Seine erste Bauanleitung veröffentlichte er mit 16, mit 30 testete er die ersten "Schleppis" (tragbare 8-W-D-Netz-Funktelefone) und dann Handys bei der Traditionszeitschrift Funkschau. Danach kümmerte er sich bei einem Provider um die mobile Datenübertragung in D- und E-Netz mit damals immerhin…
Radios mit Emergency Warning Functionality (EWF) sollen im Katastrophenfall die Bevölkerung per digitalen Rundfunk (DAB+ und DRM) warnen. Wir zeigen geeignete Empfangsgeräte dafür.
„Warn-Apps“ auf dem Smartphone funktionieren im Ernstfall nur mangelhaft – sie benötigen viele Daten und die Netze brechen oft als Erstes zusammen. Die datensparsame Cell-Broadcast-Funktion der Mobilfunknetze soll hier Abhilfe schaffen – oder EWF – ein Warnkanal über Rundfunk mit DAB+. Doch ältere Geräte können diese Warnungen nicht auswerten. Wir zeigen Alternativen, die das können.
Weitere Geräte für den Krisenfall zeigen wir in der Top 10: Die besten Kurbelradios für den Notfall ab 8 Euro im Test sowie im Ratgeber Kommunikation & SOS im Notfall per Funk oder Satellit: Wie geht das?
In Deutschland sind wir, was Naturkatastrophen betrifft, gegenüber anderen Ländern bislang vergleichsweise gut weggekommen. Im letzten Jahrhundert gab es die Hamburger Sturmflut von 1962 und die Schneemassen des Winters 1978/1979, die im Norden Deutschlands nicht nur die Straßen blockierten, sondern auch Strommasten umknicken ließen. In beiden Fällen waren Funkamateure mit Notfunkausrüstung eine große Hilfe, um bei Einsätzen zu helfen. Ansonsten blieben nur der Rundfunk und die Luftschutzsirenen als Mittel, die Bevölkerung zu warnen und zu informieren, damit diese sich vorbereiten und ggf. in Sicherheit bringen konnte.
Dass solche Katastrophen in Deutschland bislang selten sind und wir weder von einem Hurrikan noch Tsunami heimgesucht werden, ist aber keine Garantie dafür, dass es in der Zukunft ebenso glimpflich abläuft. Die Flutkatastrophe im Ahrtal mit zahlreichen Toten rief in Erinnerung, dass wir mit Katastrophen zu rechnen haben. Zudem sind neben Naturkatastrophen auch technische Unglücke denkbar, etwa Chemie- und Atomunfälle.
Doch trotz inzwischen modernerer Technik hat Deutschland aktuell kein zuverlässig funktionierendes Katastrophen-Warnsystem. Ein Radio muss erst einmal eingeschaltet werden und hilft bei nachts im Schlaf aufziehenden Gefahrenlagen deshalb zunächst nicht. Die Luftschutzsirenen wurden wiederum in vielen Orten nach dem Ende des Kalten Kriegs abgebaut. Diese sollten vor einem Luftangriff oder Katastrophen warnen und die Bevölkerung aus dem Schlaf holen, damit diese für genauere Informationen das Radio einschaltet.
Im Ausland dachte man bei Alarmsystemen zunächst auch an militärische Luftangriffe und bisher nicht an andere Katastrophen. In den USA wurde hierzu 1951 CONELRAD eingeführt als Luftschutzwarnsystem, das System sollte die Bevölkerung über Radio mit schnell umschaltenden Senderstandorten auf zwei MW-Frequenzen informieren. Dies sollte verhindern, dass angreifende Bomber die Rundfunksender als Leitstrahl zum Ziel nutzen konnten, so wie es im Zweiten Weltkrieg bei den Angriffen auf Deutschland geschah.
Ab 1957 wurde das System auf die Alarmierung bei Naturkatastrophen erweitert und 1963 durch das Emergency Broadcast System EBS ersetzt: Da inzwischen Raketen- und nicht mehr Bomberangriffe zu befürchten waren, spielte die Gefahr des Anpeilens der Sender zur Zielführung keine Rolle mehr – so etwas konnten die Interkontinental-Raketen nicht – und es wurden andere Aspekte wichtiger.
