Bären-Tour

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Wir sind froh, nach einem Akklimatisierungstag dem Gewusel entkommen zu können, müssen dafür aber erst einmal ein Problem lösen: Um dem Verkehrschaos Herr zu werden, verhängt der mongolische Staat Fahrverbote, die jeden Tag für einen anderen Teil der Fahrzeuge gelten. Wer gerade nicht fahren darf, das entscheidet die letzte Zahl auf dem Nummernschild. Heute ist Dienstag und alle Autos mit der Endziffer 7 müssen stehen bleiben – so auch einer unserer UAZe. Amra fährt trotzdem und wir schlängeln uns in der Deckung unseres zweiten Fahrzeuges an den Polizeikontrollen vorbei. Glücklich der Stadt entronnen, gibt unser Bus schon nach wenigen Kilometer seinen Geist auf. Wie war das noch mal mit der Robustheit und Zuverlässigkeit?

In Sichtweite des neuen Flughafens von Ulaanbaatar, der sich noch im Bau befindet, stottert und spuckt der Motor und mag schließlich gar nicht mehr. Amra macht sich gleich an die Reparatur, und muss dazu nicht einmal das Fahrerhaus verlassen muss. Der Motor befindet sich nämlich mittig zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Irgendwas stimmt wohl mit dem Zündverteiler nicht und Amra schraubt und schraubt, putzt, setzt zusammen, probiert, schraubt wieder auseinander. Als ich ein Foto machen will, ist der sonst immer gut Gelaunte sichtlich genervt: Anscheinend ist das mit der Unkaputtbarkeit des UAZ doch nur ein Gerücht. Amra telefoniert mit Orchon, dem Fahrer unserer zweiten Wagens, der schon voraus gefahren war. Orchon kehrt zurück und beide beugen sich über den archaisch wirkenden Motor. Den Beifahrersitz haben sie dazu mit wenigen Handgriffen ausgebaut. Wir kauern so lange im Schatten der UAZe und tun das, was man in der Mongolei hauptsächlich tut: warten.

Auch mit vereinten Kräften gelingt es Amra und Orchon nicht, den UAZ wieder flott zu bekommen - der ADAC muss her. Es ist dann doch nur ein Service-Wagen der Werkstatt, bei dem der UAZ kurz zuvor in Reparatur war, der eine halbe Stunde später auftaucht. Der Mechaniker tauscht kurzerhand den Verteiler – und unser UAZ schnurrt wieder wie ein Kätzchen, wenn auch wie eins mit einer starken Bronchitis. Vier Stunden später als geplant fahren wir weiter. Was in Deutschland schon eine mittlere Katastrophe für die durchgetaktete Reiseplanung bedeuten würde, ist in der Mongolei völlig egal. Es gibt ohnehin keinen Plan. Und wenn doch, kennen wir ihn nicht. Zwei Fragen hat unser Reiseleiter nämlich von Anfang an für tabu erklärt: „Wann sind wir da?“ und „Wo übernachten wir heute?“