UST-Beamer
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später als leitender Testredakteur fast 15 Jahre bei Areamobile. Für Heise Bestenlisten testete er bis 2025 auch Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge sowie allerhand andere technische Spielereien.
Kein Platz im Wohnzimmer und es soll trotzdem ein riesiges Bild für Film und Fernsehen sein? Kein Problem – mit dem richtigen UST-Beamer. Wir erklären, was das ist und worauf man beim Kauf achten sollte.
UST-Beamer (Ultra Short Throw), also Beamer speziell für den Ultranahbereich, kommen ursprünglich aus den asiatischen Ländern und hatten dort einen ganz einfachen Hintergrund: Wohnraum ist in Asien teuer und rar, daher ist es nur logisch, besonders kompakte Geräte für Film und Fernsehen zu verwenden – und zwar bei trotzdem großer Bilddiagonale. Nach raschem Erfolg in Fernost schwappte der Trend langsam auch nach Europa. Zwar ist das Platzproblem hier deutlich weniger ausgeprägt, allerdings machen sich UST-Beamer auch anders positiv bemerkbar. Denn während die auch Laser-TV genannten Modelle Bildschirmdiagonalen von bis 130 Zoll bei entsprechender Qualität in 4K und mit HDR schaffen, sind ähnlich große Fernseher nicht nur selten und auch bei Nichtgebrauch riesig, sondern normalerweise auch noch wesentlich teurer.
Spätestens durch die Corona-Pandemie, in der Kontakte zu anderen Menschen beschränkt und Kinos und andere Veranstaltungsorte geschlossen wurden, explodierte daher die Nachfrage nach den Nahbereichs-Projektoren. Und dieser Trend hält an. Wir erklären, worauf man beim Kauf achten sollte.
UST-Beamer (Ultra Short Throw / Nahbereichs-Beamer) sind dem Namen entsprechend Beamer, die meist per Laser trotz sehr naher Aufstellung direkt an der Projektionsfläche sehr große Bilddiagonalen erreichen. In Abhängigkeit von der gewünschten Darstellungsgröße und der Technik der Modelle reichen rund 10 bis 60 Zentimeter Abstand. Möglich macht das eine spezielle Weitwinkeloptik oben auf den Geräten, die trotz der Position ein verzerrungsfreies und großes Bild darstellt. Gängige Projektionsgrößen liegen dabei zwischen 100 und 130 Zoll und damit unter Bilddiagonalen herkömmlicher Wohnzimmer-Beamer. Im Vergleich zu Fernsehern, die heute im Schnitt 55 bis 75 Zoll groß sind, ist das trotzdem ein ordentlicher Zugewinn bei der Bildgröße.
Die meisten Nahbereichs-Projektoren können ohne Zusatzgerätschaften bereits streamen und kommen heute mit guten Lautsprechern ausgestattet zum Kunden, teils sogar mit eingebautem Subwoofer. Wegen der unkomplizierten Nutzung werden sie auch Laser-TV genannt – aufstellen, Strom anschließen, einrichten, fertig.
Wie bei anderen Beamer-Arten gilt das indirekte Licht im Vergleich zu Fernsehern mit selbstleuchtenden Pixeln als augenschonend. Trotz teils großer Preisunterschiede basieren alle UST-Beamer auf der DLP-Plattform von Texas-Instruments. Was genau das bedeutet und welche Beamer-Arten- und Techniken es noch gibt, haben wir im Ratgeber Den besten Heimkino-Beamer finden: 4K, Laser, LED, 3D & Co. erklärt.
Theoretisch reicht auch eine glatte und weiße Wand als Projektionsfläche. Da wegen der nahen Projektionsdistanz jegliche Unebenheiten bei der (Lein)wand aber viel stärker störend hervortreten, als bei herkömmlichen Distanz-Beamern, sollte es sich dabei am besten um eine Rahmenleinwand oder sehr hochwertige Rollleinwand handeln.
Zusätzlich sollte man für UST-Beamer auf sogenannte ALR- (Ambient Light Rejecting) oder CLR- (Ceiling Light Rejecting) Leinwände setzen. Sie verhindern, dass das Bild durch Streulicht an Kontrast verliert und lenken es gebündelt direkt nach vorn zum Betrachter. Diese Leinwände verwenden meist grauen statt weißen Stoff, da so der Kontrast erhöht wird und der Beamer auch bei Tageslicht ohne Verdunklung genutzt werden kann. Das setzt aber sehr helle Beamer voraus.