Die US-amerikanischen Warnsysteme sollten zunächst dem Präsidenten ermöglichen, das ganze Land im Falle eines Kriegs oder einer landesweiten Notlage zu erreichen. EBS wurde erst schrittweise auch für Warnungen in einzelnen Bundesstaaten oder auf lokaler Ebene erweitert. Tatsächlich wurde es 20.000-mal von 1976 bis 1996 aktiviert, da in den USA gefährliche Wetterlagen häufig vorkommen, bis es vom heute gebräuchlichen Emergency Alert System EAS abgelöst wurde. Ein landesweiter Alarm wurde dagegen nie ausgelöst.
Der Vorteil des Nachfolgesystems: mit digitaler Codierung konnte der Alarm nun auf bestimmte Gebiete beschränkt und auch der Grund des Alarms – etwa ein Erdbeben oder Hurrikan – mit übertragen werden. Es gab jedoch auch häufige Fehlalarme, da der Trigger ein Analogsignal, ein unangenehm klingender Zweiton ist, der das laufende Programm unterbricht, aber auch die Relaisübertragung an weitere Sender auslöst. Spielfilme, in denen eine solche Warnung mit Originaltönen abgespielt wurde, genauso wie aufgezeichnete Nachrichtensendungen oder gar Werbespots sorgen immer wieder für Ärger und es wurden Strafen teils in Millionenhöhe ausgesprochen.
Bei den regelmäßigen Testaussendungen zeigte sich zudem, dass ein größerer Prozentsatz der Anlagen nicht korrekt funktionierte; noch unangenehmer sind die häufigen Fehlalarme, wenn bei den Testsendungen falsche Bänder eingelegt werden und aus einem Test ein solcher Ernstfall wird. Ein Vorbild für ein neues deutsches Alarmsystem ist EAS also nicht unbedingt, aber dennoch funktioniert es prinzipiell.
NINA und Kat-Warn sind die bekanntesten Apps, die auf Smartphones Katastrophenalarm auslösen sollen. Bei Tests klappte dies aber oft erst nach Stunden. Dies ist kein Wunder, die Daten werden im Alarmfall über das Mobilfunknetz einzeln per TCP/IP mit Rückmeldung an jedes einzelne Mobiltelefon versandt. Wenn davon Millionen online sind und beschickt werden wollen, teils vielleicht auch ohne LTE-Empfang und mit einer langsamen Datenverbindung, dann dauert das. Dies ist genauso ineffektiv wie es wäre, an jedes Telefon individuell eine normale Short Message (SMS-MT) zu senden, eine E-Mail oder es automatisiert anrufen zu lassen: Das mag mit 20 zu alarmierenden Mitgliedern der örtlichen freiwilligen Feuerwehr funktionieren, doch nicht mit der Bevölkerung eines ganzen Landstrichs: Bis dahin hat die Flut wie im Ahrtal, wo zudem noch zu spät alarmiert wurde, längst die Infrastruktur weggespült.
Hier helfen nur Broadcast-Technologien – wie eine Warnung im Radio, aber nicht analog, sondern digital, und vorzugsweise mit einem System, das dann auch bei inaktivem Gerät Alarm auslösen kann. Viele haben kein Handy am Bett, um ruhig schlafen zu können. Deshalb ist Radio hier im Vorteil – ein Radiowecker ist ein gängiger Gast auf dem Nachttisch. EWF heißt das neue Warnsystem, das steht für „Emergency Warning Functionality“. Es ist eine deutsche Entwicklung, doch hofft man auf internationale Anwendung. Zukünftig soll es mit EWS für Emergency Warning System abgekürzt werden.
