo kostet und weite Teile seiner Technik nutzt. Ganz wichtig: Der riesige Stern auf dem Frontgrill sagt: "Ich bin ein Mercedes". Man muss den Citan ja nicht von der Seite angucken. (ggo)