Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Das Schwinn Speedbike 800IC ist eine preiswerte Alternative zum Peloton-Bike. Wie gut das Spinning-Bike wirklich ist, zeigt der Test.
Beim Schwinn 800IC handelt es sich um ein sogenanntes Indoor Cycle. Anders als bei einem Ergometer erfolgt die Anpassung des Widerstands nicht über einen Computer, sondern über einen manuellen Drehgriff. Dieser erlaubt einen schnellen Wechsel des Widerstands, was das Trainingsgerät ideal zum Einsatz als Spinning Bike für den Heimsport macht. Regelmäßiges Spinning kräftigt das Herzkreislaufsystem und trainiert die Muskulatur im Oberschenkel, den Waden und im Gesäß.
Laufräder wie bei einem herkömmlichen Fahrrad gibt es nicht, sondern ein Schwungrad. Dieses hat im Vergleich zum klassischen Heimtrainer oder Ergometer eine deutlich höhere Schwungmasse. Je größer die Masse, desto besser ist der Rundlauf auch bei hohem Tempo und großer Intensität. Ein gutes Indoor Cycle sollte eine Schwungmasse von etwa 18 kg haben. Auf einen umfangreichen Trainingscomputer verzichten Indoor Cycles weitgehend, der Widerstand wird ausschließlich individuell und manuell angepasst. Wer also ein Trainingsgerät mit einem vorgefertigten Programm benötigt, das den Widerstand automatisch anpasst, sollte eher zu einem Ergometer (Ratgeber) greifen.
Beim Spinning trainieren die Teilnehmer unter Anleitung eines Trainers in Intervallen mit unterschiedlicher Intensität – vom Sprinten auf moderater Stufe bis zum Radeln im Stehen mit starkem Widerstand. Diesen wählen Trainierende je nach Kondition selbst – der Trainer gibt nur eine grobe Tendenz an bei der Schwierigkeit und der Trittfrequenz. Im Fitnessstudio trainieren in der Regel mehrere Teilnehmer mit einem Trainer. Bei einem smarten Indoor Cycles erfolgt das virtuell über Apps wie Peloton, Zwift oder JRNY sowie Videos.
Die Schwinn Bicycle Company wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom deutschen Auswanderer Ignaz Schwinn in Chicago gegründet. Lange Zeit machte sich das Unternehmen in den USA einen Namen als Hersteller von Fahrrädern. 1992 ging das Unternehmen in Konkurs und gehört seit 2001 zu Pacific Cycle. Die Sparte für Fitnessgeräte gehört mittlerweile dem Unternehmen Nautilus, das für Marken wie Bowflex bekannt ist.
Das Schwinn 800 Indoor Cycle nutzen wir seit fast einem Jahr fürs Spinning-Training zu Hause. Wie gut sich das Trainingsgerät schlägt, zeigt der Test.
Das Schwinn 800IC bietet als Indoor Cycle Elemente eines Rennrads. So kommt ein Sportsattel zum Einsatz, der weniger für lange Strecken, sondern eher für ein knackiges Training gedacht ist. Das gebogene Lenkrad erlaubt verschiedene Griffe für das Fahren im Sprint, im Stehen oder beim Cool Down. Die Pedale verfügen sowohl über Riemen für normale Sportschuhe als auch Cleats zum Einklicken in Bike-Schuhe.
Der Sitz sowie das Lenkrad sind sowohl in der Höhe als auch horizontal verstellbar, um eine präzise und individuelle Anpassung an die Körpergröße fürs Training vorzunehmen. Das Lenkrad ist dabei angenehm gummiert. Der Drehknopf zum stufenlosen Anpassen des Widerstands befindet sich mittig auf der Rahmenstange unterhalb des Lenkrads und ist stets gut erreichbar.
Die Verarbeitung des Schwinn 800IC macht einen absolut hochwertigen und soliden Eindruck. Selbst nach einem Jahr der Nutzung knirscht und knarzt nichts. Als Material kommt vorrangig Metall zum Einsatz. Lediglich die Verkleidung der Kette, die die Pedale mit dem Schwungrad verbindet, ist in Kunststoff gehüllt. Das alles hinterlässt ein großes Vertrauen in die Verarbeitungsqualität des Produkts.
Am vorderen Standfuß sind zwei Rollen aus Gummi untergebracht. Dieser erleichtern den Transport des Fahrrads, wenn man es über das Lenkrad nach vorn neigt. Das ist auch nötig, denn das Indoor Cycle wiegt stolze 48 kg. Einfaches Umstellen dürfte hier für viele zu schwer sein. Zudem ist das Spinning Bike mit einer Abmessung von 124 × 54 × 131 cm (L/B/H) deutlich länger als ein herkömmlicher Ergometer, der meistens knapp unter 100 cm Länge bleibt. Das sollte man vor dem Kauf für einen geeigneten Standort in der Wohnung berücksichtigen. Dafür eignet sich das Schwinn 800IC auch für Personen mit einem Körpergewicht von bis zu 150 kg.
Für die Montage sollte man ebenfalls etwas Zeit einplanen, wir haben etwa 90 Minuten gebraucht, um den Hometrainer zusammenzubauen. Die Anleitung ist verständlich und alle nötigten Werkzeuge liegen bei.
Sehr praktisch: Unter dem Lenkrad befinden sich zwei Trinkflaschenhalter. Personen mit langen Beinen könnten beim Fahren im Stehen an eine längere Trinkflasche stoßen – hier bietet es sich an, das Lenkrad und den Sitz horizontal zu verstellen, um das in Zukunft zu verhindern. Darüber befindet sich zudem eine Halterung für ein Tablet zum Trainieren per App. Die Halterung eignet sich auch für größere Tablets bis über 13 Zoll. Eine Pulsmessung über den Lenker ist nicht möglich. Das Gerät kann aber über Bluetooth den Herzschlag über einen Pulsgurt oder ein Herzfrequenzarmband empfangen. Alternativ bietet sich ein Fitness-Tracker (Bestenliste) oder eine Smartwatch an.
