Wir haben LTI in Coventry bei der Taxi-Produktion über die Schulter geschaut

Taxibau: Wie das TX4 in Handarbeit ensteht

Unter ohrenbetäubendem Lärm führt uns Nigel Walters durch die Manufaktur. Hier wird noch fast alles per Hand gefertigt. Wir sind zu Gast bei LTI im englischen Coventry, dem größten Autobauer, der noch in britischer Hand ist

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  • gh
Inhaltsverzeichnis

Coventry (England), 21. Dezember 2007 – Die große grüne Presse macht einen riesigen Lärm, selbst wenn sie gerade mal nichts presst. Da sind wir dankbar für die großen Ohrstöpsel, die bei unserem Rundgang ebenso verpflichtend sind wie die Schutzbrille. Wir sind zu Gast bei LTI (London Taxi International) im englischen Coventry, dem größten Fahrzeugproduzenten, der noch in britischer Hand ist. Nigel Walters, bei LTI zuständig für Überseeaktivitäten – im Falle von Großbritannien also für alle Aktivitäten außerhalb des Heimatlandes – führt uns rührig durch die Manufaktur. Hier wird noch so gut wie alles per Hand gefertigt, und zwar auf alten Maschinen. Nigel gesteht freimütig ein, dass es bei LTI aussieht wie bei anderen Fahrzeugproduzenten vor 30 Jahren. Das ist noch geschmeichelt.

Alles aus einer Hand

Nachdem wir uns ordnungsgemäß angemeldet haben, wandern wir durch ein im Neonlicht schimmerndes Großraumbüro mit Wasserschäden von der Größe eines Fußballplatz-Mittelkreises an Fußboden und Decke. Viele Mitarbeiter sitzen vor klobigen Röhren-Monitoren, bestellen Kleinteile und konstruieren am Taxi herum. Nigel führt uns in einen aus drei ehemals weißen Wänden und einer Glaswand bestehenden Besprechungsraum und erzählt uns, was es mit LTI so auf sich hat.

Seit 1919

Die Wurzeln von LTI reichen bis ins Jahr 1919 zurück. Damals baute die Firma Karosserien für Rolls-Royce und Ford sowie Holzrahmen für alle möglichen Fahrzeuge. Von 1948 bis 1959 wurde das erste Taxi, das FX3 gebaut. Dann kam ein einzigartiger Dauerläufer: Das FX4 tuckerte von 1959 bis 1989 sage und schreibe 30 Jahre aus den Werkshallen. Noch unter dem Namen Fairway lief dann bis 1997 ein weiteres Modell vom Band, bevor mit dem LTI TX1 die Neuzeit und ein kürzerer Modellzyklus begannen. Von 2002 bis 2006 gab es das TX2 und im Oktober 2006 war es endlich soweit: Das TX4 wurde geboren. Ein neuer, Euro-4-tauglicher Motor und ein ABS sind die Innovationen dieses jüngsten Sprosses der Taxibauer. Ein TX3 gab es nicht, das Neue hieß gleich TX4 – eine Hommage an das legendäre FX4 und ein Hinweis auf den Stolz über das Erfüllen der Euro-4-Norm.