Yamaha bringt die uralte SR 400 nach Deutschland

Yamaha HipSR 400

In Deutschland war sie damals der Hit, die Yamaha SR 500: Gerade so viel Modernität, dass sie zuverlässig wurde, fairer Preis, einfach aufgebaute Technik. Jetzt kommt die SR 400 aus Japan, um da anzuknüpfen

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Ich habe einen Hut, eine Hornbrille, eine Mundf... einen schönen Bart, und alle meine Tatus haben einen ganz tiefsinnigen tieferen Sinn. Ich fahre SR 400, weil die gerade zu meiner Retrojeans passt. 7 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Ein Raunen geht durch die Menge der Männer mit Bärten. Yamaha bietet wieder eine SR in Deutschland an. Zugegeben, es ist nicht die SR 500, sondern nur die SR 400, die in Japan mit ihrem aus Zulassungsgründen kleineren Hubraum seit 1978 durchgängig weitestgehend unverändert gebaut wird, aber immerhin. Yamaha zielt auf zwei potenzielle Käufergruppen mit Bart. Die erste Gruppe ist jünger und trägt einen Bart aus modischen Gründen. Die zweite Gruppe ist älter und trägt einen Bart, weil sie das schon immer so gemacht haben.

Der zweiten Gruppe wächst die SR 400 schnell ans Herz, denn Yamaha hat nur das neu gemacht, was unbedingt zur Zulassung neu sein muss. Sonst ist alles, wie sie es immer gemacht haben. Das Motorrad sieht fast genauso aus wie immer. Es gibt kein ABS, weil das erst ab 2016 Pflicht zur Zulassung ist, und es gibt keinen E-Starter, weil der überhaupt keine Pflicht ist. Stattdessen bietet Yamaha den bewährten Komfort-Kickstarter an, mit Dekompressionshebel und Totpunkt-Anzeiger am Zylinderkopf. Damit springt die SR 400 tatsächlich warm meistens auf den ersten Kick an – gut für den traditionellen Aufkleber mit "One Kick Only" drauf.

SR 2014: 1978 plus hässliches Geschläuch

Das Licht muss heute immer an sein zur Zulassung, es gibt einen Warnblinker und statt Vergaser eine hemdsärmelig reingequetschte Einspritzanlage mit Kat und Lambda-Regelung und einem sehr hässlich sichtbaren Geschläuch, das Frischluft aus der Airbox vor die Lambda-Sonde einlassen kann. Schlussendlich hat ein böser Mensch noch das mir so verhasste Duschkopf-Chromplastik an diese Maschine geschmuggelt, in Form von Schraubenabdeckungen für die Lenkerklemmung (sofort wegschmeißen). Aber sonst ist alles so wie seit über 30 Jahren schon. Es hat 23 PS. Es ist für das Gebotene sackschwer, wie aus Gusseisen. Es kommt mit einer Bremsleistung, wie sie heutige Geländemotorräder überbieten. Es gibt nur veraltete Reifentechnik. Und so weiter. Alles Dinge also, die Männer mit Bärten toll finden.

Deshalb gelingt es Yamaha, dieses Krad mit Bart wirklich an den Mann mit Bart zu bringen – trotz des überhöhten Preises von 5795 Euro plus Überführungskosten. Ich meine: Dieses Teil steht damit bei den meisten Händlern neu für über 6000 Euro im Laden! Für ein Motorrad, dessen Werkzeuge seit 30 Jahren abbezahlt sind! Dafür kriege ich drei SR 500 im geleckten Bestzustand plus Ersatzteile. Nein, die Kundschaft müssen ältere Herren sein, die damals dieses Krad verpasst haben und es heute in warmer Nostalgie nachholen möchten – neu mit Garantie. Der Preis spielt da nur eine leise Nebengeige.