Mein treuer Kamerad, der Honda Zoomer ist verstorben

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Die Kehrseite: Wenn die Maschine von uns gehen muss, trauern wir ihr hinterher. Es gibt in der Trauer vielleicht einen quantitativen Unterschied, ob ein Mensch, ein Hund oder ein Motorfahrzeug von uns geht, aber beim geliebten Familienauto sicherlich keinen qualitativen. Das ist alles Trauer, mal stärker, wenn die Oma auf dem Friedhof betrauert wird, mal weniger stark, wenn „Goldi” der goldene Passat auf den Schrottplatz muss. Aber frohe Anlässe sind das beide nicht.

Phasen der Trauer

Zu meiner Trauer kommt Ärger. Wieso schafft eine Honda keine 7000 Kilometer? Unerhört! Ich kaufte den Zoomer Honda aus dem Pressefuhrpark ab, weil ich mich während einer Artikelaffäre in ihn verliebt hatte. Als er kam, war er frisch gewartet, machte aber Geräusche, die ungesund klangen und während des Artikels definitiv noch nicht da waren. Ich öffnete den CVT-Kasten, der mir zwei Esslöffel Aluminiumabrieb präsentierte. Am CVT fehlte eine Distanzbuchse, das Getriebe fraß sich ins Motorgehäuse. Ich setzte die fehlende Distanzbuchse ein und dachte, alles sei nun gut. War es auch, für meine rund 6000 Kilometer. Aber jetzt diagnostizierte die Werkstatt einen Kurbelwellenschaden, der sich danach anhört, als hole mich die Vergangenheit ein: Kurbelwellenende angefräst, dort jetzt der Dammbruch.

Zur Schuld der Einschläferung kommt jetzt noch die Schuld an der Krankheit überhaupt: Ich hätte gleich damals etwas tun müssen! Es war offenbar nicht okay, und damals hätte ich auch noch mit Honda sprechen können. Nach 6000 km damit fahren geht das nicht mehr. Wieso war ich mir sicher? Arg! Selbstvorwürfe zerfressen mich. Sie kommen wie immer zu spät. Der Zoomer ist längst in den Brunnen namens „wirtschaftlicher Totalschaden” gefallen.

Zoomerleins Tod soll mir eine Lehre sein. Ich bin in meinem Leben als Zurnotschrauber mit vielen Schlampereien durchgekommen. Diese eine hat mich jetzt eingeholt. Der Tod meines Rollers soll nicht umsonst gewesen sein: Fürderhin werde ich beim Schrauben die Sorgfalt an den Tag legen, die meinem fortgeschrittenen Alter entspricht. Denn warum macht der weißbärtige Werkstattmeister immer alles ganz genau? Weil ihn das Schlampen so oft in den Arsch gebissen hat, dass er etwas daraus lernte. Auf dem Grabeskreuz (einfache Buche) des Zoomers soll stehen: „Er war ein Freund und Lehrer” Und alle werden denken, dort liegt ein Hund begraben. (cgl)