Die 13. Generation des Amazon Fire HD 10 (2023) ist erneut ein günstiges Tablet für Multimedia und Unterhaltung an jedem Ort. Wie es sich im Vergleich zur Konkurrenz schlägt, zeigt dieser Test.
Die 2023er-Version des 10-Zoll-Tablets von Amazon behält vieles vom Vorgänger Fire HD 10 2021 (Testbericht) bei. Niedrig bleibt der Preis ab 110 Euro, altbackenen ist wieder das Design und eher schwach die Performance. Dafür kann das Gerät in Full-HD Inhalte von Prime Video oder Netflix wiedergeben. Im Test kommen wir mehr denn je zum Schluss, dass Amazon sein Tablet-Konzept dringend überdenken muss.
Noch günstiger und kompakter ist das Fire HD 8 Plus (Testbericht), das wir ebenfalls testen konnten. Dort wurden wir aber von ähnlich wenigen Aspekten des Geräts begeistert, wie es beim Fire HD 10 (2023) der Fall ist.
Amazon hat seit mehr als drei Jahren unveränderte Design des Fire HD 10 beibehalten. Das mag im Jahr 2021 in Ordnung gewesen sein, für die diesjährige Version hätten wir uns über ein Redesign mit dünneren Bildschirmrändern oder abgerundeten Display-Ecken gefreut. Mit rund einem Zentimeter sind sie weiterhin so dick, dass sie das Gerät wie ein Spielzeug aussehen lassen. In den Händen fühlt sich die Plastik-Rückseite weiterhin nicht hochwertig an. Rutschig bleibt das Gerät allemal.
Mit seinen 433 g bleibt es immerhin ein Leichtgewicht, zudem ist es um rund einen halben Millimeter dünner geworden, sodass es rund 8,6 mm Dicke misst. Aber hat sich beim Design wirklich nichts getan? Doch: Amazon hat bei der Neuauflage des Tablets ohne jedwede erkennbare Notwendigkeit die Positionen der Einschalt- und Lautstärkeknöpfe vertauscht, sodass alte Hüllen nicht mehr passen. Das ist angesichts der Nachhaltigkeit wirklich schade und aus technischer Sicht absolut nicht notwendig, geschweige denn vorteilhaft.
Wirklich nichts getan hat sich beim Display des Fire HD 10. Es handelt es sich allem Anschein nach um dasselbe IPS-Panel, das vor zwei Jahren verbaut wurde. Es löst mit 1920 × 1080 Pixel auf und kommt somit auf eine respektable Pixeldichte von 224 PPI. Dass die Bildwiederholrate die 60 Hertz nicht übersteigt, dürfte in dieser Preisklasse niemanden überraschen. Schade ist, dass die Farben und Kontraste des Displays etwas schwächer sind als bei der preislich ähnlichen Konkurrenz. Die Blickwinkel hingegen sind stabil. Die von Amazon versprochenen 10 Prozent mehr Bildschirmhelligkeit im Vergleich zum Vorgänger konnten wir im Test nicht nachvollziehen – es bleibt bei den 400 cd/m², wobei das ein für Tablets nicht unüblicher Wert ist.
Das wohl Unspektakulärste am wenig spektakulären Amazon Fire HD 10 bleibt auch bei der 13. Generation die Kamera. Verbaut sind eine Front- und eine Hauptkamera, von denen beide mit sage und schreibe 5 Megapixel auflösen. Die Fotos sind entsprechend kaum zu gebrauchen, insbesondere in dunkleren Lichtverhältnissen gehen schnell jegliche Details verloren. Die Farbdarstellung ist aber noch in Ordnung. Löblicher ist, dass die Frontkamera auf 1080p aufgebessert wurde. Videoaufnahmen sind beidseits mit maximal 1080p bei 30 FPS möglich.
Im Fire HD 10 werkelt als Prozessor ein nicht näher bezeichneter Achtkerner vor sich hin, der mit maximal 2,05 GHz taktet. Im Alltag reicht die von ihm gelieferte Leistung für die meisten anfallenden Aufgaben aus. Multitasking ist für das Gerät aber oft zu anspruchsvoll, mit Rucklern und längeren Wartezeiten ist vereinzelt zu rechnen. Auch für den flüssigen Betrieb kleinerer Spiele wie Angry Birds oder Candy Crush sollte es noch reichen, mehr ist aber nicht drin.
Beim Benchmark PCmark Work 3.0 kommt das Gerät auf wirklich schwache 5000 Punkte. Zum Vergleich: Das kleinere Lenovo Tab M9 (Testbericht) schafft im gleichen Benchmark rund 7000 Punkte, obwohl es in etwa genauso viel kostet wie das Fire HD 10 von Amazon. Einen Grafik-Benchmark konnten wir aufgrund der Einschränkungen von Fire OS nicht durchführen.
