Alliance of Automobile Manufacturers beantragt Zulassung von Kameras statt Außenspiegeln

Kamera-Petition

Die Alliance of Automobile Manufacturers hat bei der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHSTA einen Antrag eingereicht, statt Außenspiegeln auch Kameras und Bildschirme zuzulassen

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Von
  • Florian Pillau

Washington DC, 3. April 2014 – Ein alter Traum der Tuningszene und eine Hoffnung der Aerodynamiker könnte in den USA möglicherweise irgendwann einmal in Erfüllung gehen: Autos ohne Außenspiegel. Der internationale Verband Alliance of Automobile Manufacturers, dem BMW, Chrysler, Ford, General Motors, Jaguar Land Rover, Mazda, Mercedes-Benz USA, Mitsubishi, Porsche, Toyota, Volkswagen Group of America and Volvo Cars North America angehören sowie der E-Autobauer Tesla Motors haben in den USA bei der Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA einen Antrag eingereicht, statt Außenspiegeln Kameras und Bildschirme zuzulassen.

Der Verband begründet den Antrag damit, dass man mit Kamerabildern dem Autofahrer einen besseren Eindruck vom rückwärtigen Verkehrsgeschehen vermitteln könne. Ein weiterer Vorteil wird in einer Verbesserung der Aerodynamik gesehen. Kleine Kameras anstelle der unvermeidlich großen Außenspiegel könnten einen nennenswerten Beitrag zur Verbrauchsreduktion leisten.

Die Kamera-Petition hat einen aktuellen Anlass

Unter anderem heißt es in dieser Petition, dass „Kameras zusätzliche Gestaltungsfreiheit bringen. Die Idee wird seit den 1990er-Jahren entwickelt, als das Department of Energy zusammen mit den Automobilherstellern begann, eine energieeffiziente Studie mit Kameras anstelle von Außenspiegeln zu entwickeln“. Die Branche rechnet mit einer Ersparnis von etwa 0,1 bis 0,3 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer, was relativ viel ist im Verhältnis zum Aufwand. Vergleichbare Erfolge durch Verbesserungen am Antieb sind in der Regel deutlich teurer.

Die Petition hat einen aktuellen Anlass: Die NHTSA hat soeben die Vorschriften und technischen Anforderungen für Rückfahrkameras veröffentlicht. Diese Sehhilfe wird ab Mai 2018 Pflicht für jeden Neuwagen unter ca. 4,5 Tonnen, davor in Stufen: Ab 2016 gilt die Kamerapflicht für mindestens zehn Prozent der Neufahrzeuge jedes Herstellers, ab 2017 für 40 Prozent. Eine Maßnahme, die laut Behörde vor allem Kinder und Senioren schützen soll. Anlass war der Cameron Gulbransen Kids Transportation Safety Act, der 2008 vom Kongress verabschiedet worden war. Hätte sich die NHTSA an den Zeitplan gehalten, wäre das Ergebnis schon 2011 veröffentlicht worden. Wenn die Kamera-Petition der Alliance of Automobile Manufacturers ähnlich lange bearbeitet wird, können wir also bereits in sechs Jahren mit einer Antwort rechnen.

Autos ohne Außenspiegel sind schon seit Jahren als Prototypen, Studien oder Tuningobjekte zu sehen gewesen. Bislang jedoch erlauben die Zulassungsordnungen der meisten Staaten keine serienmäßige Anwendung der Kameratechnik als vollständigen Ersatz von Spiegeln. Volkswagen nennt so ein Kamera-Monitor-System "e-Mirror" und setzt es beim XL1 bereits ein. Das ist allerdings nur möglich, weil das Spritspar-Auto als Kleinserie mit maximal 1000 Einheiten jährlich homologiert ist (verkauft werden 250). Teslas kommendes "Model X" wird ebenfalls ohne Außenspiegel gezeigt. (fpi)