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E-Bike-Tuning: Möglichkeiten, Kosten und Risiken

E-Bikes

Die 25-km-pro-Stunde-Grenze ist ein Ärgernis für viele E-Bike-Besitzer. Verschiedene Lösungen überlisten die Sperre. Wir zeigen, was es gibt – und warum man die Finger davon lassen sollte.

E-Bikes (Grundlagen) sind genial. Sie machen Spaß, motivieren unsportliche Mitmenschen zu Höchstleistungen und erlauben Touren, die nicht perfekt Durchtrainierte niemals fahren könnten. Und dennoch wird sich jeder E-Bike-Besitzer früher oder später über die Höchstgeschwindigkeit ärgern: Ab 25 km/h muss die Unterstützung bei den Pedelecs wegfallen – der beliebtesten E-Bike-Klasse. In der Praxis fühlt sich das an, als würde man mit einem Sportwagen in die 250-km/h-Selbstbegrenzung fahren. Material und Mensch könnten mehr, dürfen aber nicht.

Verschiedene Chips, Dongles, Platinen und Adapter, mit und ohne App-Steuerung versprechen unkomplizierte Abhilfe. Je nach Fahrrad und dessen Motor gibt es unterschiedliche Ansätze, um die Begrenzung anzuheben oder gleich ganz aufzugeben. Im Folgenden beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema Tuning.

Übrigens, wer sein normales Rad in ein E-Bike verwandeln möchte, dem empfehlen wir unseren Artikel Fahrrad legal zum E-Bike nachrüsten: Motor & Akku ab 300 Euro.

Kann man mit einem E-Bike schneller als 25 km/h fahren?

Klare Antwort: Na klar. Es gibt keine automatische Bremse, die ab 25 km/h greift. Bergab oder durch Treten lassen sich problemlos höhere Geschwindigkeiten erzielen. Ab 25 km/h hört die Unterstützung des Motors auf. Ein höheres Tempo verlangt entsprechend nach viel Muskelkraft. Denn bis zur Grenze reicht dank der Motor-Unterstützung ein leichtes Treten, um die Geschwindigkeit zu halten. Ebenso muss man nicht nur das erstrampeln, was man schneller fahren möchte – sondern auch das, was nötig ist, um die 25 km/h zu halten.

Wie funktioniert E-Bike-Tuning?

Das E-Bike misst die Geschwindigkeit wie jeder andere Fahrrad-Tacho auch – mit einem Magneten in den Speichen und einem Sensor (Reed-Kontakt) am Rahmen, der bei jeder Radumdrehung ein Signal gibt. Aus Radumfang und Drehzahl lässt sich die Geschwindigkeit berechnen. Ist die Geschwindigkeit größer als 25, gibt es keine Unterstützung mehr. Früher reichte es, in den Einstellungen des Fahrrads den Radumfang zu verändern, um schneller fahren zu können. Doch die Hersteller der Antriebe haben diese Einstellungsmöglichkeiten vernagelt oder zu einem zahnlosen Tiger degradiert: Bei aktuellen Panasonic-Antrieben gibt es die Option, den Radumfang zu verändern – Auswirkungen hat das aber ausschließlich auf die Anzeige des Tachos, aber nicht auf die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit.

Einfache Tuning-Chips für E-Bikes setzen zwischen Magnet, Sensor und Steuerungselektronik an. Kommt nur noch jedes zweite Signal an, denkt das Fahrrad, es wäre nur halb so schnell, und unterstützt entsprechend bis 50 km/h.

Die Tuning-Maßnahmen sind den meisten Antriebsherstellern ein Dorn im Auge. Mehr Tempo bedeutet mehr Kraft und erhöhter Verschleiß, und die wenigsten Tuner ziehen sich den Schuh im Schadensfall selbst an, sondern bauen ihre Tuning-Maßnahmen wieder aus und versuchen, die Reparatur über Garantie- oder Gewährleistungsansprüche durchzusetzen. Daraus ergibt sich die nächste Frage.

Kann man E-Bike-Tuning nachweisen?

Im Zweifel: Ja. In der Praxis kommt es vorwiegend darauf an, wie viel Mühe jemand in die Nachweisbarkeit investiert hat. Vor allem Bosch ist dafür bekannt, genau hinzuschauen und bei den aktuellen Antriebsgenerationen permanent Plausibilitätschecks durchzuführen – gibt es einen Gang, in dem die Drehzahl der Pedale zur Drehzahl des Hinterreifens passt? Kann der Stromverbrauch des Antriebs in der Ebene beim Erreichen von 16 km/h so hoch sein? Wie ist die durchschnittliche Stromaufnahme des Motors bei einer bestimmten Geschwindigkeit, wie ist die durchschnittliche Stromaufnahme über die komplette Lebensdauer des Rads?

