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Integrationsplan

Was bieten Android Auto und Apple Carplay

Ratgeber Sebastian Bauer

(Bild: Apple)

Einst belächelt haben sich Android Auto und Apple CarPlay zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die Systeme der Autohersteller entwickelt. Beide stehen vor größeren Veränderungen. Wir zeigen, was sie heute bieten und blicken in die absehbare Zukunft

Die großen Infotainmentsysteme gehören heute zu den teuersten Extras, die Hersteller ab Werk anbieten. Doch warum viel Geld ausgeben, wenn man auch einfach sein Smartphone anschließen kann? Mit Android Auto, Apple Carplay und bald auch Amazons Echo Auto ist das durchaus eine attraktive Vorstellung für viele Autokäufer. Doch funktioniert die Integration so nahtlos, wie erhofft und sind die Smartphone-Systeme zuverlässige Wegbegleiter im Auto? Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail.

Erst langsame, dann intensive Entwicklung

2014 machte Apple mit Carplay [1] den Anfang, Android Auto folgte kurz darauf. Seither wurden beide Systeme umfangreich weiterentwickelt, was auch nötig war. Kinderkrankheiten gab es reichlich. So war es bei Carplay vor allem die wenig hilfreiche Routenführung via Apple Maps, bei Android Auto Schwächen bei Bedienung und Stabilität.

Zugelegt haben vor allem die Sprachassistenten, denen die Autohersteller lange nichts entgegenzusetzen hatten. Zwar haben die deutschen Premiumhersteller nachgezogen und bieten inzwischen nach und nach intelligente Sprachassistenten in ihren Fahrzeugen an, über deren Sinn und Nutzen lässt allerdings durchaus streiten. Ob es dem Kunden wirklich darum geht, „Mir ist kalt“ zu sagen, statt schnell am Regler zu drehen, mag angezweifelt werden.

Die Smartphone-Assistenten sind dank Integration in das Leben ihrer Nutzer und dem Zugriff auf die dahinterstehende Suchintelligenz in der Lage, sehr viel mehr zu leisten: Zugriff auf Kontakte, Nachrichten, das Nutzen von Informationen aus Hotel- oder Flugbuchungen, Erfragen von Informationen aus dem Internet oder bei Android Auto sogar auch Ratespiele für mehrere Personen sind über das Sprachinterface möglich. Dagegen fehlt – aus nachvollziehbaren Gründen, Stichwort „Sicherheit“, die Integration in die Fahrzeugsysteme. Die Klimaanlage oder Feineinstellungen von Fahrassistenten lässt sich per Google Assistant oder Siri also nicht steuern.

Infotainment als Head Unit

Das Prinzip ist bei Carplay und Android Auto gleich: Die Verbindung des Smartphones per USB-Kabel mit dem Auto reicht. Das Rendering der Benutzeroberfläche übernehmen die Telefone, die Audioein- und ausgabe das Infotainmentsystem. Die Datenübertragung erfolgt per USB-Kabel. Hierüber laufen die Audiostreams zur Wiedergabe und Spracheingabe, der H264-Videostream für die Benutzeroberfläche und die Steuersignale vom Infotainmentsystem, sowie die Übertragung vereinzelter Fahrzeugdaten (unter anderem Kompass, GPS, Geschwindigkeit) ans Smartphone. Jegliche Datenverbindungen laufen weiterhin über das Telefon. Ausreichendes Datenvolumen muss also vorhanden sein oder man sollte darauf achten, Musik, Kartenmaterial und andere größere Datenmengen nach Möglichkeit offline verfügbar zu haben.

Android Auto baut zusätzlich zur Kabelverbindung automatisch eine Bluetooth-Verbindung mit dem Fahrzeug auf, welche per Handsfree-Protokoll (HFP) zur Telefonie verwendet wird. Apple nutzt ausschließlich die kabelgebundene Verbindung mittels Carplay-Protokoll (einschließlich iAP2).

