Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Wer in der dunklen Jahreszeit zu Hause und im Büro unter schlechter Stimmung leidet, hat vielleicht den sogenannten Winterblues. Abhilfe versprechen sogenannte Tageslichtlampen. Wir haben Produkte von billig bis teuer getestet und verraten, worauf es beim Kauf ankommt.
Licht hat auf die menschliche Psyche und Physis starken Einfluss. So generiert der Körper über die Haut mittels UV-Strahlung der Sonne Vitamin D, außerdem beeinflusst Licht den Spiegel körpereigener Botenstoffe im Blut. Fehlt Licht, schlägt das vielen Menschen aufs Gemüt, sie leiden unter sogenanntem Winterblues, Winterdepression oder SAD (saisonal abhängige Depression). Also muss Licht her, als Lösung bieten sich besondere Tageslichtlampen an – aber was ist das überhaupt und bringen die wirklich was? Wir haben mehrere Modelle unterschiedlicher Preisklassen ausprobiert und zeigen die besten aus dem Test.
Mit Abstand am größten im Vergleichsfeld ist die Beurer TL 95 für etwas über 155 Euro. Das fast 50 × 30 Zentimeter große Modell kommt mit schickem Standfuß aus gebürstetem Aluminium zum Käufer und könnte zusammen mit seinem randlose, weißen Design auch als Apple-Gerät durchgehen. Am unteren Rand der hochkant stehenden Tageslichtlampe befinden sich mehrere berührungsempfindliche Tasten, über die Helligkeit in 6 sowie Dauer in 4 Stufen von 30 bis 120 Minuten geregelt werden dürfen. Dank externem Netzteil ist das Anschlusskabel des TL 95 das längste im Vergleichsfeld.
Obwohl das schicke Beurer-Gerät „nur“ gemessene 13.500 Lux direkt am Gerät schafft, wirkt die Lichtabgabe insgesamt am intensivsten. Wer bei voller Leistung die Augen schließt, kann sich gedanklich schnell mit etwas Hintergrundmusik und einer warmen Kuscheldecke an einen Sandstrand in der Karibik versetzen, da neben der Stärke auch die Leuchtfläche am größten ist. Das kommt einer echten Sonne einfach am nächsten. Allerdings hat das neben dem Euro-Kurs auch beim Verbrauch seinen Preis, der liegt mit bis zu 57 Watt ebenfalls mit deutlichem Abstand vorn. Der Standfuß erlaubt eine einfache horizontale Ausrichtung, das Netzkabel ist per Stecker ans Gerät angedockt und erlaubt einen Austausch bei Defekt.
Etwas gestört haben uns nur zwei Kleinigkeiten. Einerseits reagierten die Sensortasten zur Steuerung nicht immer beim ersten Versuch, außerdem erfühlt man dabei schnell, dass die Lampe entgegen dem schicken Alu-Fuß nur aus Kunststoff besteht. Passend zum Apple-Design wäre Glas die Krönung gewesen, was aber sicherlich Preis, Gewicht und Widerstandsfähigkeit negativ beeinflusst hätte. Die TL 95 entspricht wie die anderen Modelle von Beurer und Medisana der EU-Richtlinie 2017/745 und gilt als medizinisches Gerät.
Einen ganz anderen Weg beim Design geht Medisana mit der LT 500. Sie ist rund, etwa halb so groß wie die Beurer TL 95 und erinnert mit ihrem bauchigen Gehäuse etwas retromäßig an eine „Höhensonne“ aus den 70ern. Schickes Metall sucht man hier vergeblich, es kommt ausschließlich Kunststoff zum Einsatz. Das lässt die LT 500 nicht ganz so hochwertig wie das Beurer-Pendant wirken, allerdings kostet das Produkt von Medisana mit etwa 75 Euro auch nur etwa die Hälfte.
Der Fuß der LT 500 lässt sich im Gehäuse verstauen, erlaubt aber keine weiteren Ausrichtungskorrekturen. Die Bedienung erfolgt über zwei einfache Drucktasten auf der Rückseite. Mit der einen darf der Nutzer eine von nur zwei Helligkeitsstufen wählen, die es bis auf gemessene 16.000 Lux bringen, mit der anderen Taste wechselt der Nutzer bei Bedarf von Tageslichtweiß auf rot, grün, blau oder orange. Das bringt zwar beim eigentlichen Einsatz als Tageslichtlampe nichts, allerdings dient die LT 500 so auf Wunsch auch als Stimmungslicht zur indirekten, farbigen Beleuchtung.
