Innendurchmesser

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Ermittelt werden die Kilometer-Schätzungen auf Grundlage einer Datenbank mit Werten von Referenz-Fahrzeugen, die Schmutzenhofer in den vergangenen Jahren bei seiner Arbeit gesammelt hat. Er selbst gibt an, in den vergangenen 14 Jahren in über 1,5 Millionen Motoren hineingehorcht zu haben – ein enormer Aufwand, der nur schwer zu glauben ist. Denn bei 220 Arbeitstagen pro Jahr wären das rund 487 Motoren pro Tag. Dadurch kann er angeblich heute unterscheiden, wie unterschiedlich etwa ein TSI-Motor mit 1,2 Litern mit 30.000 Kilometern, 40.000 und 50.000 Kilometern klingt.

ADAC: Aufwand zu hoch

Von der Erfindung sind längst nicht alle überzeugt. Der ADAC beispielsweise sieht den Tacho-Spion kritisch. Im Großmaschinenbau, zum Beispiel bei Schiffsdieseln, sei es zwar durchaus üblich, den Verschleißgrad per Ultraschall zu ermitteln, meint ADAC-Technikexperte Arnulf Thiemel. Die Messergebnisse von Schmutzenhofers Tacho-Spion stünden aber auf wackligen Füßen. In seiner Datenbank stehen die akustischen Charakteristika von rund 11.000 Fahrzeugmodellen – vom Youngtimer aus den 1990er-Jahren bis zu aktuellen Modellen. Doch für ist Thiemel nicht zweifelsfrei geklärt, dass diese Fahrzeuge nicht teilweise vorher manipuliert wurden. „Für belastbare Ergebnisse und eine seriöse Datenbank müssten Aberhunderte Referenz-Fahrzeuge nach definierten Abständen und Laufleistungen gemessen werden - und das unter notarieller Aufsicht. Dieser Aufwand ist selbst für den ADAC einfach zu groß”, so Thiemel.

Bei dem eingangs erwähnten Mercedes Kombi misst Schmutzenhofer 155 RMS – ein Indiz darauf, dass der Wagen viel mitgemacht habe in seinem Leben. Für den Besitzer des alten Mercedes ist das Messergebnis dennoch eine gute Nachricht: Sein Wagen ist zwar technisch in keinem besonders guten Zustand. Aber immerhin wurde wohl nicht am Tacho gedreht. Denn wenn manipuliert wird, dann meistens um mehr als 100.000 Kilometer. Mit überschaubarem Aufwand sollte es möglich sein, den 230 TE wieder für viele Kilometer fit zu machen. (mfz)