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Actioncam Insta360 One R: 1-Zoll-Bildsensor im Test

Actioncam Insta360 One R: 1-Zoll-Bildsensor im Test
VORTEILE
  • Hoher Dynamikumfang
  • großartige Tiefenschärfe
  • 5,3K
NACHTEILE
  • f/3,2
  • Nicht für Nahaufnahmen geeignet
  • Nur bedingt für Actionaufnahmen geeignet

Die Insta360 One R kann schon in der Standardversion mit 4K überzeugen. Techstage zeigt, wie sich die modulare Actioncam mit dem 1-Zoll-Modul schlägt.

[Update vom 21.09.20] Der Preis für die One R ist seit dem Verkaufsstart signifikant gefallen:

Bisher waren die Bereiche 360-Grad-Kamera und Actioncam klar voneinander getrennt. Dies änderte sich mit der Vorstellung der modularen One R und ihren verschiedenen Kamera-Aufsätzen. Im Einzeltest der Insta360 One R hatten wir uns den klassischen 4K-Weitwinkelaufsatz mit dem 1/2,3-Zoll-Bildsensor angesehen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf eines der Highlights der Kamera, den neuen Aufsatz mit Leica-Objektiv und fettem 1-Zoll-Bildsensor.

Funktionen und Inbetriebnahme

Der 1-Zoll-Mod, ein alternatives Actioncam-Modul der One R, verändert nicht die Grundfunktionen der Kamera. Funktionen wie Video, Foto, HDR-Foto, Zeitraffer oder Serienbildfunktion sind ebenso identisch, wie die gelungene Bildstabilisierung. Einzig die ungewöhnlich 5,3K-Auflösung (5312 × 2988 bei 24/25/30 fps) und die Bildqualität (18,9 Megapixel) unterscheiden sich im Vergleich zum standardmäßig mitgelieferten 4K-Weitwinkel-Modul. Die große Schutzlinse vor dem eigentlichen Objektiv ist auffällig, hat aber keine Auswirkungen auf die eigentlichen Funktionen. Das neue Modul ist etwas tiefer als der Standard-Mod und schließt nicht bündig mit der Monitoreinheit ab. Ob die Kameralinse in Richtung des Kameradisplays zeigt oder auf der Rückseite platziert wird, ist dem Nutzer überlassen.

Das 1-Zoll-Modul fällt bereits wegen seiner Größe auf.

Die Inbetriebnahme des Aufsatzes ist einfach und unkompliziert. Nach dem Abziehen des Akkus wird das 1-Zoll-Modul lediglich gegen die vorhandene Kameraeinheit getauscht. Der Wechsel dauert kaum zehn Sekunden. Einen entscheidenden Unterschied zum Standard-Aufsatz bemerken wir als wir die Kamera das erste Mal auf ein Stativ setzen wollen. Beim Einsetzen in den Kamera-Käfig ist der große Linsenaufsatz im Weg. Um die Halterung schließen zu können, muss die Linse zuerst abgeschraubt werden. Das ist zwar kein Drama, nervt allerdings mit der Zeit. Wer sich das Modul bestellt, sollte sich mittelfristig den von Drittherstellern erhältlichen Schnellwechselrahmen zulegen.

Bedienung

Die Bedienung gestaltet sich, wie mit 4K-Aufsatz und 360-Grad-Modul unproblematisch. Zur Verfügung stehen Videoaufzeichnungen, Fotos und eine sogenannte Starlapse-Funktion. Jeder der Modi bietet zusätzlich unterschiedliche Settings. Für Videos gibt es die Einstellungen Standard, HDR, Timelapse und Timeshift (Hyperlapse). Bei den Fotos gibt es die Funktionen Standard, Burst, Intervall und Night. Auch Belichtungsreihen sind wie gewohnt möglich.

Nach einem Druck auf das Display in der Ecke unten-rechts, kann Auflösung und Bildverhältnis geändert oder eine Auslöseverzögerung eingestellt werden. Eine Wischbewegung von rechts nach links führt zu den weiteren Einstellungen wie ISO-Wert, Weißabgleich, Belichtungszeiten oder Sichtbereich. Insgesamt stehen vier mögliche Sichtbereiche zur Verfügung (Super Weitwinkel, Weitwinkel, Linear, Nah). Durch das Wischen von links nach rechts kommt man zu den gespeicherten Aufzeichnungen.

