Zu viel Bildschirmzeit kann für Kinder negative Auswirkungen auf die Entwicklung kognitiver und sozialer Fähigkeiten bedeuten, wie Entwicklungspsychologen in Studien feststellten. Allerdings verbringen Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit im Internet und vor Displays. Wie können Eltern die Bildschirmzeit ihrer Kinder besser kontrollieren?
Ob man es wahrhaben will oder nicht: Das Internet und soziale Medien spielen in dem Leben von Kindern eine wichtige Rolle. Laut Umfrage des Digitalverbands Bitkom nutzt ab dem Alter von 6 Jahren so gut wie jedes Kind regelmäßig das Internet. Zu Smartphones, Laptops und Tablets kommt noch vor dem Fernseher verbrachte Zeit hinzu. Um die ungesunde Bildschirmzeit für Kinder zu reduzieren, können Eltern auf spezielle Softwarelösungen zurückgreifen.
Entwicklungspsychologen und Kinder- und Jugendmediziner sind sich einig: Je jünger Kinder sind, desto weniger Bildschirmzeit sollten sie bekommen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) hat in Zusammenarbeit mit Forschern der Uni Witten/Herdecke eine Leitlinie für die empfohlene Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen entwickelt. An dieser Leitlinie orientiert sich auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Aber was sollen diese zeitlichen Beschränkungen überhaupt bewirken? Die Leitlinie wurde explizit dafür entworfen, um einem “dysregulierten Bildschirmmediengebrauch” bei Kindern und Jugendlichen vorzubeugen. Unter “dysreguliert” verstehen Mediziner Zustände, die aus dem normalen Rhythmus geraten sind oder Verhaltensweisen, über die Betroffene wenig oder keine Kontrolle mehr haben. Es geht also hier vornehmlich darum, Internetsucht und digitale Abhängigkeit zu verhindern.
Doch auch abseits der potenziellen Suchtgefahr, besteht bei vermehrter Bildschirmzeit für Kinder das Risiko von Konzentrationsstörungen, verringerter kognitiver Leistungsfähigkeit oder Entwicklungsstörungen emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Auch die Sehkraft kann durch vermehrte Zeit vor Bildschirmen Schaden nehmen. Es gibt Hinweise aus einer aktuellen Metastudie in der Fachzeitschrift BMC Public Health, dass Kurzsichtigkeit bei jungen Menschen aufgrund steigender Bildschirmzeit über die Jahre zunahm.
Was in diesen Empfehlungen für zeitliche Beschränkungen noch nicht mitschwingt, ist die Qualität der Bildschirmzeit. Es macht nämlich einen Unterschied, ob ein 9-jähriges Kind in seiner Freizeit ein 30-minütiges Bastel-Tutorial auf YouTube schaut und nebenbei selbst kreativ an seinen Handfertigkeiten arbeitet – oder ob es 30 Minuten eine algorithmische Abfolge TikTok-Videos konsumiert. Wie viel Bildschirmzeit Kinder maximal bekommen sollten, muss also immer auch mit der Qualität der Bildschirmzeit abgeglichen werden.
Kinder sollten keinen freien Zugang zum offenen, ungefilterten Internet haben. Zu groß ist sonst die Gefahr, dass sie mit gefährlichen Inhalten konfrontiert werden. Zum Schutz ihrer Kinder können Eltern glücklicherweise auf digitale Hilfe vertrauen.
Wer etwa seinem Kind ein Android-Tablet oder -Handy gibt, kann direkt via Google Play Store Jugendschutzeinstellungen vornehmen. Auch bei Apple-Geräten funktioniert das grundsätzlich – etwa über Funktionen "Bildschirmzeit” und “Familienfreigabe”. Ganz zuverlässig ist das aber nicht. Bei Apple können Kinder den Schutz etwa umgehen und leicht auf YouTube-Videos & Co. zugreifen, wie auch die Kollegen von heise online berichten.
Darüber hinaus haben fast alle Virenschutz-Anbieter spezielle Software für Kinder oder zumindest Webfilter. Kaspersky und Norton bieten nach unserer Recherche die umfangreichsten Programme:
| Kaspersky | Norton | McAfee | F-Secure | Eset | |
|---|---|---|---|---|---|
| Tracking | ja | ja | nein | nein | ja |
| Bildschirmzeit-Verwaltung | ja | ja | ja | ja | ja |
| App- & Webfilter (automatisiert) | ja | ja | nein | nein | ja |
| App- & Webfilter (konfigurierbar) | ja | nein (nur Freigabeprozess) | ja | ja | nein |
| Zeitpläne für Nutzung | ja | ja | ja | ja | ja |
| Nutzungsberichte | ja | nein | nein | nein | ja |
| Preis | 24,99 Euro (unbegrenzt) | 39,99 Euro (unbegrenzt) | 49,99 Euro (unbegrenzt) | 69,99 Euro (nur 1 Gerät) | 19,99 Euro (nur 1 Gerät) |
Spezielle Programme wie Kaspersky Safe Kids erlauben es Eltern, ganz klare Webfilter einzustellen, für das eigene Kind geeignete und erlaubte Websites und Apps festzulegen oder die individuelle Bildschirmzeit zu verwalten. Mit Zeitplänen für die Gerätenutzung können Smartphone-Gewohnheiten geschult und überwacht werden. Teil der Suite von Kaspersky Safe Kids sind außerdem GPS-Tracker für die Standortverfolgung der Kinder über das Smartphone und detaillierte Berichte über die Aktivitäten der Kinder in verschiedenen Apps.