EWF kann DAB+-Radios auf den Warnkanal umschalten und aus dem Stand-by wecken, eine kurze Sprachmeldung wiedergeben und Text im vom Fraunhofer-Institut entwickelten Journaline-Format auch in Fremdsprachen und für Hörbehinderte anzeigen lassen. Getestet wird seit 2014 und der bundesweite DAB+-Multiplex kann das Signal bereits ausstrahlen, tut dies aktuell jedoch nicht. Nur bei bundesweiten Warntagen wird neben den anderen Systemen auch EWF/EWS ausgelöst.
Es gibt jedoch auch regionale Testkanäle, so beispielsweise in Bayern den DAB-Testkanal 10D, der nur von den beiden Senderstandorten Wendelstein und Büttelberg abgestrahlt wird. Hier wird zweimal am Tag eine Testwarnung ausgestrahlt, mit der man sein Gerät testen kann, wenn man im Empfangsbereich wohnt. Dabei schaltet das Radio allerdings innerhalb des Test-Ensembles auf den Warnkanal um, nicht aus dem Stand-by und nicht von anderen Ensembles. Das wäre andernfalls auch sehr nervig.
Zunächst konnten nur zwei seit der IFA 2022 lieferbare DAB+-Radios von Telestar, das DIRA M 1 A (Testbericht) und das DIRA M 1 A mobil (Preisvergleich), EWF auch wie beschrieben empfangen und verarbeiten. Das zweite Modell empfängt mit Akku auch bei Stromausfall. Damit kann es nicht nur mal als „Kofferradio“ auf dem Balkon, im Garten oder unterwegs genutzt werden – es warnt auch zuverlässig bei Stromausfall. Dabei schaltet es auch auf Akku um, wenn das Netzteil noch eingesteckt ist.
Das Gerät ist zudem ein vollwertiges Multifunktionsradio – es kann nicht nur UKW analog und DAB+ digital empfangen, sondern auch als Bluetooth-Lautsprecher fungieren, von Medienservern oder Analog-Quellen wiedergeben – und natürlich Internetradio. Hier sind übrigens die meisten Streams in mehreren Qualitäten verfügbar, was die wenigsten Internetradios bieten. Der Grund ist ein selbst entwickelter Chipsatz, den der Hersteller Nicent Solution nennt.
Als deutsches Produkt hat das MIRA M 1 A in beiden Varianten noch einen weiteren Vorteil: Es hat eine „rote Taste“ zum Aufnehmen auf einen USB-Stick. Bei Radios sind diese aufgrund dann erhöhter Einfuhrzölle aus den heute üblichen Fertigungsländern sehr rar geworden. Und diese Taste funktioniert in allen Betriebsarten, ob analoges UKW, DAB+ oder auch Internetradio. Man kann also schon einmal eine besondere Sendung auch ohne PC „mitschneiden“ und dauerhaft erhalten.
Interessant sind auch Experimente mit diesem Gerät und dem schon erwähnten Testkanal, sich aus mehreren Musik- und einem Wortkanal eine Magazinsendung mit der persönlich bevorzugten Musikrichtung zusammenzustellen. Sofern man die Magazinsendungen mag. Die Telestar-Geräte sind auch jetzt noch der Goldstandard in Sachen EWF und für Straßenpreise ab 100 Euro erhältlich.
Es geht jedoch auch günstiger: Das Infactory Notfallradio SOL-1550 (Preisvergleich) kostet nur 57 Euro und reagiert ebenfalls auf EWF, empfängt UKW und DAB+ und kann auch als Bluetooth-Lautsprecher dienen. Dazu hat es eine integrierte Taschenlampe mit mehreren Funktionen, kann über Solarzellen, Kurbel, Akku und drei AAA-Zellen versorgt werden und auch noch als Powerbank funktionieren. Internetradio ist hier allerdings nicht geboten und der Klang ist eher mäßig – es ist ein Notfallradio. Leider kann es allerdings am Netz-/Ladegerät nicht empfangen und im Akkubetrieb schaltet es sich sinnvollerweise ab, um diesen nicht zu entladen. Damit ist es eher ein Gerät für die Nachttischschublade als den Nachttisch selbst und nicht geeignet, um einen selbsttätig bei einer Warnung aus dem Schlaf zu holen.
