Das Handy geht nicht mehr und das Festnetz gibt keinen Laut mehr von sich. Aber wie kommuniziert man dann? Lösungen wie CB- oder Handfunkgeräte oder sogar Satellitentelefone erlauben über kleine und große Distanzen die Verständigung. Wir zeigen die wichtigsten Geräte dafür.
Es muss keine Zombie-Apokalypse sein – doch was macht man eigentlich, wenn das Festnetz und das Mobilfunknetz schlichtweg nicht mehr funktionieren? Wie kommuniziert man dann mit seinen Freunden, Nachbarn und Verwandten oder dem sogenannten Helferkreis? Wenn der Brief nicht mehr ausreichen sollte, der hoffentlich noch befördert wird, lautet die Lösung: Funk.
Gemeinsam ist man stark – das weiß sicherlich jeder. Wenn eine Krise eingetreten ist, dann kommt die Erkenntnis zu spät. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit Gleichgesinnten in der Umgebung zu treffen und einmal zu besprechen, was im Notfall nötig sein könnte und wer wie helfen kann.
Kommunikation ist dabei ein Faktor, der häufig übersehen wird. Da ist die Krankenhausschwester oder der Pfleger, der weiß, wie Erste Hilfe funktioniert, der Landwirt mit schwerem Gerät und zupackenden Leuten oder diejenige oder derjenige, der kochen, die Kinder hüten oder die Tiere versorgen kann. Wenn diese Leute aber nicht mehr „normal“ kommunizieren können, dann ist guter Rat teuer.
Natürlich kann ein Melder losgeschickt werden, aber das dauert manchmal zu lange. Die Funkgeräte kosten nicht viel, funktionieren mit handelsüblichen Batterien oder mit Akkus – warum besorgt man sich so etwas nicht und verteilt die Geräte strategisch in seiner Helfergruppe. Nachteilig sind die geringen Reichweiten im urbanen Gelände, doch es gibt noch weitere Funkstandards.
Hat noch jemand die CB-Funker aus den 70ern und 80ern im Kopf, die mit riesigen Antennen auf Autos und Lkws herumfuhren? Die gibt es hierzulande immer noch, aber die Geräte sind kleiner geworden und erinnern an die ersten Mobiltelefone.
CB-Funk heißt eigentlichen Citizens Band Radio, was am besten als Jedermannfunk übersetzt wird. Hier kann wie in Chatrooms jeder mit jedem kommunizieren und jeder Teilnehmer kann mithören. Eine Datenübertragung ist ebenfalls möglich, wenngleich diese nicht mit LTE oder 5G mithalten kann. Wenn es nur um einfachen Sprachfunk geht, ist die Nutzung relativ einfach. Es gibt Handgeräte und Heimgeräte, die nicht für den mobilen Gebrauch gedacht sind, sowie im Fahrzeug einbaubare CB-Funkgeräte. Im Notfall ist es denkbar, dass über Relais Funksprüche und Hilferufe auch weiter gereicht werden, als es die eigentliche Reichweite der Geräte ermöglicht.
Alle in Deutschland verwendeten CB-Funkgeräte müssen konform zu hiesigen Standards sein. Das muss vom Hersteller in einer sogenannten Konformitätsbescheinigung bestätigt werden. Zudem ist ein CE-Kennzeichen Pflicht.
CB-Funk ist nicht mit dem Amateurfunkdienst zu verwechseln. Wer sich in diesem Bereich versucht, benötigt ein Amateurfunkzeugnis und eine andere technische Ausstattung, kann damit aber erheblich größere Reichweiten erzielen. Der Sprachgebrauch im CB-Funk ist dem im Amateurfunkdienst angelehnt. Seine Nutzer haben eigene sprachliche Ausdrucksformen entwickelt, die im Buch von Wolf Siebel: CQ, QRX & Co. Abkürzungen und Codes im Funkverkehr (ISBN-10: 3896320181) verständlich erklärt sind. Natürlich ist im Notfall jede Art der Sprachkommunikation möglich, viele Regeln dürften dann ohnehin überholt sein.