Überwiegend kabelgebunden

Seit 2016 bereits bietet Apple mit Carplay Wireless die Möglichkeit an, auf das Lightning-Kabel zu verzichten. Google zog erst 2018 mit Android Auto Wireless nach. In beiden Fällen erfolgt ein zweistufiger Verbindungsprozess zuerst per Bluetooth, über den Daten ausgetauscht werden, um im Anschluss eine Wifi-Verbindung aufzubauen. Auch hier behält Android Auto die Bluetooth-Verbindung für HFP bei, während sie bei Carplay ausschließlich zur Discovery und dem Verbindungsaufbau genutzt und anschließend getrennt wird.

Wer ein audiophiles Hörerlebnis bevorzugt und entsprechende Audiodateien auf seinem Smartphone hat, wird die kabelgebundene Variante bevorzugen, da in diesem Fall über beide Systeme unkomprimierte LPCM-Streams ans Infotainment übertragen werden, während per Wifi-Verbindung AAC-Streams genutzt werden, um die anfallenden Datenmengen zu reduzieren.

Ob man auf ein Kabel verzichten möchte, ist derzeit allerdings noch eine eher theoretische. Die Auswahl an Fahrzeugen, die Carplay Wireless unterstützen, ist sehr überschaubar. Für Android Auto Wireless ist, Stand Juli 2019, noch kein einziges Modell auf dem Markt verfügbar. BMW [2] war 2016 mit der Integration von Carplay Wireless Vorreiter, bei Audi [3] ist die kabellose Variante in allen auf dem Modularen Infotainment-Baukasten MIB2+ aufbauenden neuen Modellen ab Mitte 2018 an Bord. Mercedes hat Carplay Wireless mit der neuen A-Klasse [4] eingeführt – kurioserweise allerdings nur, solange man nicht die große Ausbaustufe des MBUX [5] bestellt.

Eingeschränkte Nutzung

Steht die Verbindung zwischen Smartphone und Infotainmentsystem, ist die Herangehensweise mit beiden Systemen recht ähnlich: eine vereinfachte Darstellung ermöglicht den Zugriff auf zur Nutzung freigegebene und zertifizierte Apps. Damit soll sichergestellt sein, dass zugelassene Apps den Fahrer nicht unnötig vom Geschehen auf der Straße ablenken. Android Auto forciert eine verkehrsgerechte Bedienung sogar, indem intensives Scrollen beispielsweise durch eine Playlist alle paar Scrollvorgänge durch eine fünfsekundige Zwangspause bestraft wird.

Die Steuerung erfolgt per Touchscreen, Dreh-Drück-Steller im Auto, Lenkradtasten und vor allem per Spracheingabe, allerdings reagiert nur der Google Assistant auf seinen Weckruf „Okay Google“. Zwar reagiert Carplay auch häufig auf „Hey Siri“, das allerdings nur, sofern der Sprachassistent auf dem iPhone auch bei ausgeschaltetem Display aktiviert ist und Fahrgeräusche oder Musik die Stimme nicht zu sehr überlagern. Um mit solchen Nebengeräuschen besser umzugehen oder auch, wenn sich das per Carplay Wireless verbundene iPhone etwa noch in der Hosentasche befindet, können mit dem bevorstehenden Carplay Update in iOS 13 auch die im Fahrzeug verbauten Mikrofone verwendet werden (später mehr dazu). In beiden Systemen ist die Aktivierung der Spracheingabe per Lenkradtaste möglich, wobei Siri unverständlicherweise immer den ganzen Bildschirm für sich beansprucht, sobald der Assistent aktiviert wird. Auch das soll sich mit iOS 13 derartig ändern, dass während des Sprachdialogs, wie bei Android Auto, nur ein kleines Overlay auf dem Bildschirm zu sehen ist.