Das Modul ist dicker als der 4K-Aufsatz und schließt nicht bündig mit der Rückseite ab.

Der für Insta360 typische Workflow ändert sich auch mit dem neuen Kameramodul nicht. Um die Videos und Fotos weitersenden oder bearbeiten zu können, müssen sie zuerst gerendert werden. Auf der Speicherkarte liegen die Daten nur im Rohformat. Immerhin, um sie zu rendern, müssen sie nicht zuerst auf Smartphone oder Rechner kopiert werden. Ein echter Vorteil dieser Vorgehensweise ist die größere Freiheit in Sachen Nachbearbeitung. Sichtwinkel, Farbprofil, Rauschunterdrückung oder Stabilisierung lassen sich so auch im Nachhinein ändern. Sprich, es ist egal, welches Setting man bei der Aufnahme wählt. Das ist in manchen Situationen äußerst praktisch, trotzdem kostet der Workflow zusätzliche Zeit.

Die One R hat seit unserem Einzeltest einige Firmware-Updates bekommen. Die Einschaltzeit und die Stabilität der Kamera haben sich dadurch deutlich verbessert. Dies ist allerdings unabhängig vom genutzten Kameramodul.

Technische Daten

Praxis und Bildqualität

Bei langen Videos ab 4K-Auflösung kommt es nach einigen Minuten zu einer deutlichen Wärmeentwicklung der One R. Die Temperatur erreicht dann über 40 Grad, bevor sie sich abschaltet. Das Überhitzungsproblem ist durch die neue Firmware zwar besser geworden, aber immer noch nicht ganz beseitigt. Bei einer Zimmertemperatur von 21 Grad hat die One R knapp 29 Minuten bei 5,3K durchgehalten. Die Akkulaufzeit bei maximaler Auflösung liegt knapp unter einer Stunde.

Wer in 5,3K aufzeichnen will, braucht eine schnelle Micro-SD-Karte. Bei 30 fps in voller Auflösung fällt knapp ein Gigabyte Daten pro Minute an. Geeignete Karten zeigen wir in unserer Kaufberatung: Speicherkarten für 4K-Kameras und Drohnen .

In Sachen Bildqualität sind unsere Erwartungen hoch. Nach den ersten Test-Shots und der Sichtung der Ergebnisse am Smartphone sind wir zunächst enttäuscht. Auf den ersten Blick wirken die Aufnahmen nicht deutlich besser als mit dem kleineren Bildsensor. Erst bei der Betrachtung an einem großen Monitor zeigen sich dann die Unterschiede zwischen den beiden Bildsensoren.

Der augenscheinlichste Unterschied zwischen den 4K und den 5,3K-Aufnahmen ist die größere Tiefenschärfe des 1-Zoll-Mods. Die Aufnahmen in maximaler Auflösung sehen auch dann schärfer aus, wenn das Video im Nachhinein auf 1080p heruntergerechnet wird. Bei Fotos ist der Unterschied beim Hineinzoomen deutlich zu erkennen. Die folgenden Bilder zeigen Ausschnitte von JPEGs der beiden Module.

Die stationären Aufnahmen in maximaler Auflösung sehen großartig aus, auch im Automatikmodus. Der Dynamikumfang ist ordentlich und so entstehen auch bei schwierigen Lichtsituationen brauchbare Aufnahmen. Wer plant die Videos und Fotos im Nachhinein zu bearbeiten, sollte das Flat-Farbprofil nutzen und die Fotos im RAW-Format aufnehmen.

Allerdings gibt es eine Einschränkung, die auffällt. Während das kleine 4K-Modul die Umgebung bereits ab einer Entfernung von wenigen Zentimetern scharf darstellt, braucht das neue Modul einen spürbar größeren Abstand. Dies ist bei der Aufnahme von Landschaften oder beim Filmen sportlicher Aktivitäten unproblematisch. Wer sich allerdings ohne Selfiestick selbst filmen möchte, hat ein Problem: Die Aufnahmen vom Gesicht sind schlicht unscharf. Geeignete Sticks haben wir in unserem Selfiestick-Ratgeber zusammengefasst.