Trotz der hohen Helligkeit verbraucht die Medisane LT 500 nur bis zu 27 Watt. Nachteil: Das Netzteil ist in die Lampe eingebaut, das Kabel fest installiert. Einen Timer zur automatischen Abschaltung gibt es nicht, aber die Lampe erfüllt ebenfalls die EU-Richtlinie 2017/74.
Die Beurer TL 30 gehört wie die folgenden vier Modelle zu den transportablen Tageslichtlampen für den Schreibtisch. Sie erinnert bei Größe und Design in etwa an ein 8-Zoll-Tablet – nur in Weiß. Bedienelemente gibt es vorn nicht, die einzige Taste zum Ein- und Ausschalten befindet sich oben auf der schmalen Stirnfläche.
Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt Beurer auf glänzenden Kunststoff und als deutlichen Farbakzent auf einen grünen Standfuß. Der wird seitlich an den Rahmen geklipst und erlaubt so recht große Flexibilität bei der Aufstellung im Hoch- oder Querformat. Die Helligkeit erreichte bei unserer Messung etwa 9300 Lux, zusammen mit der kleineren Abstrahlfläche wirkt die rund 50 Euro teure TL 30 weit weniger sonnenartig als die TL 95. Dafür nimmt sie auf dem Schreibtisch deutlich weniger Platz ein. Der Netzstecker wird per Kabel am Gerät befestigt, das EU-Richtlinie 2017/74 erfüllt.
Die Medisana LT 460 ist bei ähnlicher Breite etwas höher als die Beurer TL 30 und ebenfalls für den Schreibtisch gedacht. Sie ist etwas asymmetrisch und weist einen am unteren Rand breiteren Rahmen auf, der einen auffälligen grünen Knopf beheimatet. Er erlaubt die Wahl zwischen 2 Helligkeitsstufen, von denen die höhere bis zu 10.350 Lux bei einem Verbrauch von bis zu 8,5 Watt bietet. Erstaunlich, dass Medisana auch hier mehr Helligkeit bei weniger Verbrauch schafft – zum aktuell etwa gleichen Preis von knapp 50 Euro. Macht für uns die Beurer TL 30 optisch mehr her, finden wir den Standfuß beim Medisana-Produkt schicker.
Der Hersteller verwendet dafür einen Metallstift, der in eine von drei Vertiefungen auf der Rückseite gesteckt und zum Transport magnetisch am oberen Rand auf der Rückseite verstaut werden darf – ganz wie ein Stylus bei einem Tablet. Zwar ist die Ausrichtbarkeit der Lampe dadurch eingeschränkter als beim Beurer-Pendant, hübscher finden wir diese Lösung aber trotzdem. Das Netzteil wird hier ebenfalls per Stecker an das Gerät angedockt, allerdings verwendet Medisana ein schwarzes bei weißer Lampe. Das ist nicht so schön, schränkt aber natürlich den Nutzen nicht ein. EU-Richtlinie 2017/74 wird auch hier erfüllt.
Für einen Vergleich mit namhaften Herstellern haben wir außerdem zwei günstige Modelle im Internet beschafft. Die Sotipevs Tageslichtlampe kostete zum Kaufzeitpunkt rund 30 Euro bei Amazon und verspricht eine Helligkeit von 15.000 Lux, mehrere einstellbare Farbtemperaturen sowie Helligkeits- und Timerstufen. Die Versprechen werden weitestgehend gehalten. Das fast quadratische Produkt bietet vier sensitive Bedienknöpfe am unteren Rand, die ähnlich wie beim teuren Beurer-Modell TL 95 nicht immer beim ersten Versuch reagieren. Gemessen haben wir immerhin 13.000 Lux und es gibt 4 Farbtemperaturen und 5 Helligkeitsstufen. Der höchste Verbrauch liegt bei rund 10 Watt und auch dieses Produkt ist aufgrund der geringen Größe eher für den Schreibtisch gedacht.
Der Standfuß auf der Rückseite erlaubt hängende oder stehende Positionierung, das mitgelieferte Netzteil wird per Stecker angeschlossen. Im Gegensatz zu den namhaften Produkten sieht man bei beiden bei Amazon gekauften, günstigen Modellen mehr oder weniger starke Lichthöfe an den Rändern – ganz so, wie bei billigen LCDs. Zudem gibt es in den spärlichen Papierbeilagen keinen Hinweis darauf, dass die EU-Richtlinie 2017/74 erfüllt wird. Wir raten daher vom Kauf ab.