Wem das CB-Funksystem nicht gefällt, kann mit sogenannten Handfunkgeräten auf Basis von PMR446 zurückgreifen. PMR steht für Personal Mobile Radio oder Private Mobile Radio und ist ebenfalls eine Jedermann-Funkanwendung und darf damit kostenfrei und ohne Genehmigung verwendet werden. Die praktische Reichweite im urbanen Umfeld liegt bei wenigen hundert Metern, im Wald oder auf dem Feld sind etwa 3 Kilometer zu überbrücken. Auch hier gilt: Eine Konformitätserklärung und ein CE-Kennzeichen sowie eine Anleitung sind Pflicht.
Der Vorteil dieser Funkanwendung ist die Möglichkeit, Gruppen zu bilden. Die Handgeräte sollten anzeigen können, ob ein Kanal gerade frei ist. Damit wird sichergestellt, dass man nicht von anderen Teilnehmern des Funksystems gestört wird oder diese stört. Wie bei allen Funksystemen gilt, sich mit der Funktionsweise über die Anleitung vertraut zu machen – und zwar vor der Krise. Einen guten Startpunkt bietet die Website Funkfieber.com und der angeschlossene YouTube-Kanal.
Neben PMR-Funkgeräten gibt es auch noch Funkgeräte unter der Bezeichnung Freenet, die im Frequenzbereich von 149,021875 bis 149,115625 MHz mit sechs Kanälen arbeiten können. Die Geräte dafür dürfen nur in Deutschland verwendet werden, wobei eine Einschränkung auf 1 Watt Sendeleistung gilt. Freenet ist für den Nahbereich von bis zu 1 Kilometer gut geeignet, von exponierten Standorten aus sind weitere Entfernungen möglich. In einem Abstand von 10 km zu den Grenzen nach Polen und Belgien sind nur 0,5 Watt Strahlungsleistung gestattet.
Wesentlich größere Reichweiten bis 10 Kilometer und darüber hinaus erzielen sogenannte Amateurfunkgeräte. Sie dürfen ohne entsprechendes Amateurfunkzeugnis nicht verwendet werden. Geregelt wird der Gebrauch im Amateurfunkgesetz (AFuG 1997) sowie der Amateurfunkverordnung (AFuV).
Denkbar ist es zwar, in einem Notfall gemäß § 34 StGB „rechtfertigender Notstand“ ein Amateurfunkgerät ohne Erlaubnis zu nutzen. Dieses Feld sollte man aber lieber Amateurfunkern überlassen, damit die Amateurfunkbänder frei bleiben. Ein Funkamateur kann dann bei Katastrophen, die Rettungskräfte effektiv unterstützen.
Bei allen bisher genannten Anwendungen ist klar erkennbar: Die Reichweite ist nicht gerade groß. Wir sind es gewohnt, mit dem Telefon hunderte, wenn nicht tausende Kilometer problemlos zu überbrücken: Das wird sicherlich nicht das allererste sein, was bei einer Notlage erforderlich ist, die in Deutschland entsteht, aber vielleicht will man doch mit seinen Lieben Kontakt aufnehmen, die weit entfernt sind. Da helfen Satellitentelefone.
Allerdings ist eine Kommunikation nur möglich, wenn das Gegenüber entweder auch ein Satellitentelefon besitzt oder sich in einem Gebiet befindet, in dem das klassische Telefonnetz oder das Mobilfunknetz nicht ausgefallen ist. Viele Satellitentelefone besitzen eine SOS-Taste. Damit wird die aktuelle Position und eine Textnachricht an eine internationale Notfallzentrale verschickt, die dann versucht Hilfe zu organisieren.
Es ist nicht zwingend erforderlich, ein teureres Satellitentelefon zu kaufen. Mittlerweile gibt es auch erschwingliche Smartphones mit Satellitenkommunikation, etwa das Cat S75 (Testbericht). Telefonieren per Satellit ist damit zwar nicht möglich, man kann aber über einen kostenpflichtigen Dienst ein SOS mit dem Standort übermitteln und Textnachrichten verschicken und empfangen. Das funktioniert nahezu weltweit, benötigt aber immer freie Sicht auf den Himmel. Das Android-Smartphone nutzt dazu zwei SIM-Karten, eine für die Satellitenkommunikation, die dem Gerät beiliegt. Eine weitere SIM-Karte benötigen Nutzer, um über GSM zu kommunizieren.
