Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Das Asus Zenfone 10 versorgt wie sein Vorgänger Fans kompakter High-End-Smartphones mit Nahrung. Das klappt überwiegend richtig gut, aber es gibt auch ein paar Einschränkungen.
Früher hat Sony mit seinen Smartphones der Compakt-Reihe Fans kleiner Smartphones mit guter Ausstattung bedient. Nach dem Ende dieser Serie blieb Nutzern, die keine Riesen-Displays wollten, allerdings nur noch Apple mit seiner Mini-Reihe. Doch auch dieser Hersteller hat die inzwischen nicht mehr aktualisiert. Damit bleibt Asus neben Samsung mit seinem Galaxy S23 einer der letzten namhaften Anbieter, die mit der Zenfone-Reihe Smartphones mit kompakten Ausmaßen und High-End-Ausstattung bauen. Vorgänger Zenfone 9 schlug in die gleiche Kerbe. Wir haben uns im Test angeschaut, was das neue Modell besser macht und wo es weiterhin Verbesserungspotenzial gibt.
Die erste Auffälligkeit beim Design des neuen Asus Zenfone 10 ist, dass es keine Auffälligkeit gibt. Tatsächlich unterscheidet sich das neue Modell sowohl optisch als auch bei Gewicht und Maßen nur minimal vom Zenfone 9. Größte sichtbare Änderung ist die neue Farbe Hellgrün. Leider lässt der Hersteller Interessenten keine freie Wahl, sondern knüpft bestimmte Farben an bestimmte Speicherkonfigurationen – schade. Das ändert aber nichts an der schlichten Eleganz des Zenfone 10, das insgesamt auf eher dezente Formen setzt. Kombiniert mit hervorragender Verarbeitungsqualität, setzt vor allem die Rückseite Akzente. Bei unserem Testgerät ist sie in einen auf dem Smartphone-Markt eher seltenen, vergleichsweise hellen Blauton getaucht, aus dem zwei gleich große, aber unterschiedlich aus dem Gehäuse hervorstehende Kameralinsen ragen.
Klasse ist die Oberflächenstruktur der Kunststoffrückseite, die beinahe weich wirkt und viel Grip bietet. Fingerabdrücke sieht man darauf nicht, allerdings klingt sie stellenweise hohl, wenn man draufklopft – das ist der einzige Wermutstropfen bei der Verarbeitung. Der Werkstoff – Kunststoff statt Glas oder Alu – ist hingegen kein Grund, die Nase zu rümpfen, denn der fühlt sich hier richtig klasse an.
Ansonsten sind die Übergänge vom nur am äußersten Rand gerundeten Gorilla Glas Victus auf der Front und auch von der am Rand stärker gerundeten Rückseite perfekt umgesetzt. Hier spürt der Nutzer keinerlei Kanten. Das gilt in ähnlicher Form auch für die wenigen Antennenfugen aus Kunststoff, die in den Metallrahmen eingelassen werden. Auch die auf der rechten Seite in den Rahmen eingelassenen Tasten sind perfekt integriert – nichts wackelt oder klappert, Tastenhub und Druckpunkt sind perfekt. Gekrönt wird das handliche Gehäuse des Smartphones von einer IP68-Zertifizierung, die dem Gerät selbst dann Schutz vor Wasser bescheinigt, wenn es direkt hineinfällt. Zumindest kurzzeitiges und nicht zu tiefes Eintauchen schadet dem Zenfone 10 nicht.
Beim Display setzt Asus für das Zenfone 10 wieder auf OLED-Technik und 144 Hz. Diese hohe Bildwiederholungsfrequenz kommt allerdings nur in Spielen zum Tragen, abseits davon ist bei 120 Hz Schluss. Das macht aber nichts, denn auch mit 120 Hz ist die Darstellung in Kombination mit dem bärenstarken Chipsatz des Smartphones absolut flüssig.
