Bekommen europäische Standardisierungsinitiativen Konkurrenz?

Neues Automotive-Betriebssystem aus Japan

Das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie und zehn Automobilhersteller wollen die Entwicklung eines neuen Betriebssystems für Automobilelektronik vorantreiben

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  • ggo
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Hannover, 31. Juli 2007 – Nach einem Bericht der japanischen Internet-Zeitung Daily Yomiuri Online wollen das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie und zehn Automobilhersteller die „Entwicklung eines neuen Betriebssystems für Automobilelektronik“ vorantreiben. Nach Angaben des Ministeriums, so Daily Yomiuri Online, soll diese Entscheidung noch diese Woche verkündet werden.

Japanische Unternehmen, die bisher ihre eigenen Betriebssysteme entwickelt hätten, wollen demnach eine gemeinsame Entwicklung mit dem Ziel starten, einen weltweiten Standard zu etablieren.

Japanisches Ministerium schießt über 6 Millionen Euro zu
Das Ministerium will nach dem Bericht die JasPar (Japan Automotive Software Platform Architecture) mit der Entwicklung des Betriebssystems beauftragen – ein Jointventure, in dem führende Automobilhersteller und -zulieferer sowie Elektronikunternehmen wie Toyota, Nissan, Honda, Denso und Toshiba zusammenarbeiten. Es plane mehr als eine Milliarde Yen (über 6 Mio. Euro) für das Projekt in seinem Haushalt für 2008 ein. Das Jointventure habe zum Ziel, 2009 einen Prototyp des Betriebssystems fertig zu stellen; die Vermarktung sei in fünf bis zehn Jahren vorgesehen.

Elektronikanteil im Auto wächst weiter
Während ein Automobil in der 80er-Jahren typischerweise mit fünf Steuergeräten auskam, sind es heute mehr als 30, in manchen Luxusfahrzeugen sogar über 100. Die Kosten für Fahrzeugelektronik machen dem Bericht zufolge heute rund 20 Prozent der Gesamtproduktionskosten eines Automobils aus. Bei einem Hybridfahrzeug, das eine komplexe Antriebssteuerung erfordert, seien es bereits an die 50 Prozent.

OSEK war erste europäische Inititative
In einem Automobil werden viele Steuergeräte eingesetzt, für die ein Betriebssystem notwendig ist. Diese Steuergeräte steuern und regeln Fahrzeugkomponenten wie Einspritzung, Bremsen, Airbags, Servolenkung oder Fensterheber.

In Europa bemüht man sich bereits seit 1993 um eine Standardisierung dieses Betriebssystems: OSEK (Offene Systeme und deren Schnittstellen für die Elektronik in Kraftfahrzeugen) geht auf eine Initiative der deutschen Firmen BMW, Bosch, Daimler-Benz, Opel, Siemens, Volkswagen und der Universität Karlsruhe zurück. Später kamen die französischen Hersteller PSA (Peugeot / Citroen) und Renault hinzu, seitdem ist die offizielle Bezeichnung OSEK/VDX. Teile der OSEK/VDX-Spezifikationen wurden in eine ISO-Norm mit der Nummer 17356 überführt.