Reifentests sind mit Vorsicht zu genießen

Sparen hat einen Preis

Nicht wenige sehen in Reifentests die geballte Inkompetenz von Prüfinstituten und Publikumsfachpresse. Man will offenbar nicht gern verstehen, dass so ein komplexes Produkt nie alle Anforderungen gleich gut erfüllen kann. Dass es nicht anders sein kann, ist aber einfache Physik

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Von
  • Rudolf Skarics
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Wien, 27. Februar 2015 – Autofahrerclubs, Konsumentenschutzverbände, Autozeitschriften und Sachverständigen-Organisationen führen alljährlich Reifentests durch, die der Kundschaft beim Reifenkauf Orientierung geben und der Branche auf die Finger klopfen sollen. Man kann ja in die schwarzen Dinger nicht hinein sehen.

Seit 2012 soll auch noch das so genannte Reifen-Label, das auf jedem neuen Reifen kleben muss, ein wenig Transparenz in die Schwarze Kunst bringen. Die Ergebnisse der Tests werden dann in langen Listen veröffentlicht, doch am Ende ist die Verwirrung meist groß, der praktische Nutzen aus mehreren Gründen eher begrenzt. Es geht hier nicht darum, ob bei Tests geschwindelt wird, egal ob auf Seiten der Hersteller oder Tester (der ADAC war im Zuge des Autowahl-Skandals auch in Sachen Reifentests gleich schweren Manipulationsvorwürfen ausgesetzt). Eher geht es doch darum, dass ein Reifen ein enorm komplexes Produkt ist und generelle Aussagen, die sich so ohne weiteres in Ranking-Listen gießen lassen, eben sehr schwierig sind. Aber man macht es trotzdem.

Nahe beisammen: Sieg und Niederlage

Gerade eben sind die Sommerreifen-Testergebnisse des ADAC und der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) veröffentlicht worden. Der ADAC führt seine Tests in Kooperation mit und für andere europäische Autofahrerclubs und Konsumentenschutzorganisationen durch (z. B. Stiftung Warentest, in Österreich ÖAMTC und Konsumentenschutzverband). Die Autofahrerclubs ACE (Auto Club Europa) und der österreichische ARBÖ testen gemeinsam mit der GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung). All die Ergebnisse werden dann auch zur allgemeinen Veröffentlichung freigegeben. Die daraus resultierenden Ranking-Listen sind immer dann am interessantesten, wenn ein weniger bekannter, vielleicht auch noch billiger Hersteller weit vorne landet oder eine prominente Premium-Marke weit hinten. Beides kommt immer wieder mal vor. Chinesische Hersteller haben meist die hinteren Plätze gepachtet, in letzter Zeit aber auch nicht immer.

Gleicher Test, unterschiedliches Ergebnis

Aber was sagen diese Listen wirklich? Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Bis vor kurzem noch kamen Autofahrerclubs und Konsumentenschützer auf unterschiedliche Testergebnisse für den identischen, vom ADAC durchgeführten Reifentest.