Auch die Sicherheits-Suite von Norton Family bietet Eltern viele Schutzfunktionen, um ihre Kinder vor ungeeigneten und gefährlichen Online-Inhalten zu schützen. Die Bildschirmzeit der Kinder kann man mit Norton Family ebenfalls managen und tracken. Außerdem gibt es auch hier eine Geräteortung. Größter Unterschied zu Kaspersky: Der Preis ist deutlich höher – bei Norton zahlt man rund 15 Euro mehr im Jahr.
Weitere Software-Lösungen bieten etwa McAfee, F-Secure und Eset. Hier fehlen aber jeweils einige Funktionen, die Kaspersky oder Norton anbieten.
Schon länger gibt es auch speziell für Kinder konzipierte Smartwatches (Bestenliste) und Smartphones. Mit diesen werden sie einerseits langsam und kindgerecht an die Nutzung der Geräte herangeführt. Andererseits erhalten die Eltern viele Kontrollmöglichkeiten. Die Smartwatches bieten aber kaum Möglichkeiten für Entertainment.
Das sieht beim Einfachfon Kids von Nokia schon anders aus. Es wird ohne Vertrag und mit vorinstallierter kindgerechter Nutzeroberfläche ausgeliefert. Über große farbige Kacheln können Kinder Grundfunktionen wie Telefonieren oder SMS-Schreiben auswählen. Wird das Kind älter, schalten die Eltern ganz individuell weitere Elemente frei. Dann stehen auch kindgerechte und pädagogisch geprüfte Internetinhalte zur Verfügung.
Alternativ gibt es kindgerechte Hardware auch von Amazon, etwa das Fire HD 10 Tablet Kids. Mit vorinstallierter Kindersicherung und kindgerecht eingeschränktem Internet- und Content-Zugang können die Kleinen lernen, moderne Medien sinnvoll und zielgerecht zu nutzen. Auch Lernziele und Bildschirmzeiten können auf den Kinder-Tablets individuell eingerichtet werden. Preislich liegt das Tablet bei aktuell 154,99 Euro.
Weitere Anbieter – vornehmlich Billig-Marken aus China – bieten ebenfalls Kinder-Tablets. Hier zählt vor allem Blackview zu den Platzhirschen. Wer allerdings Bedenken beim Datenschutz hat, sollte eher zu Software-Lösungen greifen. Diese sind dann auch nicht an ein Gerät gebunden, sondern können individuell eingesetzt werden.
Wie wenig Bildschirmzeit Kinder und Jugendliche eigentlich bekommen sollten, zeigen die Empfehlungen der Gesundheitsexperten. Aber wie sieht es in der Realität aus? Wie viel Zeit verbringen Kinder und Jugendliche wirklich vor Bildschirmen?
Laut des Digitalverbands Bitkom verbringen 53 Prozent der Kinder zwischen 6 und 9 Jahren täglich bis zu 30 Minuten allein am Smartphone. 19 Prozent der 6- bis 9-jährigen Kinder nutzen das Smartphone bis zu einer Stunde täglich, weiter 19 Prozent sogar bis zu zwei Stunden täglich.
Mit zunehmendem Alter steigt die Bildschirmzeit weiter an. Im Alter von 10 bis 12 sind 34 Prozent der Kinder schon zwei Stunden und länger pro Tag am Smartphone. Im Alter von 16 bis 18 sind fast drei Viertel der Jugendlichen mehr als zwei Stunden täglich am Smartphone.
Zu dieser Bildschirmzeit muss dann noch die vor dem Fernseher verbrachte Zeit addiert werden, um ein einigermaßen vollständiges Gesamtbild zu erhalten. Laut KIM-Studie (Kinder, Internet, Medien) von 2022 verbringen 6- bis 7-jährige geschätzte 59 Minuten täglich vor dem Fernseher. Bei den 12- bis 13-Jährigen sind es schon geschätzte 72 Minuten täglich.
Rechnet man hier auch nur überschlagsmäßig zusammen, wie viel Bildschirmzeit die Kinder in den einzelnen Altersgruppen bekommen, wird klar: Kinder und Jugendliche verbringen viel zu viel Zeit vor Displays.
Für Kinder sind ihre Eltern die größten Vorbilder. Wenn Eltern ihre eigene Bildschirmzeit reduzieren, geben sie wichtige Lernimpulse an die Kinder weiter. Solang die Kinder Alternativbeschäftigungen in ihrem Repertoire haben, sind die vielen Bildschirme um sie herum nicht mehr so anziehend.
Eltern können gemeinsame Bildschirmzeit zusammen mit den Kindern aber auch nutzen, um die familiäre Bande zu stärken. Gegen einen gemeinsamen Filmnachmittag am Wochenende mit kindgerechter Unterhaltung ist nichts einzuwenden. Auch hier gilt dann wieder: Die Qualität der Bildschirmzeit ist mitunter entscheidender als die Quantität.
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