Wie bringt einen der Kia Ceed Sportswagon über den Winter?

Winterhurenkaufberatung

Wer ein geliebtes Fahrzeug hat, besitzt oft auch eine ungeliebte Winterhure. Die muss viel aushalten und praktisch sein, darf aber nicht am Herzen regen oder so viel kosten wie ein Golf. Wie bringt einen der Kia Ceed Sportswagon über den Winter?

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Wer einen Roadster hat, ein Motorrad oder einen Sportwagen, der zu nichts nutze ist außer zum Grinsen, der kennt den Begriff der "Winterhure": das ungeliebte Zweitfahrzeug, das Salz, Regen, Wartungsmüdigkeit und Novemberdepressionen ertragen muss, während das geliebte Fahrfahrzeug unter einer kuschelweichen Abdeckplane winterschläft. Das Pflichtenheft der Winterhure deckt sich großflächig mit dem des Autos für eine Familie, die viel Funktion für wenig Geld und keine emotionale Bindung mit anderthalb Tonnen Metall sucht. Deshalb hier für eine breite Käuferschicht eine passend herbstliche Winterhurenkaufberatung, aufgemacht am Beispiel Kia Ceed Sportswagon.

Die Hyundai-Kia-Gruppe zeigt vielleicht am besten, sicherlich jedoch am prominentesten, was Südkoreas Autoindustrie in Europa bietet. Wenn der Ceed beim Händler vor einem steht oder in einem Hefterl vor einem liegt, gibt es erstmal keinen Grund, sowas nicht zu kaufen. Im Gegenteil. Kein Wunder, dass Opel und Peugeot Probleme haben, wenn sie mit sowas konkurrieren. Genau diese beiden sind auch typische Winterhurenhersteller. Ein ständig gesalztes, getretenes Auto darf nicht am Herzen regen. Das tut auch der Kia nicht. Er regt stattdessen an der deutschen Seele, die sich an technisch gut umgesetzten Lösungen ergötzt. Als Deutscher möchte ich der Form halber meckern, kann das aber nur halbherzig tun: "Irgendwann werden diese Koreaner lernen, dass ich meinen Arm nicht auf meinem Kaffee ablegen möchte und die Rückfahrkamera versifft zu schnell bei Regen." Aber im Astra gibt es über Ergonomie genausoviel zu meckern und über den Problemkreis Peugeot wollen wir gar nicht reden, müssen das jedoch bald mal gesondert tun.

Schaum aus dem Blätterwald

Gelegentlich lese ich mit gleich hohen Portionen Unverständnis und Faszination Autozeitschriften. In denen stand einmal, dass Kia die "emotionale Marke" des der Hyundai-Kia-Gruppe sei. Zum Glück für diese Kaufberatung ist das Quark. Es gibt für einen Europäer keinen emotionalen Unterschied zwischen einem Ceed und einem i30. Beide kratzen sich durch Nutzen ein statt durch Marketing. Im Ceed Sportswagon (deutsch: "Ceed Kombi") zum Beispiel gibt es ein Verzurrsystem mit Gepäckschienen, ein auch hinter die Vordersitze einhängbares Gepäcknetz und die Rückbank klappt nicht nur flach um, sondern ist auch gekruschtelarm komplett demontierbar, weil die Verschraubungen mit einem Handgriff zugänglich sind.

Motoren: ja, gibt es. Leistung: nein, gibt es nicht. Braucht man aber auch nicht. Die Version mit 135 PS (1.6 GDI) würde zum Beispiel mit einem An-/Aus-Schalter für Vollgas auskommen, denn der Motor baut Schub rein über Drehzahl auf. Er ist deshalb wunderbar elastisch. Dazu passend reicht Kia ein butterweiches Handschaltgetriebe. Im Prinzip können Sie knapp 2000 Euro sparen und den 1,4-Liter-Motor mit 100 PS nehmen, der ebenfalls keine gefühlte Leistung für weniger Geld anbietet. Fahrwerk: Dafür haben Sie doch das Sommerauto. Der Ceed-Kombi rollt komfortabel ab, mag Kurven jedoch nicht besonders, ein weiterer Pluspunkt: Die besten Winterhuren haben Fahrwerke, die schnell auf unterhaltsame Weise überfordert werden können. Das hilft, sich wieder auf den Sommer zu freuen, das ist jedoch außerdem gut fürs Ego. Das Sommerfahrzeug sagt einem ja ständig: "Das ist alles, was du zu bieten hast? Lusche." Der Winterhure kann man genau diesen Satz endlich selber einschenken.