Statt mehrere Zehntausend Euro für eine Wärmepumpe auszugeben, stehen mit Split-Klimaanlagen günstige Alternativen parat. Aber lohnt sich die Alternative?
Ab kommendem Jahr gilt das Gesetz für Erneuerbares Heizen, das sogenannte Gebäudeenergiegesetz (GEG). Spätestens ab Mitte 2028, bis dahin soll die kommunale Wärmeplanung abgeschlossen sein, wird die Nutzung von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich. Nicht mehr reparierbare Öl- und Gasheizungen müssen dann etwa mit einer Wärmepumpe ersetzt werden.
Laut ARD-Deutschlandtrend sind mehr als zwei Drittel der Bundesbürger besorgt, dass sie die von Bundeswirtschaftsminister Habeck geplanten Maßnahmen zu klimaschonendem Heizen finanziell überfordern. Und dazu haben sie auch allen Grund: Laut Wirtschaftsministerium (PDF) belaufen sich die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe (Luft/Wasser) je nach Sanierungsstand der Immobilie auf 22.420 Euro bis 45.920 Euro. Für ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen schätzt das Ministerium die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe auf 38.680 Euro bis 78.080 Euro. Immerhin will die Bundesregierung die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe und anderer Heizungen auf Basis von erneuerbaren Energien mit 30 Prozent bezuschussen. Liegt das zu versteuernde Einkommen unter 40.000 Euro, kommen weitere 30 Prozent hinzu.
Für Eigenheimbesitzer gibt es mehr Heizmöglichkeiten auf alternative Heiztechniken umzustellen als für Mieter oder Eigentümer einer Wohnung. Sie können beispielsweise häufig auf Pellets oder Holz ausweichen. Immer populärer werden Split-Klimaanlagen, die nicht nur zum Kühlen, sondern auch zum Heizen verwendet werden können. Im Grunde handelt es sich bei Klimageräten dieser Art und eine Luft-Luft-Wärmepumpe. Auch diese werden vom Bund mit 25 Prozent gefördert. Sie ist in Bezug auf das Raumklima (Ratgeber) besonders flexibel: Im Sommer kühlt sie und im Winter kann sie als Heizung dienen. Dabei entziehen die Geräte der Umgebungsluft Wärme und transportieren sie über das Kältemittel – die meisten Geräte setzen auf R-32 – ab, sodass die Raumtemperatur sinkt. Im Winter kann man diesen Prozess umkehren und damit einen Raum heizen.
Besonders effiziente Geräte sind mit einem Inverter ausgestattet, der für eine Temperatursteuerung die Drehzahl des Verdichters automatisch und stufenlos anpasst. Gegenüber herkömmlichen Ein-/Aus-Geräten sparen Inverter-Klimaanlagen bis zu 30 Prozent Energie. Die Zieltemperatur erreichen Geräte mit Inverter-Technologie schneller als herkömmliche Varianten. Und zudem arbeiten sie wesentlich leiser, was vor allem bei den Einheiten für den Innenraum besonders wichtig ist. Doch auch die Außeneinheit sollte, wenn man keine Streitigkeiten mit Nachbarn riskieren will, möglichst leise arbeiten.
Um die Effektivität von Split-Klimageräten respektive Wärmepumpen zu bewerten, gibt es sogenannten SCOP-Wert. SCOP steht für Seasonal Coefficient of Performance und ermittelt die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpe innerhalb verschiedenen Betriebszuständen, die nach Klimazonen gewichtet sind. Bei einem SCOP von 4 erhält man beispielsweise aus 1000 kWh Strom 4000 kWh Heizenergie. Split-Klimageräte bieten einen SCOP von etwas über 4 bis 5,1 und arbeiten deutlich effizienter als Monoblock-Klimanlagen, die nur einen SCOP von maximal 3 erreichen. Somit bieten sie eine ähnliche Effizienz wie typische Luft-Wasser-Wärmepumpen (SCOP 4,4-5,5). Wie bei jeder Wärmepumpe ist der Betrieb einer Split-Klimaanlage von den Außentemperaturen abhängig. Geräte von LG sind bis -10 Grad geeignet, Mitsubishi-Lösungen arbeiten bis -15 Grad, während Modelle von Daikin sogar bis -20 Grad funktionieren.