Hinzu kommt, dass auch die restlichen Werte überzeugen. So bietet der Screen des kompakten Phones kräftige Farben und hohe Helligkeit von gemessenen knapp 750 Candela und auch Kontrast und Schwarzwert sind wie bei OLED gewohnt hervorragend. Zusammen mit der scharfen Darstellung dank erweiterter FHD-Auflösung bei vergleichsweise kleinem Display (5,9 Zoll) kommt das Panel auf eine hohe Bildschärfe von fast 450 Pixel pro Zoll (ppi).
Bei der Kamera gibt es wenig Bewegung, der Vorgänger war ähnlich aufgestellt. So bleibt der Sensor der Hauptkamera gleich (Sony IMX766) und bietet wieder 50 Megapixel. Verbessert wird er in erster Linie durch den Bildprozessor des neueren Chipsatzes im Zenfone 10, außerdem hat Asus nach eigener Aussage die Bildstabilisierung überarbeitet. Das zweite Objektiv nimmt Weitwinkelaufnahmen nun mit 13 statt 12 Megapixel auf, im Alltag ist der Unterschied aber kaum zu sehen.
Insgesamt knipst das Zenfone 10 bei Tag ordentliche Bilder, die generell mit der Bildschärfe und bei der Plastizität punkten können. Die Schärfe nimmt allerdings zu den Rändern ab und die Bilddynamik könnte in dunklen Bereichen besser sein. Hier gehen Details schnell verloren. Insgesamt macht das Asus-Phone gerade bei Tageslicht ansehnliche Aufnahmen, kann aber beim Thema Fotos trotzdem nicht ganz mit der High-End-Elite mithalten.
Neben der reinen Bildqualität ist ein wichtiger Grund dafür das Fehlen eines optischen Teleobjektivs, das in der Preisklasse jenseits der 800 Euro eigentlich weitestgehend Standard ist. Dadurch wird dem Fotografen beim Zenfone 10 viel Flexibilität bei der Bilderstellung genommen. Samsung zeigt mit dem nahezu gleich großen Galaxy S23 hingegen sehr gut, dass es auch bei kompakten Maßen ein zusätzliches Teleobjektiv möglich ist. Beim Zenfone 10 kommt hingegen nur ein Digitalzoom zum Einsatz. Den maximal achtfachen Zoom würden wir allerdings nicht verwenden, bei doppelter Vergrößerung ist wegen der schnell abnehmenden Bildqualität für eine ordentliche Bildschärfe Schluss.
Videos gelingen übrigens sogar in 8K, allerdings raten wir davon wegen der maximalen Bildwiederholungsfrequenz von 24 Bildern pro Sekunde ab. Stattdessen empfehlen wir 4K/60-Aufnahmen, die insgesamt sehr gut aussehen. Das gilt auch für Selfies mit der 32-Megapixel-Kamera vorn. Dank Pixel Binning, also der Zusammenfassung von Bildinformationen mehrerer Pixel in einem Bildpunkt, stimmen hier Schärfe und sogar Bilddynamik weitgehend.
Größte Neuerung beim Asus Zenfone 10 ist der aktuelle Spitzenchipsatz Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2. Der bietet in jeder Lebenslage Power ohne Ende und so ist es kein Wunder, dass zusammen mit der Bildwiederholungsfrequenz von 120 Hz (in Games sogar 144 Hz) von Rucklern weit und breit keine Spur zu sehen ist. Selbst bei den gerade angesprochenen Spielen läuft alles flüssig, fast immer erreichen die dargestellten FPS (Frames pro Sekunde) die maximale Display-Frequenz oder liegen gar darüber. Starke Benchmark-Ergebnisse untermauern diesen Eindruck. Bei PCmark Work 3.0 erreicht das Zenfone 10 stramme 17.900 Punkte, bei 3Dmark Wild Life Extreme sind es kraftvolle 3750 Punkte.
