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Gib Acht

Kurztest: Ford S-Max 2.0 TDCi

Fahrberichte Wolfgang Gomoll
Ford S-Max

Ford leistet sich noch ein vergleichsweise breites Angebot an Vans verschiedener Größen. Am erfolgreichsten war die Marke im vergangenen Jahr in diesem Segment mit dem S-Max, der nun eine neue Automatik bekam. Wie harmoniert die mit dem 180-PS-Diesel?

Der Markt hat sich entschieden, und zwar überdeutlich. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande rund 820.000 SUVs und Geländewagen neu zugelassen. Neben dieser Zahl wirken die knapp 250.000 Kompakt- und Großraumvans geradezu spärlich. Waren vor rund 20 Jahren Vans die Trendsetter, sind es heute Autos, die eine gewisse Tauglichkeit für das Befahren schlechter Wege suggerieren. Vans mögen nicht dem aktuellen Zeitgeschmack entsprechen, sie sind deshalb aber keineswegs eine schlechte Wahl. Ford gehört zu den wenigen Herstellern, die sich noch ein vergleichsweise breites Van-Angebot leisten. Am erfolgreichsten war Ford dabei im vergangenen Jahr mit dem S-Max. Vor dem bevorstehenden Facelift bekam dieser nun eine neue Automatik. Ein Kurztest.

Hoher Praxisnutzen

Ende 2014 wurde der aktuelle S-Max vorgestellt, und er ist noch immer gefragt. Mehr als doppelt so oft wie der pragmatischere Galaxy wurde er 2017 verkauft. Da mag der Trick, ihn als sportlich zu vermarkten, eine Rolle gespielt haben. Als wir ihn im Sommer 2016 in der Redaktion hatten [1], gefiel uns trotzdem eher sein hoher Praxisnutzen. Keine andere gängige Bauform nutzt die Verkehrsfläche so geschickt aus wie ein Van. Auf seinen 4,8 Metern Außenlänge bringt auch dieser Van ein viel besseres Platzangebot mit als jeder vergleichbar lange Kombi. Das gilt sowohl für den Gepäckraum wie auch für das Platzangebot vorn. Dazu kommt eine insgesamt recht ordentliche Verarbeitung, eine geringes Geräuschniveau und ein gut abgestimmtes Fahrwerk. Der aktuelle S-Max bringt also Talente mit, die ihn im Alltag und auf Reisen zu einem angenehmen Begleiter machen.

Leichtfüßiger

Nicht restlos überzeugt waren wir damals von der Kombination aus dem 180-PS-Diesel, Allradantrieb und dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe von Getrag. Trotz potenziell mehr als ausreichend viel Leistung erschien uns der Antriebsstrang etwas zäh. Der aktuelle Testwagen hatte eine neue Achtgang-Wandlerautomatik, die technisch der Zehngang-Automatik im Ford Mustang ähnelt. Das neue Getriebe ist kompakt, wiegt ein Kilogramm weniger als das bisherige, hat eine optimierte Steuerungssoftware und einen deutlich verbesserten Drehmomentwandler. Noch in diesem Jahr wird sie in Galaxy, Mondeo [2] und den neuen Focus einziehen. Eine gute Entscheidung, denn das neue Getriebe macht seinen Job sehr ordentlich. Die feinere Stufung verkleinert die Drehzahlsprünge beim Gangwechsel. Da sie sehr treffsicher den richtigen Gang findet, wirkt der schwere Van so etwas leichtfüßiger als mit dem alten Doppelkupplungsgetriebe.

Ein Gimmick hat den Weg vom Mustang [3] in den S-Max gefunden: Wenn nötig, überspringt die Automatik bei Bedarf ein paar Gänge, was das Fahrerlebnis ebenfalls harmonischer macht. Vom dritten in den fünften Gang, wenn es steil bergab geht, ist also durchaus üblich und lässt das Geräuschniveau im Innenraum weiter sinken. Vier Fahrmodi stehen beim neuen Getriebe zur Auswahl: Normal, Eco, Sport und Manual. Wählt man den Sportmodus, werden die Gänge flinker gewechselt, was dann auch spürbar ist. Ob es das in einem Van braucht? Wir meinen, eher nein, begrüßen aber die Möglichkeit, diese Wahl dem Fahrer zu überlassen.

Für eine verlässliche Aussage zu einem möglicherweise etwas geringeren Verbrauchs war unsere Ausfahrt zu kurz. Damals kamen wir auf minimal 6,3 Liter, im Schnitt waren es 8,2 Liter. Ford für den Zyklus 5,8 Liter. Noch liegen keine Werte für die neue Motor-Getriebe-Kombination vor, doch es ist nur mit einem leichten Rückgang zu rechnen.

Warten

Wer sich für einen S-Max Diesel interessiert, tut aber womöglich gut daran, noch etwas zu warten. Die aktuellen Motoren reduzieren ihre Stickoxide über einen Speicherkat. Auf dem Prüfstand erreichen sie so die Abgasnorm Euro 6. Wir rechnen damit, dass auch Ford mittelfristig auf einen SCR-Kat setzt, um den NOx-Anteil zu senken. Denn auch wenn ab September 2018 für alle erstmals zugelassenen Autos nur die Abgasnorm Euro 6c verbindlich wird, rechnen wir damit, dass es sehr bald ziemlich schwierig werden wird, neue Diesel zu verkaufen, die nicht wenigstens die Abgasnorm Euro 6d-TEMP einhalten. Mit dieser Norm, die für alle Neuwagen ab 1. September 2019 Vorschrift wird, müssen die Hersteller die Wirksamkeit der Abgasnachbehandlung auch auf der Straße nachweisen. Das geht prinzipiell auch mit einem Speicherkat, dürfte aber mit einem SCR-Kat einfacher umzusetzen sein.

Preis noch unbekannt

Noch verrät Ford nicht, was der S-Max mit der neuen Automatik kosten soll. Bisher wurden für den 180-PS-Diesel mit Doppelkupplungsgetriebe mindestens 37.150 Euro verlangt. Wir vermuten, dass es mit der neuen Wandlerautomatik nicht viel mehr werden wird. Ein vergleichbarer VW Sharan kostet stets deutlich mehr, was auch daran liegt, dass es einen derart kräftigen Diesel bei VW nicht mit der Basisausstattung gibt. Wer hier 184 PS und DSG haben möchte, muss mindestens 43.775 Euro zahlen.


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https://www.heise.de/-3996931

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Test-Ford-S-Max-2-0-TDCi-mit-180-PS-3272307.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Test-Ford-Mondeo-2-0-TDCi-3570547.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Ford-Mustang-5-0-V8-Cabriolet-3995363.html