Klartext: Elektroland

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Unsere ungewöhnliche Situation eignet sich besonders gut für Solarstrom. Da ich tagsüber im Haus arbeite, stelle ich tagsüber die großen Maschinen an, damit ich abends Ruhe habe: Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine und den Herd verwende ich mittags auch. Deshalb reicht eine kleine Pufferbatterie wahrscheinlich für sehr hohe Eigenverbrauchsraten. Der größte Verbraucher wäre das Auto. Selbst das steht oft zur Sonnenscheinzeit wieder am Hauslader, denn meine Frau arbeitet als Lehrerin. Sie muss daher zwar zur unchristlichen Uhrzeit 5:40 aufstehen, dafür können wir jedoch an manchen Tagen gemeinsam zu Mittag essen, während das Auto mit Stromüberschuss vom Dach lädt. Besser ginge es nur als Rentner.

Wolkenstrom

Nun werden die wenigsten Haushalte ähnlich ideale Voraussetzungen haben für den Betrieb des E-Autos. Ganz vom Gedanken der steuerfreien Fahrenergie müssen sich jedoch auch Double-Income-9-to-5-Haushalte nicht verabschieden. Die sächsische Firma Senec (kürzlich aufgekauft von der EnBW AG) bietet gegen eine monatliche Gebühr zum Beispiel virtualisierten Eigenstrom an, in ihrer „Strom-Cloud“. Dabei misst Senec die überschüssige Energie vom Dach und schreibt die Kilowattstunden einem Konto gut.

Diese gezählten kWh kann der Kunde zeitlich unabhängig verbrauchen – für die meisten bedeutet das: abends. Er kann sie auch örtlich unabhängig verbrauchen, also in einem Ferienhaus oder (wichtiger) an allen Elektroauto-Ladesäulen im EnBW-Roaming Verband "mobility+" (derzeit über 30.000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Das klingt mir nach einer spannenden Lösung für normal Angestellte mit Solaranlagen daheim. Wenn ich länger darüber nachdenke, klingt es auch spannend für mich, sonst muss ich im Winter ja besteuerten Strom zum Fahren zukaufen.

Hat gar nicht wehgetan

Wenn wir über nötige Veränderungen reden, dann dreht sich die Diskussion meistens um Verzicht, um Verlust. Mobilität soll teurer werden, schlechter, weniger. Wenn der Plan aufgeht, wird meine Mobilität dagegen billiger, besser, und wenn das wo wird, werde ich auch mehr fahren. Dass ein E-Auto schöner fährt als ein Verbrenner, weiß jeder, der es je versucht hat. Wartungskosten werden so überschaubar wie das Potenzial, etwas zu verpfuschen. Fahrstrom kommt steuerfrei aus der Sonne. Selbst die teure Batterie wird in unseren Breitengraden lange halten, weil sie stets in der erdtemperierten Hanggarage herumsteht. Das sind alles Sachverhalte, die nicht in einen einzelnen Zuruf passen. Ich werde also mit meinem E-Up regelmäßig zum Dorfstammtisch fahren und jedes Mal nach dem Benzinpreis fragen. Die Zeit arbeitet für mich. (cgl)