Noch günstiger wird es mit der Hospaup Tageslichtlampe für etwa 15 Euro, ebenfalls bei Amazon. Sie ist die kleinste Leuchte im Vergleich, bietet aber trotzdem bis zu knapp 11.000 Lux – bei versprochenen 10.000 Lux. Allerdings variiert das. Denn da kein Netzteil im Lieferumfang beiliegt, muss der Nutzer hier selbst eine Lösung finden. Bei Anschluss des beiliegenden USB-Kabels (USB-A auf C) an einen 2.0-Port eines PCs erreichte die Helligkeit etwa nur 8200 Lux.
Bei den Einstellmöglichkeiten übertreibt der Hersteller ebenfalls nicht, die Lampe bietet 5 Helligkeitsstufen, 3 Farbtemperaturen und verbraucht maximal 11,5 Watt. Wie bei dem anderen Modell von Amazon sieht man auch hier an den Rändern Lichthöfe, außerdem fehlt erneut ein Hinweis darauf, ob EU-Richtlinie 2017/74 erfüllt wird. Der entsprechende Aufdruck auf der einfachen Verpackung (Ultraviolet-Radiation: None) wirkt da auch nicht gerade vertrauensfördernd, weshalb wir hier ebenfalls vom Kauf abraten.
Bei Tageslichtlampen handelt es sich um besonders helle Leuchtmittel mit mindestens 10.000 Lux und einer Farbtemperatur um 6500 Kelvin. Das reicht zwar nicht ganz, um tatsächlich helles Tageslicht zu imitieren, ist im Winter aber weit besser als nichts. So gilt ein heller Sommertag mit etwa 100.000 Lux und sogar ein bedeckter Tag im Sommer zwar mit etwa 20.000 Lux als klar heller, aber selbst zur Mittagszeit übersteigt die Maximalhelligkeit im Winter bei bedecktem Himmel hingegen kaum 6000 Lux. Aus Gründen der Stromersparnis gibt es heute auch im medizinischen Bereich fast ausnahmslos LED-Tageslichtlampen.
Wenn ein heller Wintertag auch schon 6000 Lux erreicht und eine Tageslichtlampe kaum heller ist – was soll das dann bringen? „Kaum heller“ ist hier relativ. Denn berücksichtigt man, dass der moderne Mensch nicht mehr die meiste Zeit unter freiem Himmel, sondern zu Hause oder im Büro, also in Innenräumen, verbringt, ist der Unterschied deutlich eklatanter. Typische Beleuchtung in Wohnräumen wird mehrheitlich mit etwa 100 bis 300 Lux angegeben, selbst ein helles Büro bringt es nur auf rund 500 Lux. Da sind 10.000 Lux (oder mehr) schon ein großer Unterschied.
Außerdem kommt es auf die Lichtfarbe an. Die meisten Menschen empfinden wärmeres Licht als angenehmer, weil es wortwörtlich nicht so kalt und dadurch ungemütlich wirkt. Die Farbtemperatur liegt hier bei etwa 2700 bis 3300 Kelvin. Tageslichtweiß liegt über 5500 Kelvin und wird meist mit 6300 bis 6500 Kelvin angegeben. Diese eher blaue Farbtemperatur wirkt sich positiv auf den menschlichen Körper aus. Die Wirksamkeit von Tageslichtlampen ist medizinisch gesichert, ihr positiver Effekt sowie ihre Unbedenklichkeit werden von Ärzten, Krankenkassen und etwa dem Amt für Strahlenschutz bestätigt.
Blaues Licht mit einer Wellenlänge von etwa 480 nm regt das Pigment Melanopsin am stärksten an. Dieses Pigment ist in den lichtempfindlichen Ganglienzellen in der Netzhaut der Augen an der Synchronisation des menschlichen Körpers mit dem Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt. Das geschieht durch die Bildung körpereigener Botenstoffe wie Serotonin und Melatonin. Je dunkler die Umgebung ist, desto mehr des Schlaf- und Müdigkeitshormons Melatonin schüttet der Körper aus. Gleichzeitig ist die Produktion des Glückshormons Serotonin gedrosselt, das ebenfalls von der Umgebungshelligkeit abhängig ist.
Diese Kombination führt bei vielen Menschen früher oder später zum sogenannten Winterblues, da es in der „dunklen Jahreszeit“ schlicht an ausreichendem Licht fehlt. Eine Tageslichtlampe wirkt dem effektiv entgegen. Ob es sich bei den im Folgenden beschriebenen Symptomen wirklich um eine waschechte Winterdepression handelt, sollten Betroffene von einem Arzt abklären lassen. Nicht ohne Grund spricht man bei einer ärztlich empfohlenen Behandlung mit Licht auch von Lichttherapie.