Hier noch einmal die Vorteile von Ultrakurzdistanz-Beamern auf einen Blick:
Zu den wichtigsten und bekanntesten Herstellern von UST-Projektoren für den Heimbereich zählen BenQ, LG, Optoma und Samsung. Hinzu kommen zahlreiche asiatische, hierzulande weniger bekannte Marken wie FEMGI (Testbericht) und auch Spezialisten aus anderen Ländern wie AWOL Vision aus den USA.
Die BenQ-Modelle bestechen tendenziell mit Ihrem modernen Lifestyle und unterstützen 3D. Varianten von Optoma bieten hohe Lichtleistung bei sehr gutem Bild und umfangreicher Ausstattung. Hisense trumpft mit einer sehr guten Zwischenbildberechnung und tollem Bild, Samsung mit ebenfalls tollem Bild bei allerdings im Schnitt niedrigerer Lichtausbeute.
Wer einen Nachbereichs-Beamer kaufen möchte, sollte neben den technischen Daten auch einige andere Faktoren beachten. Wichtig sind etwa Sitzposition und Sitzabstand. Denn auch wenn der Beamer selbst kaum Platz einnimmt, muss für den richtigen Abstand zur Leinwand der Platz für passende Sitzmöbel vorhanden sein. Und auch der Beamer selbst benötigt Platz – je größer das Bild sein soll, desto größer muss normalerweise auch der Abstand des Beamers zur Wand oder Leinwand sein. Das kann auf einem einfachen Lowboard mit 40 Zentimeter Tiefe knapp werden. Als Lösung gibt es spezielle UST-Beamer-Möbel mit ausziehbaren Bereichen, um so mehr Abstand zu generieren, ohne das Möbelstück verschieben zu müssen.
Die Wichtigkeit der ebenen Projektionsfläche wurde bereits erwähnt, am besten sollte dafür eine Leinwand (ALR oder CLR, s. oben) her. Gemeint ist dabei zwingend eine Rahmenleinwand, eine sehr hochwertige Rollleinwand oder eine perfekt gespachtelte Wand, denn selbst eine ordentliche Rollleinwand für herkömmliche Distanz-Beamer ist dafür einfach nicht plan genug!
Kommen wir zu den technischen Werten. Bei der Auflösung sollte es mindestens Full-HD sein, besser ist zweifelsfrei 4K. Denn immer mehr Streaming-Dienste bieten Filme und Serien in dieser hohen Auflösung an, entsprechend sollte ein Beamer mit dieser schärferen Auflösung zum Einsatz kommen. Zum Thema 4K, nativer und darstellbarer Auflösung sowie Begrifflichkeiten wie Pixelshift raten wir erneut zu einem Blick auf unseren generellen Beamer-Ratgeber.
Die Helligkeit sollte bei einem UST-Beamer in ANSI-Lumen angegeben sein. Hier gilt grundsätzlich: je mehr, desto besser. Zwar kann das auch negativ für den Kontrast sein, aber gerade, wenn der Beamer auch bei Tageslicht ohne Abdunklung zum Einsatz kommen soll, sollten das Gerät 2500 ANSI-Lumen oder besser mehr schaffen. Bei vollständiger Abdunklung empfehlen wir immer noch rund 1500 ANSI-Lumen (oder mehr), da das Bild sonst zu düster wirkt.
An Anschlüssen halten wir in erster Linie HDMI-Eingänge für wichtig. Einer davon sollten am besten über eARC-Fähigkeit zum Ansteuern von Soundbar oder AV-Receiver verfügen, denn auch, wenn die eingebauten Lautsprecher guter Laser-TVs schon erstaunlich voluminös sind, kommen sie kaum an ein ordentlich Heimkino-Set-up heran. Wie sich so etwas zusammensetzt, haben wir in unserem Ratgeber Perfekter Sound fürs Heimkino: Die besten Lautsprecher, Subwoofer & AV-Receiver zusammengefasst. Weiterführende Artikel sind ebenfalls dort verlinkt.
Hilfreich sind Funktionen wie Lens Shift und Trapezkorrektur (Keystone), die heute in den meisten Fällen automatisch arbeiten. Sie sorgen dafür, dass das dargestellte Bild auch dann verzerrungsfrei auf die Leinwand kommen, wenn der Beamer nicht perfekt gerade stehen kann. Ein Autofokus sorgt zudem dafür, dass das Bild stets so scharf wie möglich ist.
Auch die Lautstärke eines UST-Beamers ist wichtig. Zwar steht so ein Gerät normalerweise direkt an der Leinwand und damit meist einige Meter entfernt von den Zuschauern, zu laute Lüfter stören aber trotzdem. Hochpreisige Modelle sind hier aber normalerweise unauffällig.
