Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Das Top-Modell von Amazfit entpuppt sich als Alleskönner unter den Smartwatches. Ob es bei der Uhr mit langer Akkulaufzeit einen Haken gibt, zeigt der Test.
Smartwatches sind längst mehr als eine Verlängerung des Smartphones am Handgelenk. Sie messen den Puls, überwachen Aktivitäten sowie den Schlaf und liefern so Erkenntnisse zur Gesundheit und Wohlbefinden. Dank langer Akkulaufzeit von bis zu zwei Wochen sind Smartwatches mit proprietären Systemen zudem eine spannende und vor allem praktische Alternative zu angesagten Uhren mit Wear OS.
In diese Kategorie gehört die Amazfit Balance. Schon in der Vergangenheit beeindruckte uns der chinesische Hersteller mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Balance für derzeit 166 Euro ist allerdings mehr als nur eine Fitnessuhr. Unterstützt von einer KI möchte die Balance das Wohlbefinden des Trägers überwachen. Ob das auch funktioniert, zeigt unser Test.
Die Amazfit Balance gehört definitiv zu den bequemsten Smartwatches, die wir getestet haben. Der Tragekomfort ist hoch, was dem leichtgewichtigen und schlanken Gehäuse zu verdanken ist. Sowohl im Alltag, beim Sport als auch im Schlaf stört die Smartwatch kaum.
Das graue Gehäuse mit einem Durchmesser von 46 mm besteht aus Aluminium und wirkt sehr hochwertig und elegant. Rechts oben befindet sich ein Drehknopf, rechts unten eine weitere Taste, die programmierbar ist. Das schwarze Armband unseres Testgeräts besteht aus Kautschuk und ist die erste Wahl, wenn man die Uhr häufig auch beim Sport nutzen möchte. Alternativ gibt es eine Variante mit einem bunt karierten, flexiblen Nylon-Armband, das man einfach über das Handgelenk zieht, ganz ohne Schließmechanismus.
Das OLED-Display mit hoher Bildschärfe hat eine Diagonale von 1,5 Zoll und löst mit 480 × 480 Pixeln auf. Die Anzeige ist hell und auch bei Sonnenschein ablesbar. Die Helligkeit passt sich automatisch an, auf Wunsch steht ein Always-On-Display zur Auswahl, das aber die Akkulaufzeit halbiert.
Als Schnittstellen verfügt die Amazfit Balance über Bluetooth 5.0 LE, NFC sowie auch Wi-Fi 4. Das Gehäuse ist bis 50 Meter wasserdicht. Ein Mikrofon und ein Lautsprecher sind vorhanden. Das Telefonieren über die Uhr ist also möglich. Als Betriebssystem läuft Zepp OS, das von Amazfit regelmäßig mit Updates und Feature-Erweiterungen versorgt wird.
Zur Ortung steht ein Multiband-GNSS mit GPS, Glonass, Beidou, Galileo und QZSS zur Verfügung. Diese arbeitet präzise und zuverlässig. Die Pulsmessung übernimmt ein optischer Sensor. Neben dem Puls misst die Uhr auch den Blutsauerstoffwert. Mit an Bord ist zudem ein Kompass, Beschleunigungssensor, Barometer für Luftdruck und Höhenmessung sowie ein Thermometer für die Hauttemperatur. Die Zyklus- und Schlafüberwachung beherrscht die Balance ebenfalls. Sogar eine Körperfettmessung ist möglich.
Mit der Balance kann man theoretisch über den Dienst Amazfit Pay bezahlen. Dieser wird in Deutschland aber bisher von wenigen Banken unterstützt. Zum Einrichten muss man zudem eine PIN festlegen. Ärgerlicherweise benötigt man diese dann jedes Mal, wenn man die Uhr nutzen möchte – also nicht nur zum Bezahlen.
