Klartext: Meinungsreifung

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Dieses Leid klagte ich dem guten Frank Spenner. Der ist allerdings Rennfahrer, sein Tipp daher nur: "Fahr einfach schneller, der Reifen kann das schon. Ich kenn den, der geht." Das Rennfahrergehirn kann dabei nicht verarbeiten, dass es uns Lullies nicht darum geht, was der Reifen physikalisch kann, sondern wie gut das Gefühl ist, dass er dem Fahrer vermittelt. Je besser das Gefühl, umso schneller die Rundenzeiten und umso höher der Spaß. Wir wollen das Gefühl satter Sicherheit, das nicht Fake sein darf, sondern wegen unserer Belastungsspitzen echt sein sollte. Fürs Auto gilt da genau dasselbe. Die Serienreifen des Toyota GT86 sind sehr lustig, weil sie aus Seife mit Ruß bestehen. Jede Leistungsabgabe aus dem kleinen Motörchen stellt das Auto quer. Aber wenn ich sehen möchte, wie schnell konkret ich mit diesem Wagen fahren kann, gehe ich zum Reifenservice und lasse mir dort am besten nichts von der Fachpresse gelobtes aufschwatzen, sondern kaufe gleich was Gescheites.

Ein Renntraining kostet viel Geld. Ohne gescheite Reifen ist dieses Geld bestenfalls keine besonders gute Investition und im schlimmsten Fall die Ursache für eine unfreiwillig genommene Bodenprobe. Ich ging nochmal zum Reifenhändler und sagte ihm zähneknirschend, er solle diesen schwarzen Dreck von meinen Felgen entfernen und einen Satz Rennstreckenreifen montieren, Marke relativ egal. Damit wurde der Rest des Trainings wunderbar.

Die S20 wollte ich dann einer jungen Dame mit denselben Reifenmaßen aufschw... weiterverkaufen, weil sie trotz all meiner Erzählungen unbedingt Straßenreifen wollte. Sie ist jung, sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen. Oder auch nicht: Am Ende des Tages hörte sie auf alten, weisen Rat. Ich habe also einen neuen Satz Bridgestone S20 zu verkaufen, gerade mal eingefahren. Die Fachpresse ist voll des uneingeschränkten Lobes. Für die Straße. Oder zum eigene Erfahrungen machen. (cgl)