Apple CarPlay

Carplay fühlt sich für iOS-Nutzer sofort sehr vertraut an, indem man von einem iOS-typischen Homescreen empfangen wird. Von dort lassen sich alle verfügbaren Apps aufrufen. Am linken Bildschirmrand finden sich die zuletzt verwendeten Apps, sowie der Home Button. Benachrichtigungen für kompatible Apps werden im oberen Bereich des Bildschirms eingeblendet und können auf Wunsch vorgelesen werden, ebenso ist das Diktieren einer Antwort möglich. Eine Medienwiedergabe ist über die gängigsten Apps möglich: Apple Music, Spotify [6], Amazon Music, Google Play Music werden unterstützt, ebenso wie die populärsten Podcast-Player Overcast oder Downcast – neben Apple Podcasts natürlich. Auch Hörbuchfreunde kommen unter anderem mit Audible auf ihre Kosten.

Einer der häufigsten Anwendungsfälle der Smartphone-Systeme ist sicherlich die Nutzung von Navigations-Apps. Apple hat zwar viel daran gearbeitet, dass Apple Maps wenigstens nutzbar wird, Google Maps [7] übertrumpft Apples Kartenservice aber immer noch deutlich. Die Zieleingabe per Sprache funktioniert unter Carplay weitestgehend zuverlässig, auch POIs werden gefunden, doch das war es dann auch schon.

Keine Übersicht

Gute Alternativrouten hat Apples Karten-App nur selten im Angebot und auch das Hinzufügen von Zwischenzielen fühlt sich mehr nach einem Workaround an, indem erst eine Navigation zum Zwischenziel läuft und anschließend eine neue zum Hauptziel gestartet wird. Weder gibt es eine Übersicht über die gesamte Route einschließlich aller Zwischenziele, noch lässt sich die Gesamtankunftszeit erkennen. Das User Interface ist generell auch sehr minimalistisch gehalten und bietet wenig Steuerungsmöglichkeiten. Als rudimentäre Navigationslösung geht Carplay in Ordnung, höhere Ansprüche kann es aber nicht erfüllen.

Daher passt es gut, dass seit iOS 12 auch endlich Google Maps als Navigationslösung verwendet werden kann. Doch auch hier muss man sich bewusst sein, dass Google Maps für Android deutlich intensiver gepflegt wird, zumal die Carplay-Variante im Funktionsumfang recht eingeschränkt ist. Zwar hat Google Maps auf iOS mehr Alternativrouten oder die besseren Routenempfehlungen und teils auch das aktuellere Kartenmaterial in petto als Apples Kartendienst. Im Vergleich zur Android-Variante fühlt sich Google Maps trotzdem recht beschnitten an.

Android Auto

Android Auto ist derzeit noch sehr stark an das ehemalige „Google Now“ angelehnt, welches auf Smartphones inzwischen vollständig durch den Assistant abgelöst wurde. Ein Homescreen im Stile von Google Now soll als eine Mischung aus Benachrichtigungszentrale (nur für freigegebene Apps), Mediensteuerung, kompakter Navigationsdarstellung (nächste Routenanweisung) und Assistant-typisch kontextabhängigen Informationen dienen. Hotelreservierungen oder Flugbuchungen werden direkt auf dem Homescreen in Form von Karten angezeigt. Praktisch, wenn per Tap auf den bevorstehenden Flug sogleich die Navigation zum Flughafen gestartet wird.

Am unteren Bildschirmrand befinden sich Einstiegspunkte in Navigation, Telefon und Mediaplayer. Unter jedem Menüpunkt verstecken sich die Apps, welche für den jeweiligen Zweck verfügbar sind. In der Kategorie „Mediaplayer“ findet sich der Zugriff auf die diversen kompatiblen Player wie Spotify, Google Play Music, Podcast Addict und viele mehr – die Auswahl ist sehr umfangreich. Durch die Art der Menüstruktur gestaltet sich der Zugriff auf unterschiedliche Apps allerdings recht umständlich – einer der Gründe, warum Google hiervon in Kürze abrücken wird.

Im Hinblick auf die Funktionalitäten als Mediaplayer schenken sich Android Auto und Apple Carplay nichts. Beide lassen sich problemlos bedienen und auch per Spracheingabe lässt sich die passende Playlist, ein Spotify-Radiosender oder Ähnliches abspielen. Verständnisprobleme, gerade mit Bandnamen, gibt es hier wie dort vereinzelt.

