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Fließstufencoupé

Erste Ausfahrt: Peugeot 508 1.5 Blue HDI

Autos Joaquim Oliveira
Peugeot

Der Peugeot 508 war auf dem deutschen Markt eine Randerscheinung. Das könnte sich mit der neuen Generation ändern. So ist der 508 nicht nur leichter, sondern etwas kompakter, das Fließheck kommt optisch einem Stufenheck nah. Dazu fährt er sich handlicher und komfortabler

Die Zuneigung von Kunden wird nicht immer gerecht verteilt: Der bisherige Peugeot 508 war ein elegantes Auto, das deutlich besser verarbeitet war als sein Vorgänger. Dennoch blieb er auf dem deutschen Markt eine Randerscheinung. Ein Test mit dem 120-PS-Diesel [1] zeigte, dass er mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Nun soll alles besser werden. Doch Peugeot setzt weitgehend auf die bekannten Rezepte. Eine erste Ausfahrt mit dem 130-PS-Diesel zeigt, dass diese Idee grundsätzlich keine schlechte ist.

Konzeptionell versucht Peugeot offenbar, mehrere Geschmäcker mit einem Modell zu befriedigen. Ein Stufenheck-Modell ist nicht mehr im Programm, was angesichts der globalen Vorliebe für diese Form erstaunlich scheint. Doch das Fließheck des neuen 508 kommt einem Stufenheck optisch nahe. Zusammen mit den rahmenlosen Seitenscheiben soll der Eindruck eines Coupés erzeugt werden, ganz so, wie es Volkswagen beim Arteon auch versucht. Wie erfolgreich die Marke damit bei jedem Einzelnen ist, wird jeder für sich beantworten können. Wir meinen, dass Peugeot wieder ein recht elegantes Auto gelungen ist – was auch für den kürzlich vorgestellten Kombi [2] gilt.

Kleiner, leichter und innen größer

Gegenüber seinem Vorgänger ist der neue 508 nicht nur leichter, sondern etwas kompakter, genauer gesagt: Kürzer und flacher. Im Innenraum ist das nicht zu spüren. Dank schlankerer Sitze gibt es hinten sogar noch etwas mehr Beinfreiheit als zuvor. Nur der Platz nach oben wird für Menschen über 1,8 Meter etwas knapp. Der Kofferraum fasst nun 487 statt 473 Liter – ein Zuwachs, der nicht zu merken ist. Die Beladung klappt durch die große Heckklappe viel besser als zuvor.

Das Cockpit ist im aktuellen Stil der Marke eingerichtet, wobei dieser Umstand nicht ganz so weit reicht wie beispielsweise bei Volvo [3]. Die Zutaten gleichen aber anderen Modellen von Peugeot: Kombiinstrument über kleinem Lenkrad, Bedienung fast aller Funktionen über einen Touchscreen, unter dem Schnellwahltasten im Kippschalter-Look liegen. Das sieht alles ziemlich modern aus, hat im Alltag aber nicht nur Vorteile. Früher reichte ein Dreh, um die Temperatur zu regeln. Dafür musste man den Blick nicht von der Straße abwenden. Heute muss man sich dafür durch ein Bildschirm-Menü arbeiten. Immerhin: gegenüber dem Vorgänger macht die gesamte Unterhaltungselektronik einen riesigen Schritt vorwärts. Tempo und Grafik sind zeitgemäß. Dazu kann man bei Peugeot das Datenvolumen des Handys anzapfen, um sich beispielsweise aktuelle Verkehrsdaten ins Auto zu holen. Dies sei zur Nachahmung vielen anderen Herstellern hiermit noch einmal wärmstens ans Herz gelegt.

Das Motorenprogramm des Peugeot 508 umfasst zwei 1,6 Liter große Turbo-Benziner mit 180 oder 225 PS sowie Vierzylinderdiesel mit 1,5 und 2,0 Litern Hubraum, die 130 bzw. 160 / 180 PS leisten. Eine 225 PS starke Hybridversion als Kombination aus 1,6 Liter großem Vierzylinder-Benziner und einem Elektromotor wird erst im Herbst 2019 nachgereicht. Für eine erste Ausfahrt stand uns der 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS und 300 Nm zur Verfügung. Der macht seine Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr gut. Sicher, diese Motorisierung eignet sich nicht für Rennveranstaltungen, doch die werden Käufer des kleinsten Diesel wohl auch nicht anstreben. Wichtiger erscheint uns, dass Peugeot eine gute Geräuschdämmung gelungen ist. Der kleine Diesel bleibt angenehm leise. Für eine Verbrauchsmessung war diese Ausfahrt zu kurz. Peugeot nennt im WLTP 3,8 Liter. Bei der Abgasnachbehandlung setzt Peugeot auf einen SCR-Kat. Alle Modelle erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-TEMP [4].

Handlicher und komfortabler

Die neue Generation wirkt handlicher als ihre Vorgänger. So reduzierte sich der Wendereis von 11,9 auf 10,9 Meter, was sich im Stadtverkehr angenehm bemerkbar macht. Das Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorn und einer erstmals bei Peugeot verbauten Mehrlenkerachse ist komfortabel, aber nicht zu weich abgestimmt. In den höheren Ausstattungsvarianten kann es auf Knopfdruck gestrafft werden. Die optionalen 18-Zöller mit 235/45er Reifen geben dem Fahrwerk einen dynamischen Touch.

Eine offizielle Preisliste gibt es derzeit noch nicht. Fest steht bislang, dass das Basismodell, der von uns gefahrene 1,5-Liter-Diesel mit Schaltgetriebe, 31.250 Euro kosten soll. Für eine Einschätzung, wie fair das kalkuliert ist, fehlt uns die Information zur Serienausstattung. Zur groben Einordnung: Ein Renault Talisman [5] kostet mit dem 130-PS-Diesel 29.800 Euro, ein Opel Insignia Grand Sport mit 136 PS 28.830 Euro, ein VW Arteon [6] mit 150-PS-TDI 38.250 Euro.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Test-Peugeot-508-BlueHDi-120-3209448.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorstellung-Peugeot-508-SW-4072183.html
[3] https://www.heise.de/autos/thema/Volvo
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Abgasnormen-im-Ueberblick-4060878.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Test-Renault-Talisman-Grandtour-TCe-200-3349793.html
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Test-VW-Arteon-2-0-TSI-3926327.html