Form-Sache: Das Audi-Design unter der Lupe

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Seiner Zeit voraus: Audi A2

1999 macht Audi das Richtige zum falschen Zeitpunkt. Der gerade einmal 895 Kilogramm schwere A2 wird gezeichnet. Boxförmig und höchst funktional im Auftritt, erreicht er einen rekordverdächtig guten cW-Wert von 0,25. Das Spritspar-Mobil A2 wurde kompromisslos und wenig emotional gezeichnet. Von außen nicht zu sehen war die Aluminium-Rahmenstruktur, die den Wagen in seiner Klasse einmalig machte und auch andere Autobauer zu neuen Ideen im Karosseriebau anregte. Leider, möchte man aus heutiger Sicht sagen, wurde der A2 im Unterschied zu der A-Klasse von Mercedes kein Erfolg – er kam wohl zu früh. Heute ist er schon fast ein Liebhaberstück, und das aus ganz vernünftigen Gründen.

Schmal und hochkant bis breit und flach

Aktueller Chefdynamiker in der Audi-Riege: der R8 TDI Le Mans. Genauso wie der AVUS quattro trägt er eine flache Lufteinlass-Düse auf dem Dach. Dieser Lufteinlass wird im Rennsport verwendet und gilt als aerodynamisch gute Lösung. Und auch sonst riecht beim Zwölfzylinder-R8 schon optisch alles nach Hochleistung. Der Grill ist flach und breit – so flach, dass die vier Audi-Ringe auf die Motorhaube wandern mussten. Das LED-Tagfahrlicht-Leuchtband läuft an der unteren Scheinwerfer-Kante entlang und zieht den Wagen mit einem Schwung weiter nach unten. Der Grill des A4 hingegen ist schon etwas schmaler und höher, sein LED-Band muss ohne Zusatz-Schwung auskommen. Am auffälligsten ist der Unterschied zum dicken SUV Q7: Dort steht der Grill beinahe hochkant, das Tagfahrlicht zieht sich an der oberen Schweinwerfer-Kante entlang. Vom Grundkonzept her dekliniert der VW-Konzern dies durch alle Marken: Während Seat im Vergleich eher schmal und hoch wirkt, breitet sich ein Lamborghini am Boden aus – Audi sortiert sich dazwischen ein.

Aus der Nudel-Schmiede

Jetzt versuchen sich die Audi-Designer auch abseits ihrer vierrädrigen Schützlinge. Das Münchner Büro ist bewusst als Vor- und Querdenker-Hort gedacht und so sind jetzt Gegenstände des Alltags fällig. Das Audi-Küchenmesser sieht edel und sehr nach japanischer Klinge aus, die besagte manuelle Espresso-Maschine gefällt durch ihre Schlankheit. Ein Audi-Mountainbike könnte es wieder geben und Abfahrts-Ski aus Karbon und Alu wurden bereits von Skifahrern getestet. Auch ein aufwändiger Klapp-Kuli und eine Nudel-Dose als schlanker Edelstahl-Zylinder sind zu sehen. Die Nudeln in Form der Audi-Ringe wurden von Neapels ältester Nudel-Schmiede gefertigt – und sind laut Hersteller wegen ihrer Form ideal, um in den Hohlräumen Saucen aufzunehmen. Alle diese schönen Dinge dürfen wir nicht fotografieren, da noch nicht klar ist, ob sie jemals verwirklicht werden. Einzig der vor uns stehende Audi-Kicker steht kurz vor dem Eintritt ins Serien-Leben. Aber der Rest der Stil-Stücke wird es auch irgendwann schaffen – schließlich will Audi mal mit einem schicken Exponat im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) vertreten sein. (imp)