Die genauen Symptome von Winterblues oder einer Winterdepression sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und es müssen auch nicht alle Punkte auf jede Person gleichermaßen zutreffen. Dennoch gibt es ein paar Warnsignale. So gelten
Auch wenn die Hersteller im Detail unterschiedliche Angaben machen, so gilt grundsätzlich: Nutzer sollten sich möglichst morgens nach dem Aufstehen vor ihre Tageslichtlampe setzen. Das vertreibt die Müdigkeit und sorgt durch die Bildung von Serotonin sowie den Rückgang von Melatonin im Blutspiegel für höhere Leistungsfähigkeit und generell bessere Stimmung. Für optimale Wirkung geben alle Hersteller an, dass der Nutzer möglichst nah vor der Lampe sitzen soll. Optimal ist dabei direkte Beleuchtung von vorn. Zwar sollen Anwender nicht dauerhaft in den hellen Lichtstrom schauen, um Überreizung zu vermeiden, gelegentliche, aber kurze Blicke von wenigen Sekunden werden aber wegen der Bildung von Melanopsin in den photosensitiven retinalen Ganglienzellen empfohlen.
Da es viele Menschen als unpraktikabel empfinden dürften, mit dem Gesicht 15 oder 20 Zentimeter von der Tageslichtlampe entfernt zu sitzen, ist auch ein größerer Abstand bei längerer Dauer der Anwendung möglich. Je nach Hersteller gibt es zur Tagesdauer Angaben von bis zu 2 Stunden. Abends sollte eine Tageslichtlampe nicht verwendet werden, da sie den für Schlaf benötigten Melatonin-Spiegel senken würde. Während der Anwendung sind alltägliche Dinge wie Lesen, am Computer arbeiten oder Musikhören problemlos möglich – ganz wie im Licht einer „normalen“ Lampe.
Grundsätzlich sind Tageslichtlampen normale Leuchtmittel, die besonders hell sind und eine kühle Lichtfarbe aufweisen. Normalerweise sollten sie möglichst keine UV- (Ultraviolett) oder IR-Strahlung (Infrarot) aussenden, um Haut und Augen zu schonen. Trotzdem wird empfohlen, bei
von der Nutzung einer Tageslichtlampe abzusehen. Solch gesteigerte Empfindlichkeit kann durch Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten sowie Drogen hervorgerufen werden. Zudem ist eine Tageslichtlampe nichts für Babys oder Haustiere. Im Zweifelsfall sollte ein Arzt konsultiert werden.
Tageslichtlampen sollten möglichst wenig UV- (Ultraviolett) oder IR-Strahlung (Infrarot) aussenden, da das schädlich für Haut und/oder Augen sein kann. Der Großteil der von uns getesteten Produkte unterliegt daher der Klassifikation als medizinisches Gerät der Klasse IIa gemäß der alten Richtlinie 93/42/EWG. Diese ist inzwischen durch die EU-Medizinprodukt-Verordnung 2017/745 abgelöst. Sie gibt unter anderem entsprechende Obergrenzen für die genannte Strahlung an. Entsprechend sind Tageslichtlampen kein Ersatz für Sonnenlicht, da mit ihrer Hilfe mangels UV-Strahlung kein Vitamin D gebildet werden kann.
Ansonsten ist eine möglichst hohe Lichtausbeute sowie die passende Farbtemperatur zu beachten. Zusatzfunktionen wie Ändern der Farbtemperatur oder gar eine Möglichkeit, richtige Farben darzustellen, sind für die eigentliche Nutzung als Lichttherapie unwichtig, erweitern aber theoretisch den Anwendungsfall vom eng umgrenzten medizinischen auf den Freizeitbereich.
Tageslichtlampen helfen erwiesenermaßen gegen SAD, umgangssprachlich Winterblues oder Winterdepression genannt. Das geschieht auf der physikalischen Ebene und geht weit über Wunschdenken hinaus. Dass Nutzer sich mit genügend Fantasie und geschlossenen Augen tatsächlich wie am Strand fühlen, ist nur ein netter Nebeneffekt. Dabei muss es nicht die teuerste Lampe jenseits der 150 Euro sein, allerdings sollten Tageslichtlampen Klassifikation als medizinisches Gerät der Klasse IIa gemäß der alten Richtlinie 93/42/EWG oder besser noch der neueren EU-Medizinprodukt-Verordnung 2017/745 zertifiziert sein. Nur so ist sichergestellt, dass gesunde Anwender keinen Schaden davontragen.
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