Trotz ihrer im wahrsten Sinne des Wortes klassischen Ausbildung (Studium Geschichte/Latein) ist Sara (Jahrgang 1987) seit früher Jugend begeisterte und technikaffine Gamerin. Gleichzeitig liebt sie die Natur und verbringt viel Zeit mit Crossfit und Laufen in allen möglichen Varianten. Das Schreiben aber ist ihre größte Leidenschaft, weshalb sie bei Heise Bestenlisten begeistert ihr Hobby zum Beruf macht.
Amazfit bietet mit der Bip 5 eine Smartwatch an, die sich mit einem großen Display, GPS und smarten Funktionen zu einem günstigen Preis gegen andere Fitness-Tracker behaupten will. Ob das gelingt, zeigt der Test.
Wer eine günstige Smartwatch sucht, stößt im Angebot von Amazfit unter anderem auch auf die Bip 5. Der niedrige Preis von 80 Euro gepaart mit smarten Funktionen und einem großen Display klingt auf dem Papier nach einem vielversprechenden Gesamtpaket. Ob es sich bei der Bip 5 aber wirklich um einen echten Schnapper handelt oder ob Sparfüchse lieber die Finger von der Uhr lassen sollten, klären wir im Test.
Mit einem fast quadratischen Gehäuse und den abgerundeten Kanten orientiert sich Amazfit beim Design der Bip 5 an der aktuellen Standardoptik für Smartwatches. Diese findet sich in ähnlicher Form bei der Amazfit Active (Testbericht), der Redmi Watch 4 (Testbericht) oder der Apple Watch Series 9 (Testbericht) wieder. Das Display ist mit einem Durchmesser von 1,91 Zoll angenehm groß. Dem günstigen Preis der Bip 5 ist wohl geschuldet, dass Amazfit hier lediglich auf ein LCD mit Touchscreen setzt, aber die Helligkeit der Anzeige kann trotzdem überzeugen. Wir können die Helligkeit stufenweise verstellen, wobei das Display selbst bei niedriger Beleuchtungsintensität noch ablesbar bleibt.
Warum Amazfit sich dazu entschieden hat, das Display mit einer leichten Wölbung zu versehen, erschließt sich uns im Test zwar nicht, negative Auswirkungen hat die Konkave allerdings auch keine. Während andere Tester bemängelten, dass das Display der Bip 5 kratzempfindlich sei, konnten wir diesen Eindruck in unserem Test nicht bestätigen. Sichtbare Schrammen oder Beschädigungen am Glas konnten wir nach einer Woche nicht feststellen, obwohl die Uhr ein paar Stöße und Schläge gegen Materialien wie Metall und Keramik aushalten musste.
Ein paar Kritikpunkte gibt es beim Design der Bip 5 dann aber doch. Erstens hat Amazfit im Gegensatz zur Active darauf verzichtet, die Smartwatch für Wasserdichtigkeit zu zertifizieren. Während die Amazfit Active also bis 5 ATM wasserdicht ist, kann man die Amazfit Bip 5 lediglich für 30 Minuten unter den Wasserhahn halten. Zum Schwimmen eignet sich die Bip 5 also nicht.
Zweitens haben wir uns im Test ernsthaft die Frage gestellt, wer eigentlich den Schließmechanismus des Armbands abgesegnet hat. Der ist nämlich nicht nur umständlich, sondern wirkt auch wenig robust. Amazfit hat sich für einen feingliedrigen Kunststoffverschluss entschieden, gegen das nichts einzuwenden wäre, wenn die Verbindung zum Silikonarmband etwas dicker und stabiler ausfiele. Zudem muss man das Armband durch eine Aussparung unter der Schließe nach innen schieben, damit das Ende des Armbands nicht unkontrolliert am Handgelenk hängt. In der Praxis funktioniert das nur sehr mühsam und hat uns mehrere Frustmomente beschert. Wir empfehlen deshalb den Kauf eines Ersatzarmbands mit anderem Schließmechanismus.
Absolut nichts zu meckern haben wir demgegenüber bei der Einrichtung der Bip 5. Wie von Amazfit gewohnt, funktioniert die Kopplung der Smartwatch mit dem Smartphone innerhalb weniger Minuten. Wir laden die Zepp-App auf unser Smartphone herunter, legen ein Nutzerkonto an und navigieren in das Geräte-Menü der Software. Dann scannen wir einfach den QR-Code auf dem Display der Uhr, um den Kopplungsvorgang einzuleiten. Das Ganze dauert nur wenige Minuten. Anschließend erklärt uns die App dann noch kurz die Bedienung der Bip 5.