Wer sich selbst mit dem 1-Zoll-Modul filmen will, braucht einen Selfie-Stick. Ganz so lange wie auf dem Foto, muss der aber nicht sein.

Einen weiteren Unterschied macht die Lichtstärke der beiden Module. Während das 4K-Modul mit einer f/2,8er Blende arbeitet, beträgt diese beim 1-Zoll-Modul lediglich f/3,2. Die höhere Lichtstärke macht sich bei identischen ISO-Einstellungen natürlich bemerkbar. Der weniger lichtstarke 1-Zoll-Aufsatz ist hier im Nachteil. Das macht sich vor allem bei Fotos bemerkbar. Die Videos des neuen Moduls sind zwar sehr gut stabilisiert aus, allerdings kommt es bei Bewegungen der Kamera zu leichten Unschärfen und minimalen Verzerrungen im Hintergrund. Bei reinen Actionaufnahmen gefallen uns deshalb die 4K-Aufnahmen des Standard-Moduls einen Tick besser als die vom großen Bildsensor. Bei stationären und ruhigen Aufnahmen bevorzugen wir das 1-Zoll-Modul.

Module und Preise

Einige Monate nach dem Marktstart der One R hat Insta360 bereits einiges Zubehör lieferbar. Das uns ebenfalls für diesen Test zur Verfügung gestellte Zweifach-Ladeadapter hat uns in der Praxis sehr gut gefallen. Wer mehrere Akkus nutzt, profitiert von der zusätzlichen und extrem kompakten Lademöglichkeit. Der Rahmen mit Hot-Shoe-Anschluss hat in Zusammenarbeit mit dem externen Mikrofon-Adapter gut und zuverlässig funktioniert. Allerdings muss man auch hier die Schutzlinse des 1-Zoll-Moduls abschrauben.Mehr dazu im Ratgeber Zubehör für die modulare Actioncam Insta360 One R .

Fazit

Das 1-Zoll-Modul ermöglicht sehr gute Video- und Fotoaufnahmen. Im Vergleich zum Standard-4K-Modul (Testbericht Insta360 One R: 4K-Modul ) ist die Bildqualität insgesamt noch einen Ticken besser. Gerade bei Fotos kommt der Unterschied deutlich zum Tragen. Wer seine Aufnahmen aufwendig am Computer nachbearbeitet, profitiert von der großen Bilddynamik und Tiefenschärfe. Für stationäre Aufnahmen in maximaler Auflösung lohnt sich die Investition für alle, denen die ebenfalls gute Qualität des 1/2,3-Zoll-Bildsensors nicht ausreicht. Auf kleinen Smartphone-Displays sind die Unterschiede allerdings nicht zu erkennen.

Soll die Kamera hauptsächlich bei Actionszenen auf Lenker, Helm oder Quadrocopter zum Einsatz kommen, kann man sich das Upgrade getrost sparen. Auch für Nahaufnahmen und Selfies ohne Selfiestick lohnt sich das neue Modul nicht.

Letztlich vervollständigt der 1-Zoll-Aufsatz das Portfolio. Wer die maximale Bildqualität herausholen will, braucht den Aufsatz ebenso wie das 360-Grad-Modul. Das Arbeiten mit den unterschiedlichen Mods hat allerdings schon fast etwas von der Nutzung einer DSLR mit Wechselobjektiven. Wer das möchte, sollte zuschlagen. Keine andere Actioncam bietet eine derart breite Palette an Möglichkeiten. Wer sich eine Übersicht verschaffen will, sollte einen Blick in den Ratgeber: Module für die One R werfen.

Wer lediglich eine gute Actioncam sucht und auf 360-Grad-Aufnahmen verzichtet, sollte sich den Artikel Die besten Actioncams im Vergleich ansehen. Geht es in erster Linie um eine günstige Actioncam, empfehlen wir den Ratgeber Actioncams von 30 bis über 400 Euro: Was ist wirklich nötig?