Google Maps dominiert

Die große Stärke von Android Auto ist sicherlich die Nutzung von Google Maps als Navigationslösung. Google hat in den vergangenen Jahren einige Updates nachgeschoben, die Maps zu einem ernstzunehmenden Navigationssystem haben reifen lassen. Das beginnt bereits bei der Routenplanung, die sofort und ohne Rechenpause mehrere Alternativrouten zur Verfügung stellt. Dadurch lassen sich interessante Neuentdeckungen machen und es finden sich häufig reizvollere Routen über Landstraßen, die mit wenigen Minuten mehr Fahrtzeit eine angenehme Möglichkeit zur Stauumfahrung darstellen.

Spannender ist, dass von Maps während der Fahrt immer wieder solche Alternativen angeboten werden: Nähert man sich einer Kreuzung an, von der man auch eine Alternativroute befahren könnte, wird diese Strecke grau hervorgehoben und mit einer Information über die zu erwartende, längere oder kürzere Fahrtdauer ergänzt. Ein Fingertipp reicht, um die Route ohne jegliche Neuberechnungszeiten auszuwählen. Google rechnet permanent serverseitig nach Alternativen, die zum aktuellen Verkehrsgeschehen passen. Geht es unausweichlich über vielbefahrene Autobahnen, informiert der Assistant zudem regelmäßig über eine sich verbessernde oder verschlechternde Verkehrslage und ob die erwartete Ankunftszeit dadurch nach vorn oder hinten rückt.

Android Auto und Apple Carplay schlagen mit ihren Assistenten und den damit verbundenen Möglichkeiten die fahrzeugeigenen Systeme um Längen. „Zeige mir Tankstellen entlang meiner Route.“ – oder noch einfacher: „Tankstelle“. Beide Systeme zeigen dann passende Tankstellen entlang der Route an. Google Maps ergänzt, wie viele Minuten Umweg sich dadurch hinzuaddieren und auch Öffnungszeiten sind ersichtlich. Grundsätzlich informiert der Assistant bei der Auswahl eines Ziels, falls ein Erreichen innerhalb der Öffnungszeiten knapp werden könnte. Im Gegensatz zu Apple Carplay lassen sich auf Google Maps bei Android Auto auch Zwischenziele problemlos integrieren und bearbeiten, auch der Überblick über die Gesamtroute bleibt erhalten. Was beiden Systemen derzeit in Deutschland noch fehlt, sind Informationen über Tempolimits.

Besser online

Natürlich ist die ständig nötige Internetverbindung Fluch und Segen zugleich. Einerseits steht online sehr viel mehr Rechenleistung zur Verfügung. Das ermöglicht es überhaupt erst, dass für die Suchergebnisse zu einem Zwischenziel – ohne Rechenpause – sofort auch die zu erwartenden Umwege angezeigt werden. Übliche Navigationssysteme geben hier höchstens Auskunft über die Entfernung zum Ziel – per Luftlinie – und die Himmelsrichtung. Am Steuer ist das wenig hilfreich und eine passende Tankstelle zu finden, kann schnell zur Geduldsprobe werden. Im Gegenzug wird eine Internetverbindung mehr oder weniger vorausgesetzt – offline sind die Smartphonesysteme nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Apple Maps findet sich offline noch so lange zurecht, solange keine Neuberechnung notwendig wird. Google Maps kann hingegen auch die nötigsten Aktionen offline durchführen, sofern man über die Maps App auf dem Smartphone auch offline Karten heruntergeladen hat. Allerdings muss man in dem Fall auf Verkehrsinformationen und generell auch Alternativroutenvorschläge verzichten.

WhatsApp-Nachrichten oder SMS lassen sich über beide Systeme gleichermaßen gut diktieren. Android Auto kann ein paar Messenger mehr für sich beanspruchen, so sind unter anderem auch Signal und Telegram verfügbar.

Nachteile?

Einerseits ist ein Bruch zum System des Autoherstellers ständig erkennbar. Dass Carplay oder Android Auto ganz anders aussehen als etwa Audis MMI, fällt optisch sofort auf. Die Möglichkeit, eine Art Skin ans Smartphone zu übertragen, bietet keines der Systeme, Carplay kommt hier aber deutlich schlichter daher.