Kommt es bei diesen Plausibilitätschecks zu Unregelmäßigkeiten, hinterlegt das Fahrrad die Verdachtsmomente im Computer, um Beweise im Fall von Garantieansprüchen zu haben – oder stellt den Dienst gleich komplett ein, bis es beim Händler zur Wartung war.

Unabhängig davon können E-Bikes etwa nach Unfällen oder bei Auffälligkeiten im Straßenverkehr beschlagnahmt und im Labor untersucht werden. Bei dieser klassischen Polizeiarbeit lassen sich geöffnete Schrauben, veränderte Stecker oder ausgetauschte Kabel erkennen.

Wie bekomme ich mein E-Bike schneller?

Wenige Fahrräder haben Einstellungen, etwa für europäische oder amerikanische Straßen – und unterstützen dann bis 25 respektive 32 km/h. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung gehörte beispielsweise Vanmoof; doch so leicht ist es nicht mehr: Per Software-Update wurde die Einstellungsmöglichkeit entfernt.

Bis auf wenige E-Bikes mit Brose-Antrieb gehört ein Tacho zur Standard-Ausstattung. Wer möchte, dass die Anzeige auch nach dem Tuning noch stimmt, muss für den Chip tiefer in die Tasche greifen.

Tuning per Menü gibt es quasi nicht mehr. Einige Antriebe lassen sich über die Software, die theoretisch nur Fahrradhändlern und -Werkstätten zur Verfügung steht, beschleunigen. Legal ist das aber ebenso wenig wie der Einbau eines Chips.

Wie arbeiten Tuning-Chips fürs E-Bike?

Je nach Rad und Antrieb sind die Tuning-Chips meist kleine Platinen mit oder ohne Gehäuse, die entweder zwischen die vorhandene Kabelführung des E-Bikes gesteckt werden – Stecker zwischen Mainboard und Magnet-Kontakt ab und am Chip wieder anstecken –, oder an diversen anderen Punkten mit der Elektronik des E-Bikes verbunden werden wollen. Je aufwändiger der Chip und je umfangreicher die Schutzmaßnahmen des Antriebs, umso komplexer wird es.

Die einfachsten Tuning-Chips halbieren das Geschwindigkeitssignal. Manche steckt man zwischen Platine und Sensor, andere hängt man ins aufgezwickte Kabel, wieder andere steckt man einfach per Plug & Play über den Sensor am Rad. Das führt aber auch dazu, dass der Tacho des E-Bikes nur noch die halbe Geschwindigkeit anzeigt und Kilometerstände nicht mehr stimmen.

Teurere Chips tricksen besser. Erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit, etwa 23 km/h, wird das Geschwindigkeitssignal halbiert. Bis zu diesem Tempo stimmen also die Daten. Manche Chips zeigen das Tempo sogar auf dem Tacho, allerdings nur die letzten beiden Stellen – eine Anzeige von 12,5 km/h würde in dem Fall 25 bedeuten, 13,3 wären 33 km/h. Die neueste Generation hängt sich bei manchen Antrieben sogar so in den Bus, dass der Tacho ohne Einschränkungen stimmt.

Die Königsklasse der Tuning-Chips kommt mit App-Steuerung daher. Per Smartphone kann man dann einstellen, wie schnell das Rad fahren soll, ob der Tacho stimmen soll – und ob man gegebenenfalls besondere Tastenkombinationen drücken oder das Smartphone verbinden muss, bevor der Tuning-Chip aktiv wird.

Kann man jedes E-Bike tunen?

Die meisten Tuning-Chips arbeiten spezifisch für einen bestimmten Antrieb. Der Fahrradhersteller spielt eine untergeordnete Rolle – bis auf wenige Fälle, etwa bei Giant, die auf angepasste Yamaha-Antriebe setzen. Man muss also ermitteln, was für einen Motor und welche Ausführung im Rad verbaut ist, und dafür einen passenden Chip finden und einbauen. Für fast alle Antriebe gibt es entsprechende Tuning-Möglichkeiten; Ausnahmen gibt es oft für neue Motoren, bei denen die Sicherheitsmaßnahmen noch nicht ausgehebelt wurden, und für Nischenmodelle, deren Verbreitung schlicht nicht sonderlich noch ist. In diesen Fällen helfen aber oft universelle Chips, da oft auch die Manipulationserkennung nicht sonderlich ausgereift ist.

Ist E-Bike-Tuning erlaubt?

