Klartext: Wenn der Diesel in den Straßen fließt

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Dass Preise von Angebot und Nachfrage geregelt werden, erzählt man jungen BWL-Studenten, damit sie die harte Wahrheit auf später verschieben können: Emotionen regeln Preise regeln Emotionen. Sonst könnten sowohl Aldi als auch Apple den Laden zuschließen. Eine weitere Wahrheit: Der Mensch schätzt Risiken sehr realitätsfern ein. Autofahren scheint ihm sicher, solange er am Steuer sitzt, obwohl er im Straßenverkehr mit der größten Wahrscheinlichkeit verstirbt. Im Kreise der Bekannten fühlt er sich dem Gewaltverbrechen fern, obwohl es ebenda in der Realität am häufigsten über ihn hereinbricht. Vor Terror und Stickstoffdioxid haben wir deshalb Angst, weil sie uns ständig entgegengeschrien werden. Terror wirkt erst, wenn alle mitschrei(b)en, das ist das offene Geheimnis der asymmetrischen Kriegsführung. Aktuell schreiben alle mit, dass der Diesel eine gefährliche Sache ist. Goldman Sachs rät vom Kauf ab. Betrachten wir also den größten Angstpunkt, das größte Einzelrisiko.

Verbieten, wegsperren, vernichten

Das heißt „Fahrverbote in den Städten” und bedeutet eine erhebliche Nutzenminderung des Fahrzeugs für Pendler, die mit entsprechenden Emotionen und Preisen einhergeht. Diese Fahrverbote sind aus den Plänen der Städte deshalb nicht wegzudenken, weil sie seit 2015 auf Einhaltung der Luftgrenzwerte verklagt werden können, was unser spezieller Freund, der Herr Resch (DUH) dann auch mit Gusto tut. Die Städte müssen den Schiedsgerichten wahrscheinlich irgendwas zeigen, einen Beleg nicht für Wirksamkeit, aber eben mindestens für Tätigkeit. Die derzeitigen niedrigen Grenzwerte für Feinstaub und selbst Stickoxide können an manchen Tagen ohne jedes Auto überschritten werden. Wenn das jedoch passieren sollte und die Stadt schon irgendetwas verboten hat, kann sie darauf verweisen, dass sie ja was getan hat, Wirkung oder nicht. Wenn dann Gott einen giftigen Furz hat fahren lassen (höhere Gewalt), kann die Stadt auch nicht mehr tun als beten.

Daraus ziehe ich durchaus einige Hoffnung darauf, dass Dieselpendler oder wichtiger: die städtischen Betriebe aller Größen mit ihren Dieseltransportern einen Ausnahmeaufkleber erhalten könnten. Das ist jedoch alles völlig ohne Belang für den Dieselneukäufer. Er kauft Euro 6, besser Euro 6c. Motoren dieser neueren Zulassung sind in den Plänen der Verbote praktisch immer außen vor, darunter auch in den Vorschlägen zur Blauen Umweltzone. Selbst bei schlechten Euro-6-Modellen mit in der Realität scheußlichen Abgaswerten schaut es also mit Nutzung recht gut aus. Die großen, wichtigen Motoren vor allem deutscher Hersteller liegen auch in der Realität bei sehr guten Werten. Alle Dieselmotoren auszusperren wäre die industriefeindlichste Politik in der Geschichte der Republik – denkbar, aber sehr unwahrscheinlich. Wie käme der Pendler danach in die Stadt? In einem wesentlich älteren Benziner (Wertverfall Diesel). Würde sich die Luft mit einem derart veränderten Fahrzeugpool unterm Strich verbessern? Ich glaube nicht, Tim.

Ich glaube deshalb vielmehr, dass der Kollege das Richtige tat. Eine bessere Gelegenheit, einen T6 günstig zu kaufen wird so schnell nicht wieder kommen. Der neue Diesel-Vierzylinder zeigt gute Werte bei Abgas und Verbrauch. Wäre ich auf der Suche nach einem VW Bus, wäre ich mit der aktuellen Marktsituation sehr glücklich. Aber ich bin es nicht, und bis ich einen Dieselbus kaufe, bin ich auch nicht besser als die Bank, die Dinge empfiehlt, die sie selber nicht tut. Die sichere Mark sitzt derweil in einem Benzin-Elektro-Hybrid. Investieren! Herzlichst, Ihr Lloyd Blankfein. (cgl)