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E-Autos sind nur eine Komponente eines Pilotprojekts in Japan

Toyota strebt ins Geschäft mit intelligenten Stromnetzen

Technik ssu

Toyota will in das Geschäft mit intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) einsteigen, testet in Japan die Einbindung von Elektroautos und anderen "Stromsenken" – und strebt eine zügige Vermarktung an

Köln/Rokkasho Village (Japan), 4. Februar 2011 – Toyota strebt ins Geschäft mit intelligenten Stromnetzen (Smart Grids [1]), bei denen unter anderem die Einbindung von Elektroautos in die Stromversorgung eine Rolle spielt. Wie der Autokonzern jetzt bekanntgab, betreibt er seit vergangenem September mit den Partnern Japan Wind Development, Panasonic Electric Works und Hitachi eine Versuchsanlage in Rokkasho Village in der japanischen Präfektur Aomori.

Kommerzielle Anwendung geplant

Nun sei dort der Startschuss für ein Demonstrationsprojekt erfolgt. In der Region gibt es laut Toyota die größte Kapazität von Windkraftanlagen in ganz Japan. Das Projekt läuft bis voraussichtlich Juli 2012 und soll zu einer "zügigen Kommerzialisierung" von Smart Grids "in Japan und auf überseeischen Märkten" beitragen.

Autarkes Stromnetz

In Rokkasho Village wurde für den Test eigens ein vom Hauptnetz abgetrenntes Stromnetz errichtet. Die elektrische Energie wird ausschließlich aus regenerativen Quellen gewonnen, hierzu zählt, die dem Autokonzern zufolge weltweit erste Windkraft- und Photovoltaik-Anlage die den produzierten Strom in – nicht näher beschriebenen – "speziellen großen Batterien" speichern kann.

E-Autos als Netzpuffer

Um Strom aus diesen volatilen Energiequellen effizient speichern und bei Bedarf abrufen zu können, werden in den letzten Jahren vermehrt die Einbindung von Batterien in Elektroautos beziehungsweise Plug-in-Hybriden als "Netzpuffer" erforscht. Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, ob E-Autos eine nenenswerte Stromreserve bei Dunkelheit oder Windstille darstellen: So hängt die theoretisch verfügbare Kapazität von der Anzahl und dem nutzbaren Energiegehalt der Elektrofahrzeuge ab. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit die Eigner der E-Mobile den Verschleiß der Batterien tolerieren, wenn das geparkte Auto als Smart-Grid-Puffer dient und zusätzliche Lade- und Entladezyklen anfallen.

Die Heizung als Stromsenke

Daher wird unter anderem in Deutschland auch die Eignung anderer "Stromsenken" untersucht, die ein Überangebot von Wind- oder Solarstrom zum Beispiel in einen Kältevorrat für Kühlhäuser [2] umwandeln, so dass die Kühlaggregate in den Zeiten auf Sparflamme laufen können, in denen Strom knapp und teuer ist. Bei dem japanischen Versuch stehen hingegen Privathaushalte im Mittelpunkt. Toyota und Partner testen auch Speicherbatterien für die Nutzung im Haus, ein elektrisches Wasserheizsystem namens EcoCute sowie Heizspeicher als zusätzliche Stromsenken [3].

Dezentrale Stromversorgung

Auf dem Versuchsareal gibt es zudem eine acht Kilometer lange Freilandleitung, in der außer dem üblichen Stromleiter auch Glasfaserkabel zur Datenübertragung verlaufen. Diese ermöglicht den Einsatz von intelligenten Stromzählern (Smart Meters [4]). Diese erlauben eine besser differenzierte Abrechnung des Energieverbrauchs als die herkömmlichen Stromzähler. Das wiederum ermöglicht flexible Abrechnungsmodelle, die das Verbrauchsverhalten beeinflussen und Angebot und Nachfrage nach Strom möglichst ausbalancieren. Hierzu bietet Toyota Applikationen für das Energiemanagement "intelligenter Häuser" sowie IT-Lösungen für lokale Versorger oder Gemeinden an, um eine dezentrale Stromversorgung wie im Pilotprojekt zu verwalten.


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https://www.heise.de/-1183677

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/E-Mobile-als-Netzpuffer-US-Staat-verankert-Vehicle-to-Grid-im-Gesetz-792994.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/E-Mobility-Kongress-VDE-sieht-mehr-Licht-als-Schatten-1136824.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Siemens-startet-eigene-Elektroauto-Testflotte-1095575.html
[4] https://www.heise.de/news/CeBIT-diskutiert-ueber-intelligente-Stromnetze-1166486.html