Döner aus Bayern

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Das ist jetzt ein bisschen unfair gegenüber Triumph, denn sie probieren es wenigstens. Es gibt eine Art Konfigurator, auch wenn es noch keine BMW-vergleichbare Auswahl gibt. Bei den anderen Herstellern: Fehlanzeige. Entweder ein System ist dran, wenn du kaufst, oder man kann es im Karton zum Händler schicken, oder es gibt das System eben einfach nicht. Den Zenit der Absurdität stellte vor einigen Jahren die Kawasaki 1400 GTR dar: Ein erstklassiges Tourenmotorrad, für das es keine Heizgriffe gab, nicht für Geld, nicht für gute Worte. Verzweifelt-verschämt musste Kawa Deutschland Heizhandschuhe als Zubehör ausschreiben. Nein, ich habe auch noch nie eine Erstserien-GTR in freier Wildbahn gesehen. Lange haben wir gewartet, dass aus Japan die nächste Generation der Superbikes kommt, jetzt kommt sie wieder aus Bayern. Die überarbeitete S 1000 RR legt sich so prominent in die Auslage, dass die HP4 nur noch abverkauft wird.

Featuritis, die profitable Krankheit

Features verkaufen Hauptprodukte, Hauptprodukt-Kunden kaufen Features. Denn ein Feature ist das auf einen Listenpunkt kondensierte Versprechen, etwas tun zu können. Das Gas eines 200-PS-Motors im Eck ohne Angst grobmotorisch voll aufreißen zum Beispiel. Hersteller können hier auch auf einen enormen Erfahrungsschatz nicht nur von BMW Motorrad, sondern auch vieler Autohersteller zurückgreifen. Da liegt eine Geldader. Aber keiner will sie schürfen. Außer BMW. Es gibt für die S 1000 RR jetzt neu: einen Schaltautomaten mit automatischem Blipper, damit man auch runterschalten kann, einen racing-mäßig brabbelnden Pitlane-Limiter, am Cockpit einstellbare, frei konfigurierbare Settings für alles, Launch Control, Tempomat, Heizgriffe, ein automagisch adaptives Fahrwerk, Data Recording auf USB-Sticks und für richtige Rennfahrer für vergleichsweise faires Geld Racing-Software für die Serien-ECU und eine Einstellsoftware, die das Fahrwerk kurvengenau programmiert. Dazu noch einmal scharfe Soße und dann einpacken, bitte. Ist gekauft.

"Ich weiß wirklich nicht, was man an dem Motorrad jetzt noch besser machen sollte", sagte auch diesmal wieder mehr als eine Person nach den Testfahrten auf der 2015er S 1000 RR – dasselbe Geschwätz halt, das bei jeder neuen Modellgeneration bei jedem Hersteller abgesondert wird. Ich weiß genau, was in der nächsten Generation besser sein wird: Der Kat muss schneller warm sein wegen Euro 4, es wird weiter gefeilt werden am Grundmotorrad, und es wird neue Features für die Liste geben. Anders als den Testfahrern mangelte es dem RR-Projektleiter überhaupt nicht an Kreativität: "Ich hab da schon ein paar Ideen." Vielleicht kann er den Japanern welche davon verkaufen. (cgl)