Die Satellitenkommunikation erfolgt ausschließlich über den Bullit Satellite Messenger. Nutzt der Empfänger keine Bullit-App, erhält er die Nachricht per SMS. Eine Antwort ist aber nur über den Satellitendienst von Bullit möglich. Setzt man ein SOS ab, geht dieser Notruf nicht direkt an Rettungskräfte, sondern wird von Mitarbeitern des Dienstes geprüft und bei Bedarf weitergeleitet. Die Kosten für den Service starten bei 5 Euro im Monat für 30 Nachrichten, für 10 Euro bekommt man etwa 125 Nachrichten. Günstiger ist ein Jahresabo. SOS-Mitteilungen belasten dieses Kontingent aber nicht.
Apple bietet seit dem iPhone 14 ebenfalls einen eigenen Satellitendienst an. Wer ein iPhone 14 oder iPhone 15 kauft, kann für zwei Jahre den Service kostenlos nutzen. Mittlerweile deckt dieser sechzehn Länder ab, darunter ganz Westeuropa, einschließlich Deutschland, Österreich und seit September auch die Schweiz. iPhone-Nutzer können damit in Mobilfunklöchern auf die Satellitenverbindung für Notrufe ausweichen. Dadurch ist es möglich, eine Rettungsleitstelle über Textnachrichten zu kontaktieren. Zusätzlich können Anwender manuell ihren Standort über die Satellitenverbindung an Familie und Freunde übermitteln. Apple unterstützt jedoch bisher keine Telefonie und allgemeines Messaging per Satellit.
Spannend und verglichen mit einem Satellitentelefon oder professionellem Navigationsgerät preiswert ist der Motorola Defy Satellite Link ab 118 Euro. Angeschlossen per USB-C wie ein Dongle fügt er jedem iPhone und Android-Smartphone eine Satellitenverbindung hinzu. Das Gerät selbst hat kein eigenes Display und kommuniziert über eine App von Bullitt, die per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist. Der Defy Satellite Link ist mit GPS ausgestattet. Es kann also auch ohne Smartphone genutzt werden. Ein mehrsekündiges Drücken der SOS-Taste löst ein Notsignal auszulösen. Das Gerät ist leicht und kompakt und bietet eine IP68-Zertifizierung für Staub- und Wasserschutz.
Die Satellitenverbindung des Defy Satellite Link funktioniert nur zuverlässig in offenen Gebieten bei freiem Himmel. Der Aufbau kann in dichtem Wald oder Schluchten länger dauern. Die Bullitt-App ermöglicht Konfiguration und Messaging über Mobilfunk, WLAN oder Satellitenverbindung, weist jedoch Schwächen wie Übersetzungsfehler und Funktionseinschränkungen auf.
Insgesamt bietet der Defy Satellite Link eine solide Einstiegslösung in die Satellitenkommunikation, besonders in offenen Gebieten. Der Preis ist konkurrenzfähig, und das Basis-Abo für ein Jahr ist im Kaufpreis enthalten. Nach dem ersten Jahr sind mindestens 60 Euro pro Jahr für die Satellitenverbindung fällig. Der Defy Satellite Link ist eine interessante Option für Outdoor-Liebhaber, die eine kostengünstige Satellitenkommunikationslösung suchen. Weitere Erfahrungen mit dem Gerät schildern die Kollegen von heise.
Alternativ gibt es GPS-Navigationsgeräte mit Satellitenfunktion wie das Garmin Inreach Mini 2 für 342 Euro. Es kann zwar nicht telefonieren, aber über das Iridium-Netzwerk Kurznachrichten verschicken, einen Notruf absetzen und den Standort übermitteln. Neben dem Gerätepreis fallen allerdings monatliche Gebühren von 19,99 Euro für den Iridium-Dienst an. Jahresverträge sind 20 Prozent günstiger. Auch Wettervorhersagen für die aktuelle Position oder für andere Wegpunkte oder Ziele der Route können angefordert werden. Mehr zu dem Thema erklären wir im Ratgeber Hightech beim Wandern: Navigation mit Smartphone, Sportuhr und GPS-Gerät. Wer auf Navigation verzichten kann und nur die Satellitenanbindung benötigt, bekommt mit dem Garmin Inreach Messenger eine preiswerte Alternative für 256 Euro.
