Gedämpfter Wankelmut: Ideen aus der Fahrwerkstechnik

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ABC: Geregelte Federverstellung

Eine Regelung der Federn beherrscht zum Beispiel die Active Body Control (ABC) von Mercedes. Bei diesem System sind die Federbeine mit so genannten Plunger-Zylindern ausgerüstet, die hydraulisch die „Fußpunkte“ der Stahlfedern verstellen können. Ganz unaufwendig ist dieses System nicht: Ständig werden 200 bar hydraulischen Drucks vorgehalten, damit bei Bedarf servohydraulische Ventile die Plunger-Zylinder verstellen können. Das tun sie immer dann, wenn die Fahrzeugsensorik bestimmte Fahrzustände erkennt und die Elektronik diese Erkenntnisse in Steuersignale umsetzt. So lässt sich zum Beispiel die Neigung bei Kurvenfahrt ebenso reduzieren wie das Nicken beim Bremsen. ABC ist auf den Schwingungsbereich bis 5 Hertz ausgelegt – höherfrequente Schwingungen halten Gasdruckdämpfer von den Insassen fern. Entlastet von der niedrigfrequenten Basisarbeit, können diese Dämpfer besonders komfortabel ausgelegt werden. Zudem bietet ABC einen sonst für Luftfederungen typischen Vorteil: Anhand der eingestellten Plunger- und Federwege erkennt die Fahrzeugelektronik, wie stark das Fahrzeug beladen ist, und regelt daraufhin wieder das Normalniveau ein. Das nicht ganz billige ABC-System wird derzeit nur in der Oberklasse angeboten, unter anderem in der S-, CL- und SL-Klasse.

Der Bypass-Trick von Agility Control

Stoßdämpferregelungen gibt es von zahlreichen Herstellern, sei es mit oder ohne elektronische Regelung. Ganz ohne Elektronik kommt ein System aus, das Teil des Agility-Control-Pakets von Mercedes ist. Dabei handelt es sich um eine amplitudenabhängige Stoßdämpferregelung: Bei gemäßigter, wenig sportlicher Fahrt wird die Dämpferkraft automatisch verringert, was den Abrollkomfort verbessert. Bei dynamischer Kurvenfahrt oder schnellen Ausweichbewegungen wird dagegen die maximale Dämpfung eingestellt und das Fahrzeug auf diese Weise stabilisiert. Die Besonderheit der von ZF Sachs entwickelten Dämpfer ist im Inneren der Kolbenstangen zu finden: Ein zusätzliches Ölreservoir mit Verschiebekolben regelt Menge und Fließgeschwindigkeit des Hydrauliköls durch das Kolbenventil. Bei kleineren Bewegungen fließt das Öl zunächst in das Ölreservoir – die Dämpfkraft wird verringert. Bei holprigen Strecken oder Wankbewegungen aufgrund Kurvenfahrt und entsprechend größerer Bewegung des Dämpfers schließt der Verschiebekolben das Reservoir und stellt die volle Dämpfkraft zur Verfügung. Mercedes setzt die Agility Control unter anderem in der A-, B- und C-Klasse ein. In noch etwas verfeinerter Form wird das Ganze als Advanced Agility Control bezeichnet. Dabei kann man zusätzlich noch zwischen einem Sport- und einem Komfortmodus wählen.