Das Verbauen eines Tuning-Chips ist nicht verboten, der Betrieb eines solchen Fahrrads auf öffentlichen Straßen hingegen schon.

Welche Strafe droht bei E-Bike-Tuning?

Viele Gerüchte kursieren rund um dieses Thema. Die meisten sind verharmlosend: Es ist eine Ordnungswidrigkeit, was soll schon passieren. In der Praxis ändert sich bei einem E-Bike, das über 25 km/h hinaus unterstützt, rechtlich alles. Es handelt sich um ein Kraftfahrzeug, was zugelassen und versichert sein muss – man kann es aber weder zulassen noch versichern, weil das bei einem Pedelec nicht vorgesehen ist.

Unterm Strich ist das Fahren eines getunten E-Bikes also in etwa vergleichbar mit dem Fahren mit einem nicht versicherten Auto ohne Kennzeichen und TÜV. Da kommen verschiedene Tatbestände zusammen, unter anderem Fahren ohne Versicherungsschutz. Die gravierendste Gefahr ist allerdings, dass im Falle eines Unfalls keine Versicherung aufkommt und der Fahrer des Tuningrads mit seinem kompletten Privatvermögen für alles Schäden haftet – das kann zum Ruin führen.

Daher versuchen viele E-Bike-Modchips, bei einer Kontrolle möglichst nicht aufzufallen. Die meisten sind zunächst mal nicht aktiv und müssen erst durch Eingabe einer Tastenkombination scharf geschaltet werden. Andere lassen sich wie ein USB-Stick in Sekundenbruchteilen abziehen; kommt es zu einer Kontrolle, „ist ja gar kein Chip da“.

Da sich die Manipulation aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nachträglich über die im Antrieb gespeicherten Daten nachweisen lässt, sind solche Tricks kaum das Papier wert, auf dem sie erklärt werden. Wer also mit seinem Bike im Bereich der Straßenverkehrsordnung unterwegs ist, sollte die Finger vom Tuning lassen.

Was kostet E-Bike-Tuning?

Große Unterschiede zwischen Tuning-Chips für die verschiedenen Antriebe – ob Bosch, Yamaha, Brose, Panasonic oder Shimano – gibt es nicht. Man muss aber darauf achten, dass die Lösung zum eigenen Antrieb passt; dabei ist manchmal nicht nur der Hersteller, sondern auch das konkrete Modell des Motors wichtig.

Die einfachsten Modelle ohne große Funktionen – etwa der Simplek für Bosch und Yamaha – kosten als Bausatz ab knapp 70 Euro. Viel zu löten gibt es nicht; aber wer sich das sparen möchte, bekommt auch einen Fertigsatz zum Einbau für etwa 130 Euro. Der Chip ist in dem Fall als abziehbarer USB-Dongle ausgeführt: Ist er angesteckt, fährt das Rad schneller, zieht man ihn ab, gilt die Beschränkung auf 25 km/h.

Bessere Modelle mit Einfluss auf den Tacho – etwa die Speedbox 2 – kosten ab etwa 140 Euro. Die Top-Modelle mit Bluetooth hören auf Namen wie Speedbox B oder Blueped und kosten, je nach Ausführung, meist über 200 und bis etwa 350 Euro. Wer den Bosch CX 2020 manipulieren will, benötigt einen Volspeed V3 samt Spezialwerkzeug für die Montage (Kurbelabzieher), beim Haibike Flyon klappt's mit dem Bikespeed RS – vor dem Kauf sollte man aber die Software-Version des Fahrrads prüfen und sicherstellen, dass sich daran nichts geändert hat.

Rechtlich gibt es keinen Unterschied zwischen den Chips, auch wenn die aufwändigeren im Alltag schwerer zu entdecken sind. Wird das Rad nach einem Unfall beschlagnahmt, wird die Tuning-Maßnahme mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohnehin entdeckt – selbst, wenn sie abgezogen oder inaktiv ist.

Welche Tuning-Chips für Yamaha-Motoren?

Die Antriebe des japanischen Herstellers Yamaha sind sehr beliebt und kommen bei etlichen Herstellern zum Einsatz, etwa bei Haibike, Winora, Raymon oder Ghost. Auch der Antrieb von Giant-Fahrrädern kommt von Yamaha, in diesem Fall steht es aber nicht drauf. Die aktuelle Version ist der PW-X3 mit 85 nm Drehmoment; aber auch die Vorgängerversionen Yamaha PW-X2 und PW-X werden noch bei neuen Fahrrädern verbaut. Günstigere E-Bikes setzen hingegen meist auf weniger starke Antriebe, etwa der PW-ST, PW-TE oder PW-CE. Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für Yamaha-Motoren.