Das wohl größte Manko ist die vom Infotainment losgelöste Routenführung. Audis Virtual Cockpit ist mit aktivem Android Auto witzlos, da dieses ausschließlich auf dem Hauptbildschirm im Armaturenbrett läuft. Auch gibt es keine Abbiegeinformationen oder ähnliches im Kombiinstrument oder dem Head Up Display. Apple bietet mit dem kommenden Update auf iOS 13 in seiner Spezifikation immerhin die Möglichkeit, einen zweiten Bildschirm anzusteuern, allerdings mit der Einschränkung, dass Abbiegehinweise und Karten ausschließlich mit der Apple Maps App genutzt werden können. Textbasierte Informationen wie Abbiegeinformationen können zudem per iAP2-Protokoll auch für Head-Up-Displays verwendet werden.

Probleme gibt es unter Android auch hinsichtlich der Kabel. Viele USB-Kabel funktionieren unabhängig von ihrer Spezifikation nicht zuverlässig und es treten häufig Verbindungsabbrüche auf. Es gibt gar einen vom Android Auto-Team gepflegten Thread in den Google Supportforen (Link: https://support.google.com/androidauto/forum/AAAA6SY52nILV5HsOjkPyI/) über zuverlässig funktionierende Kabel.

Dunkler, eleganter und moderner

In den nächsten Wochen stehen sowohl für Android Auto wie auch für Apple Carplay umfassende Neuerungen an. Beide Dienste bekommen nach eigenen Aussagen ihre bisher umfangreichsten Updates.

Android Auto verabschiedet sich endgültig vom kontextsensitiven Google Now Homescreen und führt stattdessen einen App-Launcher ein, über welchen künftig alle Apps gestartet werden. Die bisherigen, kontextsensitiven Informationen (z.B. Hotelreservierungen) gehen nicht verloren, denn bereits vor einigen Monaten wurde Google Maps erweitert, sodass beim Öffnen automatisch zuletzt gesuchte Ziele und – abhängig vom Kontext – entsprechende Zielvorschläge angezeigt werden. Befindet man sich beispielsweise am Arbeitsplatz, wird beim Öffnen von Maps als Ziel „Zuhause“ vorgeschlagen.

Da Apps nun über den Launcher geöffnet werden, hat Google den in der unteren Bildschirmzeile freigewordenen Platz zur Implementierung eines Widgets genutzt, das abhängig von verwendeten Apps agiert. Wird per Spotify Musik abgespielt, während Google Maps offen ist, finden sich im Widget Steuerungen zur Medienwiedergabe. Umgekehrt werden bei laufender Zielführung entsprechende Abbiegehinweise angezeigt, wenn Spotify im Vordergrund läuft.

Android Auto nutzt künftig standardmäßig einen Dark Mode. App-Symbole heben sich deutlicher ab und die optische Integration ins Fahrzeug sieht dadurch eleganter aus, da auch auf bunte Flächen verzichtet wurde und Android Auto damit insgesamt zeitgemäßer wirkt. Neu sind auch die sogenannten „Quick Assistant Actions“, die als Apps im Launcher auftauchen. Diese sind mit schnellen Aktionen des Google Assistant verknüpft. Benachrichtigungen, die sich bisher auf dem Google Now Homescreen befanden, sind nun in ein Benachrichtigungszentrum verlegt worden, welches sich jederzeit über ein Symbol in der Fußleiste aufrufen lässt. Das Update soll bei Android Auto Nutzern im Laufe des Spätsommers ankommen.

Das bisher größte Carplay-Update

Apple wird mit iOS 13 einige Neuerungen für Carplay ausrollen. Auch hier gibt es ein tiefergehendes Redesign. Wichtigste Neuerung ist ein zweigeteiltes Bildschirmlayout mit einer Kartendarstellung in der linken Spalte und Anzeige weiterer Informationen wie Mediaplayer, Kalender und ähnlichem in der rechten Spalte. Dafür wurde der Home-Button etwas verändert. Dieser springt aus einer App grundsätzlich auch in den App-Launcher, ein weiterer Tap öffnet dann die neue zweispaltige Ansicht.