Echte Satellitentelefone sind kostenintensiv und bewegen sich im vierstelligen Bereich. Das Iridium 9575 sowie 9555 kann sich mit dem internationalen Zentrum für Nothilfe-Koordination IERCC verbinden, das dann Helfer vor Ort versucht zu kontaktieren. Es gibt sowohl Prepaid als auch Vertrags-SIM-Karten. Beim Prepaid-Modell hat das Guthaben eine zeitliche Begrenzung. Das Inmarsat Isatphone 2 ist zwar etwas größer als die Iridium-Modelle, enthält aber eine kostenlose Prepaid-SIM-Karte. Wie schnell Gespräche aufgebaut werden, hängt vom Standort des Nutzers ab. Das Isatphone 2 ist stoß-, staub- und spritzwassergeschützt. Damit lassen sich Telefonate, aber auch Textnachrichten und E-Mails versenden. Auch hier darf eine SOS-Funktion nicht fehlen. Derzeit ist das Gerät leider vergriffen.
Hoffentlich ist in vielen Fällen gar keine sofortige Hilfe von Außen erforderlich. Menschen wollen am Beispiel eines Stromausfalles erst einmal wissen, was überhaupt vorgefallen ist, wie sie sich verhalten sollten und wann der Strom wieder da sein wird. Auch hier ist guter Rat teuer, wenn man sich aufs Internet verlässt, denn Mobilfunkstationen haben nur begrenzt Notstromversorgungen und die Netze dürften zudem schnell überlastet sein, wenn tausende Nutzer versuchen, sich einzuwählen.
Nachdem in unserem Szenario der Strom ausgefallen ist, hilft der Fernseher auch nicht weiter. Die Lösung sind Radios mit Batteriebetrieb oder gar sogenannte Kurbelradios mit eingebautem Akku und Dynamo und der namensgebenden Kurbel zur Stromerzeugung. Welche Geräte zu empfehlen sind, zeigt unsere Top 10: Die besten Kurbelradios für den Notfall im Test.
Etwas teurer sind sogenannte Weltempfänger, die Mittelwelle, UKW und Kurzwelle oder zudem noch Langwelle abdecken. Dafür können sich die Hörer umfassend informieren und auch ausländische Quellen nutzen. Eine ausgedruckte Frequenztabelle oder eingespeicherte Stationen helfen, sich im Wirrwarr der Sender zurechtzufinden.
Bricht das Mobilfunk- oder Festnetz zusammen, sind klassische Funkgeräte eine Kommunikationslösung für den Notfall. Geeignet sind dafür Handgeräte für PMR- und CB-Funk sowie Heimgeräte für Amateurfunk. Diese müssen allerdings in Deutschland Standards erfüllen. Der Sprachgebrauch erfolgt nach bestimmten Regeln. Das erlaubt im Krisenfall die Kommunikation per Sprache mit dem sogenannten Helferkreis.
Speziell beim Handfunkgeräten beträgt die Reichweite im städtischen Umfeld nur wenige Hundert Meter. Eine Alternative ist neben CB-Funk der Amateurfunk, der über mehrerer Kilometer reichen kann. Allerdings ist ein Amateurfunkzeugnis vorgeschrieben. Für die globale Kommunikation eignen sich Satellitentelefone. Diese sind allerdings in der Regel teuer in der Anschaffung und beim Gebrauch. Zudem benötigt das Gegenüber ein vergleichbares Gerät. Allerdings bietet das Defy Satellite Link von Motorola eine preiswerte Möglichkeit, um zumindest Notrufe per Satellit mit einem handelsüblichen Smartphone absetzen zu können. Geht es nur um den Empfang von Informationen, ist im Krisenfall ein UKW-Radio mit Kurbel eine praktische Anschaffung.
Weitere nützliche Tipps und Produkte für Notfälle zeigen wir im Ratgeber: Keine Angst vor dem Blackout: Powerstation, Gaskocher, Notlicht & Co. bei Stromausfall. Um sich im Krisenfall zu informieren, ist ein Radio mit Kurbel ratsam. Passende Modelle zeigen wir in der Top 10: Die besten Kurbelradios für den Notfall im Test. Für Naturfreunde interessant ist der Artikel Hightech beim Wandern: Navigation mit Smartphone, Sportuhr und GPS-Gerät.
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