Welche Tuning-Chips für Bosch-Motoren?

Bosch ist hierzulande einer der größten und wichtigsten Hersteller von E-Bike-Antrieben und bei vielen namhaften Herstellern zu finden, darunter Haibike, KTM, Cube, Flyer oder Kalkhoff. Das derzeitige Top-Modell ist der Performance CX2, der 85 nm Drehmoment leistet. So hohes Drehmoment ist primär für Mountainbikes relevant. Bei City- oder Trekking-Rädern oder Lastenfahrrädern mit Antrieb kommen meist andere Antriebe zum Einsatz, etwa Bosch Performance Line, Active Line, Active Line Plus oder Cargo Line.

Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für Bosch-Antriebe. Achtung, bei Bosch ist es besonders wichtig, dass der konkret verbaute Antrieb zum gewählten Chip passt.

Welche Tuning-Chips für Shimano-Motoren?

Seit einigen Jahren stellt Schaltungs- und Bremsspezialist Shimano unter dem Namen Steps auch eigene E-Bike-Antriebe her. Sie finden sich beispielsweise in Rädern der Hersteller BMC, Husqvarna, Hercules oder Gazelle. Top-Modell ist derzeit der Steps EP8 (ebenfalls 85 nm) als Nachfolger der bisherigen Top-Modelle Steps E8000 und E7000. Es gibt spezielle Ausführungen der Shimano-Motoren für Lastenräder sowie weniger kräftige Modelle für City- und Trekking-Räder (E5000 und E6000). Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für Shimano-Motoren.

Welche Tuning-Chips für Panasonic-Motoren?

E-Bike-Antriebe von Panasonic (PDF) gehören zu den stärksten und leisesten am Markt. Das aktuelle Top-Modell GX Ultimate liefert 90 nm Drehmoment, für Stadt- und Trekkingräder gibt es wie gehabt etwas schwächere Versionen wie den X0 oder den GX Power. Sie finden sich in Rädern des Schweizer Herstellers Flyer, aber auch in Modellen von Hercules oder Leaderfox. Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für Panasonic-Antriebe.

Welche Tuning-Chips für Brose-Motoren?

Automobilzulieferer Brose hat sich mit seinen kräftigen E-Bike-Antrieben ebenfalls einen Namen gemacht. Das aktuelle Top-Modell Drive S leistet ebenfalls kräftige 90 nm Drehmoment, für andere Ansprüche gibt es mit Drive C, Drive T und Drive TF etwas weniger starke Antriebe. Die Motoren kommen vor allem bei Fahrrädern der Hersteller Specialized und Rotwild zum Einsatz. Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für Brose-Antriebe.

Welche Tuning-Chips für sonstige E-Bike-Motoren?

Neben den genannten Marken gibt es noch weitere Hersteller im E-Bike-Segment, darunter TQ für den Haibike-Eigenantrieb Flyon, den chinesischen Hersteller Bafang oder Nischenprodukte von Continental oder AEG. Der folgende Preisvergleich zeigt Tuning-Chips für sonstige E-Bike-Antriebe.

Wie kann man legal schneller als 25 km/h fahren?

Wer im Alltag öfters schneller unterwegs sein möchte, sollte sich überlegen, ob ein S-Pedelec die eigenen Ansprüche vielleicht besser erfüllt. Dabei handelt es sich um eine andere E-Bike-Klasse, die ganz legal bis 45 km/h unterstützt – aber mit anderen Regeln. So sind ein Versicherungskennzeichen und ein Helm für den Fahrer Pflicht, außerdem darf man mit solchen Rädern nicht über jeden Wald- und Feldweg brettern – aber eben legal schneller pendeln.

Kein Go für freie Fahrt: Solange dies nicht eine explizite, abgesperrte Privatstraße ist und der Eigentümer sein Einverständnis erklärt hat, gilt auch im Wald oder in den Bergen die 25-km/h-Grenze.

Fazit

E-Bike-Tuning ist naheliegend und zumindest bei vielen Rädern auch noch sehr einfach durchzuführen – doch die drohenden Konsequenzen sind so hoch, dass wir nur raten können, die Finger davonzulassen.

Wer legal mit einem E-Antrieb flotter unterwegs sein möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf die legalen E-Roller. In der passenden Themenwelt E-Roller haben wir beispielsweise Tests zu Vespa Elettrica sowie eine Kaufberatung zu Elektrorollern bis 45 km/h. Wer ein Fortbewegungsmittel für die letzte Meile sucht, findet vielleicht das passende Produkt bei unseren E-Klapprädern (Top-10) oder E-Scootern (Top-10).