Split-Klima-Geräten können als Heizung für ein komplettes Haus verwendet werden. Das berichtet etwa Andreas Schmitz, der als Wissenschaftler im Bereich mathematischer Optimierung und KI tätig ist und im Ingenieurwesen promoviert hat, auf seinem YouTube-Kanal.
Auch für Carsten Herbert, der mit seiner Firma Energie & Haus als spezialisiertes Ingenieurbüro im Bereich des energiesparenden Bauens und Sanierens tätig ist, sind Split-Klimaanlagen eine effiziente Alternative zu Gas- und Ölheizungen.
Ob sich der Einsatz einer Split-Klimaanlage mit einem Außengerät und einem oder mehreren Innengeräten gegenüber einer normalen Luft-Wasser-Wärmepumpe lohnt, hat Carsten Herbert näher untersucht. Für seine Beispielrechnung berücksichtigt er ein älteres und schlecht gedämmtes Haus mit einem Heizwert von 100 Watt/m2. Derartige Häuser wurden etwa bis 1978 gebaut. Im zweiten Fall berechnet er die Kosten für ein gut gedämmtes Haus mit einem Heizwert von 50 Watt/m2. In beiden Fällen wird die Wohnfläche mit 150 m2 angenommen.
Beide Modellrechnungen vollzieht er auf Basis von zwei Multi-Split-Klimaanlagen mit sechs Innengeräten. Da diese Varianten leistungsstärker sind als Varianten mit einer Außen-Klimaanlage und einem Innengerät und der Einbau aufwendiger ist, weil mehrere Innengeräte daran angeschlossen werden müssen, muss man etwa 1600 Euro pro kW rechnen. Bei Einzelgeräten liegt dieser Wert zwischen 800 und 1400 Euro deutlich niedriger. Zusätzlich dazu muss man noch die Wartungskosten addieren. Diese liegen bei Split-Klimaanlagen im vorliegenden Fall bei 500 Euro jährlich, während sie bei Luft-Wasser-Wärmepumpen mit 250 bis 400 Euro deutlich niedriger ausfallen.
| Kosten für Split-Klimaanlagen | |||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Fläche | Heizlast | Preis pro kW | Gesamt-Heizlast | Vollkosten | Jährliche Betriebskosten | Mehrkosten gegenüber Luft-Wassser-Wärmepumpen bei 20 Jahre Nutzung | Gesamtkosten |
| 150 m2 | 100 Watt/m2 | 1600 Euro | 15 kW | 24.000 Euro | 500 Euro | 5000 Euro | 29.000 Euro |
| 150 m2 | 50 Watt/m2 | 1600 Euro | 15 kW | 12.000 Euro | 500 Euro | 5000 Euro | 17.000 Euro |
Insgesamt belaufen sich die Gesamtkosten von Split-Klimageräten für ein gering gedämmtes Haus in der Modellrechnung auf 29.000 Euro. Damit sind die Kosten ähnlich hoch wie für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Allerdings kommen noch Kosten für Warmwasser dazu, die bei Luft-Wasser-Wärmepumpen inklusiv sind, sodass insgesamt bei älteren, wenig gedämmten Häusern die Luft-Wasser-Wärmepumpe effizienter ist.
Anders sieht es allerdings bei Häusern mit guter Dämmung und einem Heizwert von 50 Watt/m2 aus. In diesem Fall belaufen sich die Gesamtkosten nur auf 17.000 Euro. Selbst mit zusätzlichen Kosten für die Warmwassererzeugung arbeitet das Split-Klimagerät wirtschaftlicher als eine Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Bei der Auswahl einer Split-Klimaanlage gibt es mehrere Faktoren zu beachten. Natürlich spielt die Kühlleistung und die Heizleistung eine relevante Rolle. Sie legt fest, wie groß die maximale Raumgröße ausfällt, die die Geräte heizen oder kühlen können. Aber auch die Energieeffizienz sollten Interessenten beachten. Auch ist eine App-Steuerung und die Einbindung in ein Smart-Home-System für eine optimale Ansteuerung und Kombination mit anderen Smart-Home-Komponenten wichtig. Und für viele ist auch die Geräuschkulisse sowie die Möglichkeit den Luftstrom von Menschen (Bewegungserkennung) abzuhalten und eine Luftfilterfunktion von entscheidender Bedeutung. Last but not least dürfte auch die Förderfähigkeit (Bafa, PDF) für viele Interessenten wichtig sein. Die folgende Angebotsübersicht enthält entsprechende Geräte. Darunter sind auch Modelle, wie von Daikin, die im Test der Stiftung Warentest sehr gut abgeschnitten haben.