Der ebenfalls von Pearl angebotene Radiowecker VR-Radio DOR-400 (Preisvergleich) hat zum fast gleichem Preis von knapp 60 Euro keinen Akku, keine Kurbel, Solarzelle oder Taschenlampe zu bieten. Dafür aber einen dauerhaften Netzanschluss über ein Netzteil, UKW, DAB+ und Bluetooth sowie Wiedergabe von USB-Sticks in Stereo und eben dauerhaften EWF-Alarm aus dem Stand-by. Nur bei Stromausfall muss dieses Gerät dann passen: Batteriebetrieb ist nicht möglich.
Aktuell sind die EWF-fähigen Geräte noch an einer Hand abzuzählen. Besserung ist jedoch in Sicht: Immer mehr neue Geräte beherrschen den Standard und der Digitalradio-Chiphersteller Frontier will ihn ab Ende 2024 vollwertig integriert haben, womit dann viele neue DAB+-Radios ab Werk EWF/EWS können.
Andere DAB+-Radios können die Warnungen zwar auch wiedergeben, müssen aber manuell auf den Warnkanal geschaltet werden. Sie schalten nicht automatisch um und schon gar nicht aus dem Stand-by ein und können dann auch nur die Sprachmeldung wiedergeben und nicht die Textmeldungen anzeigen.
Der Vorteil von EWF: Ein Radio ist im Auto und am Nachttisch meist verfügbar und zumindest neue Geräte könnten generell mit EWF ausgerüstet werden. Allerdings ist es sinnvoller, EWF in landesweiten und lokalen Netzen auszustrahlen wie in der ersten Stufe geplant im bundesweiten Multiplex – Katastrophen sind im Normalfall lokal relevant und nicht bundesweit. Eine Warnung für ganz Deutschland wäre wie im US-System nur für den Ausbruch eines Atomkriegs relevant – und da würde dann auch kein Warnsystem mehr helfen. Wegen eines Waldbrands in Brandenburg oder eines Erdbebens im Elsass will man wiederum in Sachsen nicht aus dem Schlaf geholt werden.
Übrigens enthält bereits der analoge UKW-Rundfunk im RDS-System eine vergleichbare Funktion, die Verkehrsfunk-Kennung, die einem Sender Priorität gibt und dann das Umschalten von Autoradios auf diesen Kanal auslöst. Diese Funktion ist auch in DAB+-Autoradios verfügbar. Von ausgeschalteten Empfängern wird dieses Signal allerdings nicht empfangen; ein Radio schaltet hiervon nicht automatisch ein. Zudem wird das Signal im Alltag so oft aktiviert, obwohl es auf den Straßen nichts zu melden gibt, dass es wenig sinnvoll wäre, hierüber Katastrophen zu melden.
Am Bett für nächtliche Alarmmeldungen oder im Auto ist EWF über DAB+ eine sinnvolle Alternative, da man vernünftigerweise kein Mobiltelefon am Bett haben sollte, dort jedoch ein Radiowecker eine Alternative wäre und das Mobiltelefon im Auto ablenkt. Leider ist bislang allerdings noch so gut wie kein DAB+-Endgerät zu EWF fähig. Die Netzstruktur ist zudem großflächiger: Es werden im Zweifelsfall mehr Leute alarmiert, als notwendig wäre. Wer sich ohnehin ein Gerät neu anschafft, sollte auf EWF-Fähigkeit achten.
Mehr zu dem Thema erklären wir im Ratgeber Kommunikation & SOS im Notfall per Funk oder Satellit: Wie geht das? Tragbare Radios für den Katastrophenfall zeigen wir in der Top 10: Die besten Kurbelradios für den Notfall ab 8 Euro im Test. Weiteres Zubehör für Krisen finden sich im Artikel Keine Angst vor dem Blackout: Powerstation, Gaskocher, Notlicht & Co. bei Stromausfall.
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