Wer mehr ins Detail gehen will und noch weit mehr Informationen über Beamer und deren Technik sucht, sollte unbedingt einen Blick auf unseren Ratgeber Den besten Heimkino-Beamer finden: 4K, Laser, LED, 3D & Co. werfen.
Wir haben uns für diesen Ratgeber UST-Beamer unterschiedlicher Preisklassen angeschaut und auf zwei ALR-Leinwänden getestet. Das günstigste Laser-TV ist der Fengmi Formovie R1 Nano (Testbericht), der vor allem mit seinen kompakten Maßen und dem niedrigen Preis von rund 500 Euro punktet. Deutlich teurer und mit 4K kommt der Xgimi Aura 2 daher, der zudem heller ist und brillantere Farben verspricht. Noch teurer ist der Awol Vision LTV-3000 Pro für etwa 3200 Euro, der seinen Wert mit noch besserem Bild und tollen Farben sowie Kontrasten unter Beweis stellen musste. Als Leinwände haben wir eine günstige Rahmenleinwand von Blitzwolf mit 100 Zoll für etwa 230 Euro und eine motorisierte Rahmenleinwand von Awol Vision mit ebenfalls 100 Zoll für rund 1600 Euro herangezogen.
Fangen wir mit den Leinwänden an. Die Blitzwolf BW-VS3 ALR kostet mit dem Code BGJSMA bei Banggood nur 232 Euro mit Versand aus Tschechien und ermöglicht eine Bilddiagonale von 100 Zoll. Die Leinwand kommt mit grauem statt weißem Tuch und fokussiert das Licht auf die Betrachter, sodass auch Tageslichtprojektionen möglich werden. Der Aufbau ist recht einfach, wenn auch etwas zeitaufwendig. Blitzwolf legt eine gute Schritt-für-Schritt-Anleitung und sogar das passende Werkzeug bei, um die vielen Kleinteile zusammenzusetzen.
Der Rahmen besteht aus passgenauen Aluteilen und ist grundsätzlich sehr stabil. Lediglich Verwindungen entlang der Längsachse sind möglich. An der Wand mit den beiliegenden Utensilien aufgehängt oder möglichst nah und in gleichem Abstand links und rechts an eine Wand gestellt ist das aber kein Problem. Das Leinwandtuch wird mit Federn auf den Rahmen gespannt und kann im Laufe des Leinwandlebens nachgespannt werden. Durch diese Konstruktion ist der Screen tatsächlich komplett Plan. Wegen der flachen Aluprofile des Rahmens trägt die Leinwand auf der Wand kaum auf. Das Grau des Tuches schluckt etwas Leuchtkraft der Beamer, steigert dafür wie angedacht die Kontraste. Mit einem ausreichend starken UST-Beamer ist die BW-VS3 ALR eine gute Wahl für alle, die den Platz für eine Rahmenleinwand haben.
Wer weniger Platz hat, dafür aber tiefe Taschen, der darf alternativ zur Awol Vision Motorleinwand für zum Artikelzeitpunkt knapp 1600 statt sonst 2500 Euro greifen. Die Leinwand ist in einem knapp 2,4 Meter langen und fast 30 Kilo schweren Metallkasten in Anthrazit versteckt und in 100 Zoll erhältlich. Auch eine größere Version mit 120 Zoll ist verfügbar. Der Kasten wird an passender Stelle auf Boden oder Möbel gestellt. Auf Knopfdruck am Kasten, per Fernbedienung oder automatisch beim Einschalten eines der drei synchronisierbaren Awol-Vision-Projektoren LTV-2500, 3000 Pro oder 3500 Pro fährt die Leinwand langsam vom Boden aufsteigend aus. Die Lautstärke dabei ist gemäßigt.
Die genaue Höhe ist zwischen rund 125 Zentimeter (Höhe der Projektionsfläche) und 175 Zentimeter frei bestimmbar, der Teil unter dem Tuch wird bei zunehmendem Auszug schwarz maskiert. Bei der motorisierten Rollleinwand handelt es sich um eine Tensions-Leinwand, die ihre Planlage ebenfalls durch Spannung erreicht und nachjustiert werden kann. Für ein solches Modell ist die Planlage ab Werk schon beeindruckend, minimale Unebenheiten ließen sich ohne Nachjustierung nur unten links und rechts ausmachen. Hinzu kamen einige oberflächliche Knicke, die sich aber im Betrieb glatt ziehen und auch so bei Nutzung nicht weiter auffallen.