Die Funktionsweise der Zepp-App haben wir in anderen Tests von Amazfit-Produkten bereits ausführlich beschrieben. Deshalb beschränken wir uns an dieser Stelle auf ein kurzes Fazit: Die App ist übersichtlich aufgebaut und leicht verständlich. Übersetzungsfehler gibt es praktisch keine. Alle wichtigen Informationen bekommen wir direkt im Startbildschirm angezeigt, wobei wir per Klick auf die jeweilige Kachel weitere Details aufrufen können.
Das Aktivitäts-Tracking und die Trainingsfunktionen der Bip 5 sind in etwa mit den Features der Amazfit Edge zu vergleichen. Die Bip 5 bietet mehr als 120 unterschiedliche Sportmodi und kann bei insgesamt sieben Sportarten (darunter Laufen, Gehen, Radfahren, Rudergerät und Ellipsentrainer) das Training automatisch erkennen. Letzteres funktionierte in unserem Test ohne Probleme (wir haben Rudergerät, Outdoor-Laufen und Gehen ausprobiert).
Ein Highlight der Bip 5 ist das integrierte GPS-Tracking. Insgesamt vier Satellitensysteme deckt die Bip 5 ab und bringt dabei eine erstaunlich gute Leistung. Wir haben die Smartwatch auf einer größeren Laufrunde mehrfach getestet und mit der Aufzeichnung der hochwertigen Garmin Fenix 7 (Testbericht) verglichen. Das Ergebnis beider Uhren wich nur minimal voneinander ab. Eine Navigationsfunktion hat die Bip 5 aber nicht zu bieten. Dafür haben wir die Möglichkeit, einen virtuellen Pacer zu aktivieren, der uns beim Laufen im Freien oder auf dem Laufband eine Ziel-Pace anzeigt oder uns gegen eine frühere Bestzeit antreten lässt. Auch das funktionierte im Test ohne Probleme.
Die Ergebnisse unseres Trainings können wir anschließend in der Zepp-App anzeigen lassen und analysieren. Alternativ ist die Bip 5 aber auch mit Strava, Komoot, Relive, Apple Health, Google Fit und adidas Runtastic kompatibel. Außerdem berechnet der sogenannte Peak-Beats-Algorithmus die maximale Blutsauerstoffsättigung, die Trainingsbelastung und den Trainingseffekt. Ergänzend dazu gibt die Uhr konkrete Empfehlungen zur Dauer der Regenerationszeit nach einer Trainingseinheit. Wir empfanden diese Empfehlung in unserem Test als nachvollziehbar, auch wenn das Ergebnis immer individuell ist.
Neben der hohen Genauigkeit des GPS-Trackings konnte auch die Messung der Herzfrequenz überzeugen, zumindest beim Lauftraining. Auf unserer Testrunde (12 km) wich der aufgezeichnete Puls bei Minimal- und Maximalwerten sowie beim Durchschnitt lediglich einige wenige Schläge im niedrigen einstelligen Bereich von den Messungen unseres Vergleichsgeräts (Garmin Fenix 7) ab. Allerdings hat die Bip 5 wie viele andere Smartwatches auch ein Problem mit der Pulsmessung bei stark schwankender Herzfrequenz. Wer also regelmäßig Krafttraining oder HIIT absolviert, sollte sich auf Ungenauigkeiten bei der Messung einstellen.
Beim Tracking der täglichen Aktivität und der Gesundheitsdaten steht die Bip 5 der Konkurrenz dann aber wieder in nichts nach. Wie andere Amazfit-Geräte setzt auch die Bip 5 auf den Physical Activity Index (PAI), um den Grad unserer physischen Aktivität zu bewerten. Je höher der Index, desto besser. Daneben zeichnet die Smartwatch zurückgelegte Schritte und Gesundheitsdaten wie Puls, Blutsauerstoffsättigung und Stresslevel auf. Zur Reduzierung des Stresslevels steht uns eine rudimentäre Atemübung zur Verfügung, die wir auf der Uhr aktivieren können.
Für Frauen gibt es zudem die Möglichkeit, die eigene Periode aufzuzeichnen und den Zyklus zu tracken. Diese Funktion verzichtet aber leider wie bei den meisten anderen Smartwatches auch auf die Möglichkeit, zusätzliche Informationen wie Körpertemperatur oder Symptome wie Mittelschmerz einzutragen. Deshalb eignet sich die Messung nicht für Methoden wie die natürliche Familienplanung (NFP).
Beim Schlaf-Tracking konzentriert sich Amazfit für die Bip 5 auf die wesentlichen Funktionen. Die Uhr zeichnet die Dauer aller Schlafphasen inklusive REM auf, registriert aber auch Nickerchen im Tagesverlauf. Zusätzlich misst die Bip 5 die Atemqualität während des Schlafs. Basierend auf allen Daten berechnet die Smartwatch eine Schlafpunktzahl, anhand derer wir unsere Schlafqualität ablesen können. Das Ergebnis dieser Messung ist selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen und können immer nur eine grobe Orientierung bieten.
