Teslas Flash-Fehlkonstruktion
Wenn der Rechner namens MCU (Media Control Unit) ausfÀllt, funktioniert auch das Aufladen nicht mehr. Schuld an der Misere sind nutzlose SchreibvorgÀnge aus dem System-Logging. Tesla könnte helfen, tut dies aber nicht
- Clemens Gleich
Teslas Infotainment-Einheit "Media Control Unit" (MCU) beschreibt den internen Flash-Speicher so ĂŒbermĂ€Ăig, dass die verlötete eMMC ihre maximalen SchreibvorgĂ€nge ĂŒberschreitet und letztendlich ausfĂ€llt. Da der eMMC auch die Systemsoftware enthĂ€lt, lĂ€uft dann gar nichts mehr, was an der MCU hĂ€ngt. Das betrifft natĂŒrlich alle Dinge, die ĂŒber den Mittelkonsolen-Bildschirm eingestellt werden (wie die Klimaanlage); es betrifft aber auch das Aufladen. Das Auto ist folglich nach kurzer Zeit ĂŒberhaupt nicht mehr benutzbar.
Problem unverÀndert
WerkstĂ€tten tauschen in solchen FĂ€llen meistens die MCU, was in der Gegend von 3000 Euro inklusive Montage zu Buche schlĂ€gt. Betroffen sind derzeit die ersten beiden Generationen der MCU mit NVidias Tegra 3. In Diskussionen heiĂen sie manchmal zusammengefasst âMCU1â, manchmal werden sie getrennt behandelt als âMCU0â fĂŒr die erste Generation und âMCU1â fĂŒr die zweite. Die hardwaretechnisch sehr Ă€hnlichen GerĂ€te wurden verbaut in Model X (Test) und S. Am grundsĂ€tzlichen Problem hat sich aber nichts geĂ€ndert, sodass in Zukunft auch die MCU2 (mit Intel-Prozessor) aus neueren Fahrzeugen inklusive Tesla Model 3 (Test) betroffen sein könnte.
In den USA gibt es zwei, drei Spezialisten, die MCUs reparieren, indem sie den defekten Flash-Speicher tauschen, darunter Phil Sadow (wohl am ehesten unter âIngeneerixâ auf Youtube zu erreichen). Dann kostet die Reparatur in der Regel einige hundert Dollar. In Deutschland kennen wir keine Werkstatt, die so einen Service anbietet. Wenn Sie jemand kennen, melden Sie sich bitte, dann machen wir ein Update dieses Artikels. Sie können per Tesla-Systembrowser hier herausfinden, welche MCU in Ihrem Tesla verbaut wurde.
Warum ist das jetzt in den Nachrichten?
Wahrscheinlich fand einfach jemand eine griffige Ăberschrift fĂŒr den Schaden (suchen Sie nach âTesla brickingâ). Anfang Mai 2019 gab es schon einmal Berichte ĂŒber das Problem, die allerdings weniger viral waren, weil sie sich um die Fertigkeiten von Tesla-Hacker Phil Sadow drehten. WerkstĂ€tten kennen das Problem schon lĂ€nger.
Es kann auch sein, dass die Berichterstattung anfing, als Mechatroniker Jason Hughes am 9. Oktober Elon Musk antwitterte, das Problem töte einen groĂen Prozentsatz dieser Einheiten (â@elonmusk, you really need to tell the engineers to fix the logging wear in /var. Itâs literally killing a huge percentage of these units.â) Vielleicht hĂ€ufen sich also die Defekte gerade. Sicher weiĂ man nichts. Tesla gibt keine Daten heraus, und wer eine MCU tauschen musste, kann vom Flash-Fehler betroffen sein, kann aber auch ein anderes Problem haben. Und wer zu Jason Hughes geht wegen eines Defekts, der hat einfach nicht viel Auswahl an WerkstĂ€tten, die vergleichbare Dienstleistungen anbieten. Teslas Service Center tauschen nur komplette MCUs.
Die Ursache des Problems
Die Hauptursache liegt im System-Logging. Jede kleinste Aktion des Systems, zum Beispiel eine beliebige Eingabe am Touchscreen, erzeugt Dutzende von Meldungen, die Tesla alle nach /var/log schreibt. Im Lauf eines Tages fallen so unter UmstĂ€nden hunderte von MByte an, in unzĂ€hligen SchreibvorgĂ€ngen. Normalerweise sorgt das interne Speicher-Management dafĂŒr, dass die einzelnen Flash-Zellen gleichmĂ€Ăiger genutzt werden (Wear Leveling).