Zur Einrichtung nutzt die Amazfit Balance die Zepp-App, die frei verfügbar im Google Play Store oder Apple App Store ist. Die Einrichtung ist schnell erledigt und klappt reibungslos. Per App läuft die Kommunikation zwischen Uhr und Handy, zudem sind Feinabstimmungen möglich, es gibt sogar einen App-Store für die Smartwatch selbst.
Die Startseite der App zeigt einen Bericht mit zurückgelegten Schritten, Herzfrequenz, Trainings sowie der „Bereitschaft“ – einem Score zur Ermittlung des Wohlbefindens. Hierzu muss man die Uhr aber auch im Schlaf tragen. Es gibt ferner einen Bereich für Schlaf sowie Training und allgemeine Einstellungen. Per App beziehen Nutzer Ziffernblätter oder Anwendungen (kostenlos sowie kostenpflichtig). Zudem legt man die angezeigten Verknüpfungskarten der Uhr fest.
Auf der Smartwatch selbst wechselt man das Ziffernblatt, indem man länger auf den Bildschirm drückt und dann eines der vorhandenen Motive auswählt. Wischt man nach oben, gelangt man in den Bereich für Benachrichtigungen. Worüber die Uhr den Nutzer benachrichtigt, legt man in der Zapp-App am Smartphone fest. Per Swipe nach rechts gelangt man in eine Übersicht mit Verknüpfungskarten, die man ebenfalls in der App konfiguriert. Wischt man nach links, gelangt man zu jeweils einer Karte mit den Bereichen für Bereitschaft, Schrittzählung, Puls, Wetter sowie Training.
In alle auf der Uhr aktiven Features und Apps gelangt man durch Drücken des Drehrads. Hier steht die von der Apple Watch bekannte Übersicht mit winzigen Icons zur Auswahl, die man in den Einstellungen durch eine deutlich übersichtlichere Liste ersetzen kann. Per Drehung am Rad gehen die Nutzer durch die Apps, ausgewählt wird dann am Touchscreen. Rechts unten befindet sich eine weitere Taste, die programmierbar ist. Auch durch längeres Drücken des Drehrads kann man eine gewünschte Funktion aktivieren, zum Beispiel Alexa. Das Interface der Uhr reagiert flott und flüssig. Touch-Eingaben sind präzise.
Sehr erfreut waren wir über die Anbindung an den Kalender des Smartphones. Auf den ersten Blick funktionierte die Synchronisierung schnell und reibungslos. Später allerdings nervte uns die Uhr regelmäßig mit Erinnerungen an bereits gelöschte Termine – teilweise noch mehrere Wochen. Andere Termine wurden noch nach Sommerzeit gezeigt. Auch Einträge, die im Google-Kalender ohne Benachrichtigung hinterlegt sind, präsentiert die Balance einem ungefragt mit einem Vibrieren.
Die Amazfit Balance bietet eine Vielzahl an Profilen fürs Training – vom Skilaufen über Radfahren, Laufen hin zu freiem Training, Kampfsport oder Gerätetraining. Einige der Modi sind aber recht sinnlos, etwa Schachspielen.
Die Pulsmessung ist ziemlich exakt, wobei mit Abweichungen von bis zu zehn Schlägen in der Minute zu rechnen ist. Lediglich beim Intervalltraining mit schnell wechselnder Belastung reichen die Ergebnisse nicht ganz an einen Pulsgurt heran – aber das ist bei anderen Smartwatches nicht anders. Für Freizeit- und Hobby-Sportler bietet die Balance alles, was nötig ist.
Nach dem Training findet man auf dem Ziffernblatt sowie in der Zepp-App eine detaillierte Auswertung, etwa ob der Puls eher im anaeroben oder aeroben Bereich war, sowie eine Einschätzung des Trainingseffekts. Die Berechnung des Kalorienverbrauchs kam uns teilweise etwas zu optimistisch und damit hoch vor.