Weitere Informationen über den Einsatz von Split-Klimaanlagen bieten unsere Kollegen von Heise in dem Beitrag Heizen mit Split-Klimaanlagen statt Gas und Öl – eine Detailbetrachtung.
Mit Infrarot-Heizungen gibt es eine weitere Möglichkeit, einen Raum ohne Öl und Gas zu beheizen. Ähnlich wie bei der Sonne ist die Heizleistung dann am größten, wenn ein Objekt direkt von den Infrarotstrahlen des Geräts bestrahlt wird. Der erwärmte Gegenstand oder Körper speichert die Wärme bis zu dreimal länger als Luft und gibt sie wieder in die Umgebung ab. Dadurch zählen Infrarot-Heizungen zu den effizientesten Elektroheizungen. Da sie anders als Konvektor-Heizungen oder Heizlüfter keinen Staub aufwirbeln, sind sie zudem besonders für Allergiker geeignet.
Doch in jedem Fall gilt: Elektroheizungen verursachen hohe Kosten, wenn man den Strom etwa über eine Photovoltaikanlage nicht selbst herstellt. Zwar sind die Strompreise nach dem Hoch von 70 Cent pro kWh vor einem Jahr wieder unter die 30-Cent-Marke gefallen, doch dürfte der Markt insgesamt volatil bleiben. Schließlich importiert Deutschland seit dem Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke im April dieses Jahres mehr Strom, als es exportiert – und das kann mit der Zeit sehr teuer werden.
Weitere Informationen über den Einsatz von Infrarot-Heizungen bieten unsere Kollegen von Heise mit dem Beitrag Heizen mit Strom: Wie man eine Infrarot-Heizung sinnvoll einsetzen kann.
Der Vorteil moderner Split-Klimageräte liegt darin, dass man damit Räume im Sommer kühlen und im Winter heizen kann. Split-Klimaanlagen sind mit hohen SCOP-Werten von 4 bis über 5 für Eigenheimbesitzer eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative für das Heizen von Räumen. Je niedriger die Heizlast, desto wirtschaftlicher ist der Betrieb. Besonders für Besitzer von Photovoltaikanlagen (Ratgeber) sind sie interessant, da sie damit den Eigenverbrauch des selbst produzierten Stroms steigern können und dadurch weniger teuren Strom aus dem Netz vom Stromanbieter beziehen und damit die Stromkosten senken. Das funktioniert am besten, wenn gleichzeitig ein ausreichend großer Stromspeicher (Ratgeber) installiert ist. Da die Preise für Solarpanels, Stromspeicher und Wechselrichter seit Monaten fallen, kostet eine PV-Anlage aktuell deutlich weniger als noch letztes Jahr.
Mieter oder Besitzer von Eigentumswohnungen können Split-Klimaanlagen nicht ohne Weiteres einsetzen. Denn hierfür muss die Eigentümergemeinschaft zustimmen, was in der Praxis eher schwierig ist. Für sie gibt es zum Heizen von Öl- und Gas keine ernsthafte Alternative, wenn sie den Strom dafür, etwa über eine Balkon-Solaranlage in Kombination mit einem Solargenerator, zumindest nicht zum Teil selbst herstellen.
Weitere Möglichkeiten Energiekosten zu sparen, zeigen unsere Ratgeber Stromkosten senken mit smarten Steckdosen und Thermostate zum Sparen von Heizkosten.
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