Klartext: Alarm, Alarm!

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Das Problem dabei: Dann sind diese Menschen halt auch nicht in der Stadt. Sie kaufen nicht ein. Sie arbeiten nicht. Sie gehen nicht aus. Der Grund, dass selbst zum Feinstaubpreis wenige Pendler auf die Öffis umsteigen, liegt ja in deren beschränktem Nutzen für Transportzwecke. Wer glücklich wohnt und passend dazu arbeitet, kann sie sinnvoll benutzen. Der überwiegende Rest bewegt sich trotz Dauerstau im Auto schneller und billiger. Also gab es bisher noch keine Fahrverbote.

Go with the flow

Leider wurde viel zu wenig auf die männliche Kassandra gehört. Wer weniger Schadstoffe bei gegebenem Verkehrsaufkommen möchte, tut gut daran, für Fluss zu sorgen. Man hat nicht nur in Stuttgart das Gefühl, dass hart am Gegenteil gearbeitet wird. Ich möchte ja zum Beispiel selber nicht unnötig Benzin verbrennen. Ich möchte meine Kupplung so selten wie möglich benutzen. Ich rolle lieber, als dass ich stehe. Also achte ich immer auf die Grüne-Welle-Anzeigen. In Stuttgart hat die glaube ich außer mir nie jemand ausprobiert. Wenn man die empfohlenen Geschwindigkeiten genau einstellt, steht man jedes Mal ganz sicher an jeder roten Ampel. Es ist eine rote Welle mit grünen Schildern. Es fällt mir schon schwer, da noch guten Willen zu sehen. Ich achte also immer noch auf sie, nur jetzt eben, um auf keinen Fall das vorgeschlagene Tempo zu fahren, dann passiert man nämlich auch gelegentlich grüne Ampeln.

Es fällt auch immer schwerer, den Alarmen mit dem nötigen Ernst zu begegnen. Mittlerweile hat der Stuttgarter es im Urin, wann wahrscheinlich der Alarm mit Halbpreisöffis kommt: zum Beispiel an kalten Tagen, wenn die Bevölkerung mehr heizt, die Motoren mehr husten, vor allem aber Baustellen öfter stillliegen. Das Argument für Verkehrsfluss ist ja, dass der Ausstoß an Schadstoffen im Stau stark ansteigt. Wenn ich aber sehe, dass genau an den Messstationen von zwei Spuren auf eine mit Stau verdichtet wird, dann nehme ich den Alarm nicht mehr ernst. Wir können uns eigentlich nur in Einem sicher sein: Die Politik wird weiterhin nur aktionistische Zonen in bunten Farben deklarieren, statt für Verkehrsfluss zu sorgen. Der Grund ist gar keine Bosheit, sondern eher irgendwas mit "Un", also Unwillen oder Unfähigkeit. Denn eine Zone kostet fast nichts. Verkehrsfluss dagegen kostet allermindestens Hirnschmalz und Anstrengung. (cgl)