Eine Synchronisierung ist mit Google Fit, Apple Health, Adidas Running oder Strava möglich. Läufer finden Angaben zu Höhenmetern sowie der zurückgelegten Strecke. Praktisch: Wanderfans können in Komoot Routen vorab planen und per App auf der Uhr hinterlegen. Auf den ersten Blick spannend klingt der KI-gestützte Zepp Coach. Hier kann man in der Smartphone-App Fragen an den Chatbot stellen oder sich Trainingspläne generieren lassen. Allerdings kostet dieser Service in vollem Umfang als Teil von „Balance Exklusiv“ 4 Euro im Monat oder 30 Euro im Jahr. Beim Kauf der Uhr gibt es immerhin eine kostenlose Test-Mitgliedschaft für drei Monate.
Die Amazfit Balance hält auch den Schlaf fest. Dank des flachen und leichten Gehäuses stört das Tragen der Uhr so gut wie gar nicht. Die Zepp-App bewertet am nächsten Morgen die Qualität des Schlafs und zeigt unter dem Bereich „Bereitschaft“, wie fit und erholt der Träger sein sollte.
Die App unterteilt den Schlaf in verschiedene Phasen (wach, leichter oder tiefer Schlaf, REM). Das klappt meistens zuverlässig. Allerdings hatten wir einmal eine Nacht nicht wirklich einschlafen können, lagen dennoch permanent im Bett. Am frühen Morgen attestierte uns die Uhr dann überschwänglich ein hohes Bereitschaftslevel, das wir nur missmutig hinnehmen konnten. Eine tiefergehende KI-Analyse des Schlafs inklusive der Analyse der Atmung – etwa für das Risiko von Schlafapnoe – oder dem Erkennen des Restless-Legs-Syndroms kostet allerdings 10 Euro im Monat oder 50 Euro im Jahr.
Neben Klassikern, wie dem Schrittzählen oder der Messung des Blutsauerstoffgehalts, erkennt die Amazfit Balance zudem den Stresslevel. Es gibt mit Zepp Aura zudem einen Bereich, der beim Meditieren helfen soll oder Geräusche als Einschlafhilfe bietet. Aber auch hier kommen zusätzliche Abokosten hinzu.
Zu den größten Stärken von Amazfit-Smartwatches gehört die lange Akkulaufzeit. Das ist bei der Balance nicht anders. Mit einer Kapazität von rund 475 mAh kommen wir zwar nicht immer auf die vom Hersteller versprochenen 14 Tage, aber rund 12 Tage hielt die Uhr im Schnitt durch. Mit aktivem Always-On-Display verkürzt sich die Laufzeit deutlich auf knapp eine Woche. Ein Ladekabel liegt bei, allerdings passt das nicht zu den bisherigen Uhren von Amazfit.
Die Amazfit Balance gibt es aktuell für 166 Euro mit Kautschukarmband in Schwarz (Midnight) oder einem flexiblen Nylon-Armband für 166 Euro mit bunt kariertem, gräulichem Muster (Sunset Grey).
Die Amazfit Balance ist wirklich schick und dank leichtem Gehäuse sehr angenehm zu tragen. Das macht die Smartwatch zu einer guten Wahl als Alltags- und Sportuhr in einem, mit großem Funktionsumfang. Sie beherrscht etwa relevante Funktionen wie genaue Pulsmessung, mobiles Bezahlen und bietet sogar einen App-Store. Die Akkulaufzeit ist dennoch ausgesprochen lang. Die neuen KI-Features klingen sehr spannend, sind allerdings in vollem Umfang mit recht hohen Abokosten verbunden.
Perfekt ist die Balance nicht. Gelegentlich gibt es kleinere Unstimmigkeiten. Die Synchronisierung mit dem Kalender funktioniert, behält aber gerne bereits am Handy gelöschte Termine weiter bei. Eine schlaflose Nacht ist der Balance glatt entgangen. Die Angabe der verbrannten Kalorien macht gute Laune – erscheint uns teilweise aber zu optimistisch. Die Bezahlfunktion Zepp-Pay wird hierzulande wenig unterstützt.
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