An Arbeitsspeicher stehen magere 3 GB zur Verfügung, was die Unfähigkeit zum sinnvollen Multitasking mit mehr als zwei Apps erklärt. Eigentlich sind 4 GB RAM die zumutbare Untergrenze. Dazu gibt es wahlweise 32 oder 64 GB internen Speicher – dass man im Jahr 2024 überhaupt noch die Möglichkeit hat, ein neues Tablet mit 32 GB Speicher zu kaufen, erstaunt. Als untere Grenze sollte Amazon nächstes Jahr, aus einer wohlgesonnenen Perspektive gesprochen, dringend die 64 GB nehmen. Angebrachter wären mindestens 128 GB Speicherplatz. Immerhin ist der Speicher mit einer Speicherkarte um bis zu 1 TB erweiterbar.
Zur Kommunikation stehen Wi-Fi 5 und Bluetooth 5.3 mit LE zur Verfügung, GPS gibt es weiterhin nicht. Die Lautsprecher sind dem Preis entsprechend qualitativ minderwertig. Die installierte Version 8.3.2.3 von Fire OS basiert auf dem mittlerweile dreieinhalb Jahre alten Android 11.
Mit dem alten Fire OS bleiben die alten Einschränkungen des Betriebssystems, über die wir uns bereits beim Amazon Fire HD 8 Plus (Testbericht) echauffiert haben. Es gibt keine Google-Dienste, keinen Play Store, nur einen mauen Amazon Appstore, der viele Apps nicht im Angebot hat. Stattdessen bekommt man ein in der Anpassbarkeit sehr eingeschränktes, veraltetes Betriebssystem, das an vielen Stellen Werbung einblendet, wenn man sich bei der Bestellung nicht für die werbefreie Version für 15 Euro Aufpreis entschieden hat. Das halten wir 2024 für ein etwas eigentümliches Geschäftsmodell. Wer dennoch Google-Dienste nutzen will mit dem Fire-Tablet, dem raten wir zu unserem Ratgeber Amazon-Tablets mit Google-Apps: Billig zum Top-Tablet? Eine Stärke hat das Fire HD 10: Dank Widevine Level 1 funktioniert die Wiedergabe von Inhalten aus Netflix, Prime Video oder Disney Plus auch in Full-HD.
Wer das Tablet für Kinder kauft, kann sich für einen Aufpreis für die Kids-Version entscheiden, die für Kinder ab dem Vorschulalter geeignet ist. Dabei handelt es sich technisch um das genau gleiche Tablet, das aber mit einer sehr dicken und ausgesprochen angenehmen Schaumstoff-Hülle geliefert wird. Außerdem ist das Betriebssystem angepasst, sodass es Zugriff auf einen speziellen, gut gestalteten Kinderbereich gibt.
Im PCmark Battery Test hält das Tablet mit seinen 6500 mAh rund 10 Stunden durch. Das geht in Ordnung. Wiederaufgeladen wird mit per Netzteil nur mit 13 Watt, ein Ladevorgang dauert beklagenswerte dreieinhalb Stunden.
Das schwarze Amazon Fire HD 10 (2023) kostet rund 110 Euro, wenn man sich für die Version mit 32 GB Speicherplatz entscheidet, bei Amazon direkt kostet es 165 Euro. Zudem gibt es neben Schwarz zwei weitere Farbvarianten: Blau und Lila, welche mit 120 Euro etwas teurer sind. Für die Variante mit 64 GB Speicher werden aktuell 120 Euro fällig, weshalb wir direkt zu dieser Variante raten würden. Bei Amazon wiederum sind es 195 Euro. Für die Werbefreiheit werden, wie angesprochen, 15 Euro Aufpreis fällig. Die Kids Edition kostet etwa 198 Euro und ist nur mit 32 GB Speicher inklusive einer Hülle in Hellblau, Pink oder Grün erhältlich.
Das Amazon Fire HD 10 (2023) ist für den Preis, für den es angeboten wird, gut. Es ist aber kein gutes Gerät für sich genommen. Dass es 2024 noch so schwach ausgestattete Geräte gibt, ist angesichts der Fortentwicklungen der letzten Jahre und der heutigen Erwartungen an Technik erstaunlich. Das Fire HD 10 bleibt am absolut unteren Ende des Leistungsspektrums angesiedelt. Gewiss aber hat das Ganze auch in dieser Form eine Daseinsberechtigung als günstiges Markenprodukt und die Amazon-Tablets vielleicht sogar so etwas wie Liebhaber.
Das Tablet mag zwar für reinen Medienkonsum ausreichen. Für die Nutzung durch Kinder gibt es mit der Kids Edition des Fire HD 10 aber weiterhin wenige Alternativen, die besser sind. Gleiches gilt für den Preis, wo man sonst häufig nur noch bei chinesischen Shops ohne Support und Updates fündig wird.
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