Interview mit Walter Röhrl beim Edelweißrennen

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Heise Autos:
Ja, das wollt ich Sie sowieso fragen. Wie ist das denn, wenn man Wettbewerbsfahrzeuge von sich nach so langer Zeit wieder sieht? Kommt es da vor, dass man Autos in der Erinnerung verklärt hat, und man dann feststellen muss: Ja, so toll war er jetzt doch nicht. Oder dass man andererseits Autos schlechter in Erinnerung behalten hat und dann letztendlich positiv überrascht ist?

Walter Röhrl:
Ja, die Gefahr ist natürlich schon gegeben. Heut mit den modernen Autos. Ich mein, ich bin seit 24 Jahren bei Porsche. Ich fahr ständig die besten und tollsten Autos, die es gibt. Und da denkst du dann manchmal schon, wenn du in eins dieser alten Autos einsteigst: Das war ja eine ziemliche Kiste, auf Deutsch gesagt. Ja, die Technik bleibt ja nicht stehen. Was da passiert ist in den letzten 40 Jahren! Aber auf der anderen Seite ist es dann auch bewundernswert und du denkst dir: „Daß ich mit dem Auto damals so schnell habe fahren können, das ist eigentlich ein Wunder.“

Heise Autos:
Ach so, da fällt einem erst heut wieder auf, was man damals geleistet hat?

Walter Röhrl:
Ja, genau. Das Fahrwerk von damals ist natürlich nicht vergleichbar mit einem modernen Auto. Und dann fällt dir auch wieder auf, daß du in so einem Auto keine Elektronik hast. Und das ist auch das, was mich heute wieder fasziniert an den Oldtimern. Daß du da wieder das Gefühl hast, dass es an dir liegt. Weil heute macht ja schon sehr viel die Elektronik für dich.

Heise Autos:
Macht es denn dann einem Walter Röhrl überhaupt Spaß ein gutes modernes Auto zu fahren. Oder sagen Sie da: „Das kann ja jeder, da kann ich ja nichts tun.“

Walter Röhrl:
Ja, das macht schon Spaß, sagen wir mal, wenn man die Möglichkeiten eines modernen Fahrzeugs ausschöpft. Da kannst du dann nämlich sauschnell fahren – das muss dann natürlich auf der Rennstrecke passieren, wohlgemerkt. Aber da kannst du dann sauschnell fahren. Und dann wird es natürlich wieder spannend. Auf der Straße im Alltag dagegen merkst du von dieser ganzen Fahrwerkstechnik eher wenig. Da macht dann ein Oldtimer wieder Spaß, weil der schon bei vergleichsweise geringen, vorschriftsmäßigen Geschwindigkeiten den Fahrer fordert, weil er eben nicht perfekt ist. Da ist das schon bei vorschriftsmäßigen Geschwindigkeiten richtiges Autofahren. Also die Fehler im Fahrwerk machen dann komischerweise wieder Spaß. Und du merkst dann auch, dass es früher viel schwieriger war, schnell zu fahren. Diese alten Autos sind einfach viel schwieriger zu fahren als die modernen Autos.