Gone Soft(ware)

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Ich kann mich erinnern, wie ich für meinen damaligen Artikel Andrea Ricci anrief, der die ausgezeichnete Traktionskontrolle der Aprilia RSV4 Factory APRC verantwortete (kürzlich hat ihn Ducati dort weggekauft). Er hatte ja auch die Kawasaki gebenchmarkt, was war seine Meinung dazu? "Vell, eet eez not a REAL traction control", sagte er. Um ein realitätsnahes Modell des Kammschen Kreises aufzubauen, braucht die Software eine Vorstellung vom ungefähren Schräglagewinkel. Sonst wird's schwierig mit der Wahrsagerei.

Jetzt hat Kawasaki mit dem Einkauf des Bosch-Schräglagenschätzeisens nachgerüstet. Vielleicht, um den Europäern einmal auf europäische Art zu antworten, disste Matsuda-San Riccis Arbeit an der Ducati 1299 Panigale in einem Aufwasch mit BMWs S 1000 RR und Yamahas R1. Alle Konkurrenzkräder waren (seinen) Benchmark-Messungen nach schlechter als sein Motorrad. Natürlich. Wakarimashita. Tatsächlich ist die neue Zehner ein außergewöhnliches Motorrad geworden, mit Abstand das schnellste Superbike nach Japan-Bauart. Wer das Race Kit kauft, erhält auch plötzlich fettes Drehmoment. Als einzige Traktionskontrolle baut Kawas Software auch in Echtzeit ein Reifenmodell auf. Weder spezielle Modi noch ein Einlernen sind erforderlich, wenn du auf egal welche Bereifung inklusive Slicks wechselst. Sehr bedienerfreundlich. Und die TK regelt jetzt wirklich besser als vorher. Also zeigt sich wieder einmal das, was schon Kungfutse gesagt haben könnte: Die beste Software taugt nichts ohne gescheite Hardware. Und Software komplexer machen heißt nicht automatisch, dass sie auch besser funktioniert. (cgl)