Es gibt kaum noch GrĂĽnde fĂĽr Motorrad-Navis

Klartext: Motorrad-Navi-Elend

TomToms Motorrad-Navi-Reihe Rider saugt sich voll Wasser. Garmin kann keine Stromstecker bauen. Software können sie beide nicht. Kein Wunder, dass in diesem Umfeld kleine Klitschen wie Calimotor Traktion finden

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stets habe ich für spezielle Motorrad-Navis gesprochen. Aber langsam gehen mir die Argumente aus – gar nicht die prinzipiellen, denn die stimmen immer noch: Angepasste Spezial-Hardware kommt besser mit den Bedingungen am Motorrad zurecht. Dinge wie: enorme Vibrationen, Regen, Staub und Gerätetemperaturen von +80° bis -20° C. Auf solcher Spezial-Hardware läuft dann Spezial-Software, die auf Bedürfnisse der Motorradfahrer eingeht, prominentest das Kurven fahren. Aber gerade habe ich die Smartphone- (und Web-)App Calimoto im direkten Vergleich mit drei teuren, speziellen Motorrad-Navis gesehen und musste fast weinen.

Die Hardware-Argumente bleiben. Im Dauerbetrieb muss ich allerdings eingestehen, dass weder TomTom noch Garmin das so richtig gut machen in den aktuellen Generationen. TomToms Rider-Reihe der Generation 4XX hat irgendeinen Konstruktionsfehler, weil die Geräte sich nämlich bei Regen irgendwann regelrecht vollsaugen mit Wasser. Das stellte ich fest, als im starken Regen wie in einem Aquarium Wasser hinter der Touchscreen-Scheibe stand. Tapfer brachte mich das Teil noch heim, wo ich es sofort öffnete, um es zu trocknen. Zu spät: Am nächsten Morgen zeigte es nur noch einen weißen Bildschirm an. Ich kaufte als Ersatz gebraucht ein Garmin Zumo 590.

Profi-Defekte

Nun geht in der Szene das hartnäckige Gerücht um, dass TomTom eher die Consumer bediene und Garmin eher die Profis. Wahrscheinlich liegt es am höheren Preis, den Garmin aufruft. Viel Mühe gaben sie sich auch beim transflexiven, hintergrundbeleuchteten, resistiven Touchscreen (Handschuhe!). Alles schön. Alles gut. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass der Garmin-Schirm selbst bei Hochsommersonne kaum besser lesbar ist als TomToms modern heller TFT. Manche aktuellen Smartphones können es sogar besser. Die 59X-Geräte hatten zudem ein Problem ausgerechnet mit Vibration: Der Akku-Stecker verlor an zwei Pins immer wieder den Kontakt, sodass die Laufzeitschätzung durcheinander kam, und selbst bei vollem Akku eine Warnung ausgab oder gleich abschaltete. Die Folgegeneration des Akkus sollte das Problem nicht mehr haben, laut Garmin.

Laut Praxis hat sie es aber genauso, nur nicht gleich ab Werk, sondern nach 12.000 Kilometern auf der KTM 1190 des Vorbesitzers. Auf der Einzylinder-Duke ging es trotz dreifach in Reihe geschalteter Gummipuffer schnell weiter. So viel zum Thema Profi-Gerät. Das TomTom hing nur mit den Dämpfern des KTM-Adapters an der Duke und hielt das problemlos aus. Es ist schon ein bisschen doof, wenn du nicht weißt, ob du dich auf deine hunderte Euro teure Spezial-Hardware verlassen kannst. Vielleicht bist du dann besser dran, ein bekannt empfindliches Gerät (Smartphone) schonend zu verwenden. Denn dann kannst du dort Software verwenden, von denen Motorrad-Navi-Kunden nur träumen.