Belastungsanzeige

UBA: NOx-Belastung sinkt

Der Trend gehe in die richtige Richtung, so das UBA. Doch in 57 Städten war die NOx-Belastung 2018 zu hoch. Immerhin besteht Hoffnung, denn mit der Abgasnachbehandung in modernen Autos ist NOx kaum noch ein Problem

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  • dpa
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Die Luftbelastung mit Stickstoffdioxid (NO2) lag im vergangenen Jahr in 57 Städten über dem Grenzwert. 2017 waren es noch 65 Städte, in denen die Werte zu hoch waren, wie eine Auswertung des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt. Im Schnitt lagen die Jahresmittelwerte an verkehrsnahen Messstationen rund 1,5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft unter denen des Jahres 2017. Wenn eine Stadt den Grenzwert überschreitet, bedeutet das nicht, dass die Luft überall schlecht ist. Es zählt die Messstation mit dem höchsten Jahresmittelwert.

Richtige Richtung

Der Trend gehe in die richtige Richtung, aber die bisherigen Maßnahmen für „saubere Luft“ reichten nicht aus, teilte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger am Montag (17. Juni 2019) mit. Nötig sei eine „schnelle Nachrüstung älterer Dieselautos mit wirksamen Katalysatoren“, um den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel überall einzuhalten. Die Europäische Union hat Deutschland und fünf andere Staaten vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt, weil die Grenzwerte nicht eingehalten werden.

Zu hohe NO2-Werte sind der Grund für Fahrverbote für ältere Diesel in Stuttgart, Hamburg und Darmstadt. Andere Städte – etwa Berlin – könnten folgen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die Einschränkungen vor Gericht erzwungen, es laufen noch Verfahren. NO2 in Städten stammt zu einem Teil aus Diesel-Abgasen. Die höchste Belastung im Jahr 2018 hatte Stuttgart mit 71 Mikrogramm vor Darmstadt mit 67 und München mit 66 Mikrogramm.

13 besser, fünf schlechter

In 13 Städten, die 2017 im Jahresmittel noch über dem Grenzwert lagen, wurde dieser nun eingehalten. Dafür rutschten aber fünf Städte zurück in den problematischen Bereich, wie das UBA mitteilte: Leipzig, Ulm, Koblenz, Eschweiler in Nordrhein-Westfalen sowie Sindelfingen bei Stuttgart. Wie schon im Vorjahr lag die Belastung auch 2018 in 15 Städten bei mehr als 50 Mikrogramm. Sie gelten als „Intensivstädte“, für die es besondere Hilfen gibt. Dortmund und Berlin sind neu dabei, Backnang (Baden-Württemberg) und Bochum liegen nun unter der Marke bei 49 beziehungsweise 48 Mikrogramm.

Bereits Ende Januar 2019 hatte das UBA auf Basis erster Daten mitgeteilt, dass die Belastung zurückgehe als Folge von Tempolimits, Verkehrsbeschränkungen, mehr neuen Autos, Softwareupdates zur besseren Abgasnachbehandlung bei älteren Diesel, aber auch wegen des Wetters. Was wie viel zur Minderung beigetragen hat, lasse sich allein anhand der Messdaten nicht bestimmen, hieß es damals. Die Bundesregierung versucht, mit Förderprogrammen für den Neuwagenkauf die NO2-Belastung zu senken. Besitzer älterer Diesel sollen mit Prämien zum Kauf weniger umweltschädlicher Autos bewegt werden.

Dazu sollen Updates helfen, den NOx-Anteil zu senken. Dabei wird zwischen den zwei Systemen unterschieden, die die Hersteller ab Werk zur Reduktion verbauen. Die preiswertere der beiden Lösungen ist ein Speicherkat. Der funktioniert schon bei vergleichsweise niedrigen Abgastemperaturen, kann jedoch auf einen erhöhten NOx-Eintrag im Rohabgas nur bis zu seiner Kapazitätsgrenze reagieren. Danach bleibt den Herstellern nur die Möglichkeit, die Abgasrückführrate zu erhöhen. Das senkt die Temperatur im Brennraum, in der Folge sinkt der NOx-Anteil im Rohabgas. Doch das gibt es nicht umsonst, denn die Verbrennung wird damit etwas schlechter, der Verbrauch steigt, die Leistung sinkt. Dazu droht eine Versottung des Ansaugtraktes.

Dosierung muss stimmen

Bei Autos mit SCR-Kat ist die Sache etwas einfacher. Hier kann das System selbst flexibler reagieren und mehr Harnstoff einspritzen. Der Hersteller muss allerdings darauf achten, nicht zu viel Harnstoff einzuspritzen, denn andernfalls ist im Abgas, welches das Auspuffrohr verlässt, Ammoniak enthalten. An der exakten Dosierung haben die Hersteller in den vergangenen Jahren intensiv gearbeitet. Inzwischen gelingt das vielen Autos mit Dieselmotor erstaunlich gut.

Für Nachrüstungen der Abgasnachbehandlung hat die große Koalition die rechtlichen Grundlagen gelegt, sie sind an Pkw aber noch nicht angelaufen. Nachrüstunternehmen hätten erste Anträge auch für Pkw gestellt, sagte UBA-Präsidentin Krautzberger. „Nun kommt es darauf an, dass der Genehmigungsprozess rasch durchlaufen wird.“ Alle Autohersteller seien dazu aufgerufen, „die Nachrüstunternehmen technisch und die Kunden beim Kauf der Systeme finanziell zu unterstützen“.

Das UBA bekommt die NO2-Daten von den Umweltbehörden der Länder geliefert, die für die Messungen zuständig sind. Im November 2018 hatte das Bundesumweltministerium angekündigt, über den TÜV die Standorte der Stationen prüfen zu lassen. Diese Checks seien inzwischen abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der dpa. Der Bericht werde voraussichtlich noch im Juni vorgestellt. Die EU-Richtlinie zum Aufstellen der Messstationen gibt einen gewissen Spielraum. Kritiker sind der Meinung, in Deutschland werde zu streng gemessen.