Das kompakte Display zeigt beim Training Informationen an – auch ohne das Zusammenspiel mit einer App. Ganz oben befindet sich eine Leiste, die die Pedalumdrehung pro Minute in RPM (Revolutions per Minute) auf einer Skala bis 125 anzeigt. Darunter folgt eine Angabe der seit dem Trainingsstart verstrichenen Zeit, sowie ein geschätzter Kalorienverbrauch, eine Geschwindigkeitsanzeige und die zurückgelegte Distanz in Kilometern. Welche Schwierigkeitsstufe beim Widerstand gerade eingestellt ist, zeigt die Anzeige unter „Level“ von 1 bis 100 an. Eine Zeile mit der Angabe des Pulses ist ebenfalls vorhanden.
Der Drehgriff dient zudem als Notfallbremse für das Schwungrad. Dazu drückt man ihn nach unten. Das Schwungrad hat eine Schwungmasse von 18 kg. Die Einstellung des Widerstands erfolgt magnetisch. Für die Kommunikation mit einem Pulsgurt oder die App-Anbindung über ein Tablet nutzt das Indoor Cycle Bluetooth.
Das Training mit dem Schwinn 800IC ist sehr komfortabel, die Einstellungsmöglichkeiten von Sitz und Lenker sind umfassend. Nichts wackelt, alles sitzt fest und stabil. Der Betrieb ist sehr leise, sodass man andere nicht stört. Speziell in Verbindung mit einem Kurs per Video oder App macht das Training besonders Spaß und kommt vom Fahrgefühl sehr nahe an ein echtes Rennrad heran. Allerdings fällt das Bike etwas wuchtig aus und benötigt mit einer Länge von 125 cm viel Platz. Zudem ist es schwer.
Eine App ist nicht zwingend nötig für das Training mit dem Indoor Cycle. Es hat jedoch einen gewissen Charme, damit durch virtuelle oder reale und per Video aufgezeichnete Landschaften zu strampeln und von einem Trainer begleitet zu werden, der jeweils die gewünschte Intensität ankündigt. So macht das Trainieren zu Hause einfach mehr Spaß.
Standardmäßig können Käufer die App JRNY von Bowflex nutzen. Diese gibt es sowohl im Google Play Store für Android als auch im Apple App Store für iPadOS/iOS. Die ersten zwei Monate ist die Nutzung kostenlos. Danach kommen Abokosten von knapp 12 Euro im Monat oder 99 Euro im Jahr dazu. Das Jahresabo ist ermäßigt.
Die JRNY-App bietet einen virtuellen Trainingskurs durch verschiedene Landschaften, der von einem Coach begleitet wird. Es gibt Touren durch den Schwarzwald, die griechische Insel Kreta sowie eine US-amerikanische Wüste und eine Großstadt zur Verfügung. Der Hersteller baut die Plattform kontinuierlich aus, mittlerweile gibt es über 300 Kurse und Strecken. Der virtuelle Coach gibt Anweisungen zur jeweiligen Trainingsintensität. Die App gibt dabei die Trittfrequenz wieder. Ergänzend gibt es klassische Spinning-Kurse, bei denen man einen Trainer auf dem Fahrrad sieht, der Anweisungen zum Training macht. Wir haben dafür das Xiaomi Pad 5 (Testbericht) als Tablet genutzt.
Das Schwinn 800IC ist zudem kompatibel zur Peloton-App. Es gibt jedoch ein paar Einschränkungen: Nur bei der iOS-Version erfolgt eine Übertragung von der Trittfrequenz an die App. Bei der Android-App gibt es keine Übertagung via Bluetooth, man kann zwar die Kruse trotzdem absolvieren, aber ohne die Trittfrequenz zu übertragen. Aus diesem Grund kann man dann auch nicht ins Leaderboard aufgenommen werden.
Eine weitere App mit virtuellen Trainingsangeboten für das Indoor Cycle von Schwinn ist Zwift (15 Euro/Monat) sowie Kinomap (11 Euro/Monat). Alternativ bieten sich reine Video-Deisnte an, wie Les Mills On Demand, bei denen man am Training über ein Video mitmacht. Auf Youtube finden sich zudem weitere Aufnahmen von Landschaften, zu denen man in die Pedale treten kann. Allerdings überträgt hier das Rad Daten wie Umdrehungen nicht an das Endgerät.
Das Schwinn 800 Indoor Cycle kostet aktuell 1169 Euro. Gelegentlich gibt es das Bike auch reduziert für 999 Euro, der Tiefstpreis liegt bei 899 Euro – wurde aber nur ein einziges Mal erreicht. Wer auf Bluetooth- und App-Anbindung verzichten kann, bekommt für 648 Euro bereits das Schwinn 700 Indoor Cycle.
Mit dem Schwinn 800IC bekommen Käufer ein hochwertiges und äußerst solides Trainingsgerät fürs Spinning-Training. Die Verarbeitung ist hervorragend, der Betrieb angenehm leise. Das Trainingsgerät fällt jedoch etwas wuchtig und schwer aus.
Per Bluetooth ist eine Anbindung an Trainings-Apps über ein Tablet oder Smartphone möglich. Dazu gehören etwa JRNY, für die jedoch monatliche Kosten dazukommen. Eine günstige Alternative ist das Nachfahren von Videokursen aus Youtube – aber auch ohne Tablet oder Fernseher ist damit ein Training möglich. Die Intensität und den Widerstand müssen Anwender selbst einstellen.
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