Die Karten-App wurde ebenfalls ordentlich erweitert und ist im Umgang mit Zwischenzielen nun auf Augenhöhe mit Google Maps. Wie auch Google Maps wird Apple Maps künftig das Teilen des Routenfortschritts mit Kontakten ermöglichen.

Neu ist unter anderem die eigenständige Kalender-App, worauf Google bisher aktiv verzichtet und eine Nutzung des Kalenders ausschließlich akustisch über den Assistant ermöglicht. Die aktuell am iPhone geöffnete App läuft nun endlich unabhängig von der bei Carplay im Vordergrund laufenden App. Bisher war es so, dass Carplay beispielsweise von der Navigation zu Spotify gesprungen ist, sobald Spotify auch auf dem Smartphone geöffnet wurde.

Echo Auto

Nachrüstlösungen für Android Auto oder Apple Carplay gibt es auf dem Zubehörmarkt in Form von Zubehörradios [8]. Wer sich ohne Umbau einen Assistenten ins Auto holen möchte, hat künftig mit Echo Auto von Amazon die dazu passende Möglichkeit. Die kleine Box wird per Klinkenstecker mit dem Audiosystem verbunden und nutzt die Datenverbindung des Smartphones. Damit wird die Nutzung des üblichen Alexa-Funktionsumfangs im Auto möglich, allerdings muss das System ohne einen Bildschirm auskommen und ist damit mehr eine Ergänzung eines im Auto liegenden Smartphones als eine vollwertige Infotainmentlösung.

Zwar lassen sich über Alexa auch Navigationswünsche diktieren, in dem Fall wird aber über die verbundene Alexa App auf dem Smartphone beispielsweise Google Maps für die Zielführung gestartet. Das Mobilgerät ist also im besten Fall mit einer Halterung im Sichtfeld montiert. In erster Linie ist Echo Auto eher als eine sprachgesteuerte Entertainmentzentrale zu sehen. Derzeit ist der Echo Auto nach der beeindruckenden Zahl von einer Millionen Vorbestellungen nur in den USA verfügbar. Wann die Box nach Deutschland kommen wird, ist noch nicht klar.

Günstige Alternative?

Selbst im margenträchtigen Premiumumfeld, in dem Hersteller reichlich in ihre Infotainmentsysteme investieren, sehen die OEMs die Smartphone-Systeme als ernstzunehmende Konkurrenz an. Immerhin droht der Verlust teurer Fahrzeugkonfigurationen, wenn Kunden eine Head Unit nur noch als Erfüllungsgehilfen für das Smartphone ordern würden. Dementsprechend geben sich die Hersteller Mühe, das Feld den Tech-Firmen nicht kampflos zu überlassen. Oftmals ist eine Smartphone-Integration daher nur mit der teuersten Infotainment-Konfiguration möglich oder man lässt sich die Nutzung von Carplay durch ein Abomodell versilbern, so, wie es BMW versucht.

Andere Hersteller gehen da kundenfreundlichere Wege und siedeln die Systeme meist unterhalb ihrer eigenen Navigationslösungen an – sofern sie es überhaupt anbieten. Während Carplay eine hohe Akzeptanz genießt, hatten sich etwa Porsche und Toyota [9] lange verwehrt – aus Datenschutzgründen, wie es hieß.

Sicherlich haben aber auch die Automobilhersteller auf ihrem Weg zum Mobilitätsdienstleister inzwischen ein gesteigertes Interesse an diesen Daten und möchten das Feld nicht den Tech-Firmen überlassen. Ob sie mangels Integration in das Leben der Nutzer durch ihre Smartphones aber jemals auf Augenhöhe der smarten Assistenten bestehen können, wird die Zukunft zeigen müssen. Der Vorsprung, den sich Google und Apple innerhalb weniger Jahre aufgebaut haben, wird so nicht so schnell aufzuholen sein.


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