Interview mit Walter Röhrl beim Edelweißrennen

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Heise Autos:
Ja gut, nach Arganil** wundert mich nichts mehr. Aber Sie haben ja selbst mal gesagt, das war gar nicht Ihre beste Sonderprüfung.

Walter Röhrl:
Nein, die beste Prüfung war bei der Monte Carlo 1984 in den französischen Seealpen.

Heise Autos:
Gar nicht weit weg von Lac de Tignes, wo der schlimme Flugzeugabsturz war?

Walter Röhrl:
Nein, genau da. Da hatte es innerhalb kürzester Zeit ein paar Meter Schnee hergehauen und du hast nur einen weißen Hang gesehen. Auf der einen Seite ging´s irgendwo runter und auf der anderen Seite ging der Hang nach oben. Du hast aber überhaupt keine Übergänge und Konturen gesehen. Und da musste ich als erster drüber und bin gefahren wie ein Irrer. Weil ich wusste, der Stig Blomqvist kann da als zweiter viel schneller drüber. Da ist nämlich erstens der Schnee weg und zweitens sieht er durch meine Spuren wo´s langgeht. Und trotzdem ist der Stig sechs Sekunden langsamer gewesen als ich. Das war die beste Sonderprüfung in meinem Leben.

Heise Autos:
Aber da sind Sie heut schon noch stolz drauf, oder? Weil Sie mal gesagt haben, das was ich gestern gemacht hab, interessiert mich heut nicht mehr …

Walter Röhrl:
Ja, wissen Sie, man wird da halt immer wieder drauf angesprochen und darum bleibt das einem so im Gedächtnis. Mich selbst würde das heute nicht mehr so interessieren. Ich geh heut voll in meinen Job für Porsche auf. Das interessiert mich und das beschäftigt mich auch. Die Rallyes vor 30, 40 Jahren sind für mich heut nicht mehr so relevant, ehrlich gesagt.

Heise Autos:
Ehrlich? Wacht man da nicht noch manchmal in der Nacht auf und sagt sich, „das war schon gut“?

Walter Röhrl:
Nein, nie. Ehrlich nicht. Allein denk ich wirklich nie an solche Dinge, ganz ehrlich. Das ist vorbei und ich schau jetzt nach vorn.

* Herbert Völker war damals Chefredakteur der Autorevue in Wien und Pressechef der Olympia-Rallye.

** Sonderprüfung auf der Rallye-Portugal 1980 bei der Walter Röhrl und Christian Geistdörfer blind durch den Nebel fuhren und dem Zweitplatzierten Björn Waldegaard auf Mercedes fast vier Minuten und dem internen Rivalen im Fiat-Team Markku Alen fast fünf Minuten abnahmen. Seither gilt diese Sonderprüfung als absolutes Meisterstück von Fahrer und Beifahrer. Das ist der Beweis für das fotographische Gedächtnis von Walter Röhrl und die Präzision von Aufschrieb und Ansagen des Christian Geistdörfer. (fpi)