Klartext: Zukunftsrückspiegel

Über Husqvarnas 401 Vitpilen und Svartpilen

Husqvarna hat auf der Eicma ihre 401-Modelle gezeigt, wie sie in Serie aussehen. Die Vitpilen und Svartpilen werden also in Serien wirklich so ausschauen wie ihre tollen Prototypen. Endlich mal nicht Retro!

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

"Es war ja nicht ALLES schlecht damals", werden wir in 20 Jahren über den Retrotrend sagen. Und dann wird die Flut der Mode wie immer hauptsächlich zwei Arten von Dingen hinterlassen auf dem Strand der Erinnerung: die Liebhaber-Stücke und die außergewöhnlichen Stücke. Ein gutes Beispiel für ein Liebhaber-Stück wäre die Kawasaki W650/W800. Sie wurde 1999 als Wiederbelebung eines Motorrad des Sechzigerjahre auf den Markt gebracht, fuhr genauso alt, wie sie aussah und fand genau deswegen ihre Freunde in der rückwärtsgewandten Nische. Sie wird ihre 20 Jahre locker schaffen, obwohl sie keinen einzigen neuen Gedanken brachte, denn sie wollte ja an alte Gedanken erinnern.

Eins meiner liebsten Beispiel für ein außergewöhnliches Stück findet sich in Hondas Hawk (RC 31), die 1988 erschien. Sie formte den ursprünglichen Motorradgedanken in der damals modernen Technik aus: Aluminiumrahmen, mit 168 kg relativ leicht, ein standfester V-Motor und als kleine Extravaganz eine Einarmschwinge, die zusätzlich der Wartungsfreundlichkeit diente. Wer etwas an der Hawk abschrauben wollte, fand eigentlich nur ein Teil, das keine wichtige Funktion erfüllte: Die ausladende Heckverkleidung wurde gelegentlich entfernt oder gegen etwas Knapperes getauscht. Aufgrund dieser Reduziertheit auf den eigentlichen Gedanken sieht die Hawk bis heute so gut aus. Diese Reduziertheit trug zudem wesentlich zu ihrer Beliebtheit als Allround-Alltags-Alleskönner bei, denn je geringer die Komplexität eines Systems, umso einfacher lässt sich als Daumenregel Zuverlässigkeit herstellen.

Schwarzweiß

Das bringt mich zur Eicma-Nachlese, konkret zu den Husqvarna-401-Modellen. Die von Gerald Kiskas Team gezeichneten Prototypen stehen seit zwei Jahren herum. Die nackte RC-8-Variante im Foyer von Kiska erinnert mich immer daran, was von früh gezeigten Prototypen zu halten ist: Sie sind empfindlich wie ein Fötus, und wie ein Fötus schaffen sie schlichtweg nicht immer den Hürdenlauf bis zur Geburt. Und wenn es die Fahrzeuge schaffen, sehen sie häufig ganz anders aus, als der Prototyp es versprach. Ich ignoriere daher die gern früh gezeigten Prototypen aus dem Hause KTM, zu dem Husqvarna gehört. Jetzt allerdings gibt es ein homologiertes Design der 401er, mit Spiegeln, Blinkern, Kennzeichenhaltern. Und sie sehen genauso aus, wie die Prototypen es versprachen.