Das Ergebnis der Schlafmessung unterschied sich in unserem Test deutlich von den Werten unseres Vergleichsgeräts (Garmin Fenix 7). Während die Bip 5 in einem Fall uns einen Tiefschlaf von rund einer Stunde und eine REM-Phase von gut zwei Stunden attestierte, ergab die Garmin Fenix 7 eine Tiefschlafdauer von zwei Stunden und 14 Minuten sowie 30 Minuten REM-Schlaf. Dieses Beispiel zeigt, wie ungenau die Bewertung und Messung unseres Schlafverhaltens bei Smartwatches generell ausfällt.
Ansonsten haben wir bei der Nutzung der Bip 5 während des Schlafens nicht mehr viel zu meckern. Die Uhr stört nachts auch trotz des großen Displays nicht, und auch die Weckfunktion macht zuverlässig ihren Job. Eine Kleinigkeit störte uns dann aber doch: Zwar verfügt die Bip 5 über einen Schlafmodus, den wir manuell oder automatisch aktivieren (lassen) können, aber trotzdem ist die Anzeige noch ziemlich hell. Bewegen wir beim Schlafen also unser Handgelenk, wird das Display aktiviert und gibt entsprechend Licht ab. Sensible Schläfer kann das unter Umständen stören.
Die Amazfit Bip 5 läuft mit Zepp OS 2.0, sodass ihr aus mehr als 70 zusätzlichen Apps wählen könnt, um die Funktionen der Smartwatch zu erweitern. Die Apps lassen sich über das Smartphone in der Zepp-App auswählen und installieren.
Zu den eigentlichen Zusatzfunktionen, die die Bip 5 neben dem reinen Sport- und Aktivitäts-Tracking noch zu bieten hat, gehören der Support für Sprachassistenten wie Alexa, die Speicheroption für Mitgliedskarten und die Telefoniefunktion. Alle drei Features funktionierten im Test einwandfrei, auch wenn der Lautsprecher der Bip 5 beim Telefonieren nicht mit denen eines Smartphones mithalten können. Die Speicheroption für Mitgliedskarten erlaubt es uns, QR- oder Barcodes von verschiedenen Karten (Bibliotheksausweis, Fitnessstudio-Mitgliedsausweis, Kundenkarte) auf der Uhr zu hinterlegen. Per Schnellauswahl können wir sie dann direkt über das Touch-Display der Bip 5 aufrufen.
Amazfit bewirbt die Akkulaufzeit der Bip 5 als „großes Powerup“, aber diese Aussage ist doch etwas hochgegriffen. Bei normaler Nutzung soll die Smartwatch rund 10 Tage ohne Nachladen auskommen, was allerdings im Vergleich mit der Konkurrenz von Xiaomi und Huawei bestenfalls als Durchschnitt durchgeht. In unserem Test gab es aber eine positive Überraschung: Bei drei mehrstündigen Trainingseinheiten innerhalb einer Woche war tatsächlich erst nach den versprochenen Tagen der Akku am Ende seiner Laufzeit angelangt, obwohl wir die Uhr eher intensiv als normal verwendet haben.
Amazfit verkauft die Bip 5 für eine UVP von 90 Euro in den Farben Soft Black, Pastel White und Cream Pink. Der Straßenpreis beginnt für einzelne Modelle allerdings bereits bei ungefähr 69 Euro. Gemessen an der Größe des Displays, dem integrierten GPS-Tracking und der Telefoniefunktion rangiert die Bip 5 damit im unteren Preissegment für Smartwatches mit einer derartigen Auswahl an Funktionen.
Mit der Bip 5 macht Amazfit ganz viel richtig, wenn man weiß, was man von der Uhr erwarten kann. Große Pluspunkte sind die gute GPS-Funktion, das Aktivitäts-Tracking und das Telefonie-Feature. Die Akkulaufzeit geht in Ordnung, allerdings könnte der Hersteller beim Nachfolgemodell vielleicht erneut ein wenig nachbessern, möglichst nicht zulasten des Designs.
Negativ aufgefallen sind uns vorwiegend das Armband mit dem fummeligen Schließmechanismus, der noch dazu keinen besonders stabilen Eindruck macht. Dass wir bei der Bip 5 auf einen integrierten Musikspeicher verzichten müssen, lässt sich hingegen verschmerzen. Eine Bezahlfunktion wäre für eine dedizierte Smartwatch wünschenswert gewesen, aber immerhin können wir Mitgliedskarten mit Bar- oder QR-Code auf der Uhr zwischenspeichern. Insgesamt macht ihr mit dem Kauf der Bip 5 aber nichts falsch, wenn ihr eine günstige Smartwatch mit solider Akkulaufzeit und integriertem GPS-Tracking sucht.
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