Kombiniert wird der starke Chipsatz mit teils rasanter und ebenfalls bärenstarker Zusatztechnik. Dazu gehört etwa UFS 4.0 für den bis zu 512 GByte großen internen (nicht erweiterbaren) Speicher und Wi-Fi 7. Andere Technologien wie 5G, NFC und mehrere Ortungsstandards sind ebenfalls dabei. Zudem setzt der Hersteller auf einen Anschluss, der heute kaum noch in teureren Phones zu finden ist: ein 3,5-Millimeter-Anschluss für Kopfhörer, die per Klinkenanschluss verbunden werden. Das wird sicherlich einige Interessenten ansprechen. Bei so viel moderner (mit Ausnahme des bewusst gewählten Klinken-Ports) Standards verwundert es da umso mehr, dass Asus sich für einen Typ-C-Anschluss mit USB 2.0 entscheidet. Denn so ist der interne Speicher zwar enorm schnell, aber beim Datentransfer vom oder auf den Rechner ist der langsame USB-Port der Flaschenhals. Das war zuletzt eigentlich vor allem bei Xiaomi ein Kritikpunkt.
Bei der Software gibt sich das Zenfone 10 ebenfalls modern. Als Android-Version kommt 13 zum Einsatz, Asus kombiniert das mit einer Oberfläche, bei der der Nutzer selbst aussuchen darf, ob sie unverändert von Google oder erweitert von Asus stammen soll. Asus bietet etwa Funktionen wie Mehrfachbelegungen über den Power-Button per Streichbewegung – so etwas fehlt Stock-Android. Beim Thema Updates punktet der Hersteller ebenfalls. Er verspricht Sicherheits-Patches für vier Jahre, zudem soll es zwei neue Android-Versionen geben, also bis Android 15. Das liegt nicht ganz auf Augenhöhe mit Samsung und Google, ist aber fair.
Der Akku bleibt wie beim Zenfone 9 bei 4300 mAh und ist damit stärker als etwa beim Samsung Galaxy S23. Dennoch bleibt das Asus-Modell im Akku-Test von PCmark hinter diesem Modell zurück. Hier erreicht das Zenfone 10 „nur“ rund 12,5 Stunden – das ist kein schlechter Wert, das vergleichbar große Samsung-Smartphone kommt aber auf etwa 1,5 Stunden mehr Laufzeit.
Auch bei der Ladegeschwindigkeit gibt es keinen Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger – 30 Watt sind inzwischen etwas wenig. Damit vergehen gut 90 Minuten, bis das Smartphone wieder voll ist. Dafür gibt es nun kabelloses Laden mit 15 Watt, das ist in Ordnung und ein in dieser Preisklasse gern gesehenes Luxus-Feature.
In Deutschland gibt es drei Speichervarianten: 8/128 GByte, 8/256 GByte und 16/512 GByte. Die Preise liegen bei 799, 849 und 929 Euro. Die Farbe Schwarz gibt es für alle Speicherversionen, Grün nur für die beiden größten, Blau, Rot und Weiß nur für die mittlere.
Machen wir es kurz: Wer ein kleines, kompaktes, aber starkes Smartphone sucht, der kommt um das Asus Zenfone 10 kaum herum. Es punktet mit tollem Design, klasse Verarbeitung, einem richtig guten Display, schierer Power dank Top-Chipsatz und auf Wunsch viel Speicher. Auch der Akku ist ausreichend kräftig und kabelloses Laden gibt es obendrein. Was uns fehlt, ist ein Teleobjektiv und generell liegt die Kamera nicht ganz auf Spitzenniveau. Außerdem passt der USB-C-2.0-Anschluss nicht zur ansonsten tollen Gesamtausstattung, die sogar einen 3,5-Millimeter-Anschluss beinhaltet.
Größtes Problem des Zenfone 10 ist das Samsung Galaxy S23. Denn das Smartphone macht die genannten Probleme des Asus-Pendants noch besser, gerade die Kamera samt Teleobjektiv fehlt dem Herausforderer. Hinzu kommt ein noch stärkerer Akku und ein fast 150 Euro niedrigerer Einstiegspreis – da dürfte vielen Interessenten die Wahl zugunsten des S23 nicht schwerfallen. Rund 650 Euro zum Testzeitpunkt ist übrigens in etwa der Preis für das Zenfone 9, das grundsätzlich nicht viel schlechter als das aktuelle Modell ist.
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