Insgesamt wirkt das Modell von Awol Vision extrem hochwertig, mit toller Verarbeitung und recht leisem Motor. Außerdem macht der Ausfahrvorgang einiges her. Das Tuch selbst ist ebenfalls grau und hebt so den Kontrast des Bildes auch und gerade bei Tageslicht an, entsprechend wird auch hier ein leuchtstarker UST-Beamer benötigt. Tatsächlich scheint das Tuch der Leinwand hier noch etwas hochwertiger zu sein, da das dargestellte Bild der jeweils gleichen Projektoren hier noch etwas lebendiger wirkte. Vorteil bei dem motorisierten Modell ist zudem zweifelsfrei, dass die Leinwand bei Nichtgebrauch nicht komplett sichtbar ist. Weitere Informationen zu den Leinwänden werden zukünftige Tests bieten.
Für diesen Artikel haben wir neben den genannten Leinwänden folgende drei Beamer unterschiedlicher Preisklassen ausprobiert: Fengmi Formovie R1 Nano (Testbericht), Xgimi Aura 2 und Awol Vision LTV-3000 Pro. Der günstige Fengmi (mit dem Code BGJMAK für nur 432 Euro inklusive Versand aus Tschechien bei Banggood, mit der 100 Zoll großen ALR-Leinwand von Blitzwolf mit dem Code BGJSMA für zusätzliche 232 Euro) überzeugt vor allem durch sein kompaktes Design und die dafür hohe Leuchtkraft (1200 ANSI-Lumen) bei Full-HD-Auflösung. Der kleine UST-Beamer sollte aber nur in verdunkelten Räumen eingesetzt werden, wie aus dem Testbericht hervorgeht. Die eingebauten Lautsprecher sind zwar laut, aber wenig voluminös.
Der deutlich teurere Xgimi Aura 2, den der Hersteller auf der IFA 2024 offiziell vorstellt und uns vorab zur Verfügung gestellt hat, beerbt den erfolgreichen Vorgänger Aura, der zum Artikelzeitpunkt für rund 2000 Euro zu bekommen ist. Schon beim Anschalten erfolgt der erste Aha-Moment: Der Xgimi-Beamer ist nicht nur teilweise aus Metall und in Silber und Hellgrau gehalten, sondern fährt beim Start zuerst einmal eine Schutzblende motorisch beiseite – schick! Das Gerät stellt Inhalte in 4K und bis zu einer Bilddiagonale von 120 Zoll dar und verwendet dabei eine Laserquelle mit 2300 ISO-Lumen, was etwa 1840 ANSI-Lumen entspricht. Entsprechend war der Aura 2 beim ersten Ausprobieren deutlich heller als der winzige R1 Nano. Auch bei Bildschärfe und Farbbrillanz übertrifft das teurere Modell den Winzling sichtbar und der Sound ist deutlich präsenter. Hier kommt man durchaus auch ohne High-End-Surround-Anlage aus, sofern man keine Wunder erwartet. Mehr folgt in einem dedizierten Einzeltest.
Dritter Vertreter der UST-Beamer ist der Awol Vision LTV 3000 Pro. Das Gerät ist deutlich größer als das Modell von Xgimi und es kommt vorwiegend schwarzer Kunststoff zum Einsatz. Dafür ist die Helligkeit des aktuell für rund 3300 Euro zu bekommenen UST-Beamers mit bis zu 3000 ANSI-Lumen noch einmal deutlich heller als bei den anderen beiden Modellen. Auch hier kommt natürlich 4K zum Einsatz, tatsächlich ist unser erster Bildeindruck noch heller und mindestens genauso plastisch wie bei Xgimi. Der Sound ist ebenfalls ordentlich – mehr in Kürze im Einzeltest zum Gerät. Dann werden wir auch mehr Unterschiede zwischen den beiden teureren Modellen herausstellen.
UST-Beamer sind nicht nur in besonders beengter Umgebung sinnvoll, je nach Preisklasse sind sie auch deutlich günstiger als Fernseher in annähernd gleicher Größe. Noch größer für noch etwas weniger Geld wird es nur mit Distanz-Beamern, wie wir in unserem Ratgeber Den besten Heimkino-Beamer finden: 4K, Laser, LED, 3D & Co. und in unserer Bestenliste Top 5: Die besten Laser-Beamer mit 4K bis 2000 Euro – megascharf und hell herausgestellt haben. Technisch sind die Geräte mittlerweile über jeden Zweifel erhaben, bis zu einem gewissen Grad entscheidet aber erwartungsgemäß nach wie vor der Geldbeutel über die Bildqualität der UST-Beamer.
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