Das smarte Heizkörperthermostat Fritzdect 302 kann man zwar auch ohne Fritzbox nutzen. Sinnvoll ist der Einsatz aber erst mit einem AVM-Router.
Mit smarten Heizkörperthermostaten können Anwender Energie einsparen (Ratgeber) und Komfortfunktionen nutzen, sodass sie nach der Konfiguration der smarten Temperaturregler, diese so gut wie nicht mehr bedienen müssen: Set it and forget it lautet die Devise.
Da viele Internet-Provider als Router eine Fritzbox (Testbericht) anbieten, sind die AVM-Geräte in hiesigen Haushalten stark verbreitet. Neben WLAN unterstützen die meisten auch den Funkstandard Dect, sodass Anwender daran nicht nur Telefone (Bestenliste) anschließen können, sondern auch eine Reihe von Dect-kompatiblen Smart-Home-Geräten. Von AVM gibt es etwa smarte Steckdosen (Bestenliste) wie Fritzdect 200 und 210, Fernbedienungen wie Fritzdect 400 und 440 (Ratgeber), die E27-Leuchte Fritzdect 500 (Themenschwerpunkt) sowie die Heizkörperthermostate Fritzdect 301 (Testbericht) und die Nachfolge-Variante Fritzdect 302. Auch Dect-Geräte von anderen Herstellern, etwa Bewegungsmelder, können Anwender mit der Fritzbox koppeln. Näheres dazu erklären unsere Kollegen von heise online im Artikel Fritzbox Smart Home: Was sich alles steuern lässt.
Anders als bei vielen Smart-Home-Zentralen (Bestenliste) funktionieren die Dect-Geräte an der Fritzbox ganz ohne Cloud. Außerdem ist weder eine Registrierung noch ein Internetzugang nötig. Wer jedoch keine Fritzbox hat, kann das Thermostat nur manuell steuern. Wie gut das AVM-Heizkörperthermostat in der Praxis funktioniert, zeigt unser Test.
Gegenüber dem Vorgänger Fritzdect 301 hat AVM beim Nachfolgemodell die Bedientasten neu gestaltet und die Batterieversorgung von zwei auf drei AA-Batterien erweitert. Diese befinden sich ebenso im Lieferumfang wie ein Adapter für Danfoss-Anschlüsse.
Das Thermostat bietet folgende Funktionen:
Die Installation ist einfach und schnell erledigt. Direkt nach dem Entfernen des Batterieschutzes fordert das Thermostat den Nutzer dazu auf, die Dect-Taste am Fritzbox-Router zu drücken – schon steht die Verbindung.
Versteckt sich der Heizkörper nicht gerade in der Einbauküche oder anderen schwer zugänglichen Orten, sollte die Montage niemanden vor größere Herausforderungen stellen: Befestigungsring des zu ersetzenden Thermostats lösen, das alte Gerät entfernen, Fritzdect 302 ansetzen und den dortigen Ring handfest anziehen. Das Thermostat passt auf Ventile mit dem weitverbreiteten Anschlussgewinde M30 × 1,5 mm. Nach der Montage kalibriert sich das Fritzdect 302 nach einem langen Druck auf die OK-Taste selbstständig und ist ab dem Moment einsatzbereit.
Das Fritzdect 302 kommt in einem eckigen Gehäuse mit kompakten Abmessungen von 51 × 51 × 90 mm. Rund um das Display sind fünf mechanischen Taster angeordnet, mit denen Anwender die Boost und Frostschutzfunktion aktivieren, sowie die Temperatur regeln können. Auf seiner Unterseite verbergen sich hinter einer auch im montierten Zustand abnehmbaren Abdeckschale drei AA-Batterien.
Das Display setzt vergleichbar mit E-Book-Readern (Vergleichstest E-Reader: Tolino vs. Paperwhite vs. Pocketbook) auf E-Paper-Technik. Allerdings verzichtet AVM auf eine Beleuchtung. Im Alltag stört das weniger, als vorab von uns befürchtet. Denn auch in schummrigen Lichtverhältnissen zeigt das Display trotz transparenter, spiegelnder Kunststoffschutzschicht aus allen Winkeln deutlich seinen monochromen Inhalt. Die E-Paper-Technik hat den Vorteil, für die Anzeige seines Displayinhalts keine Energie zu benötigen, sondern nur für den Wechsel der Anzeige. So zeigt das Display stets die aktuelle Solltemperatur an und schaltet sich nie aus. Der Wechsel der Anzeige geht ausreichend schnell, vergleichbar mit E-Book-Readern.
Das Display misst 28 × 28 mm und stellt seinen Inhalt in bis zu sechs Zeilen dar. So sind klare Handlungsanweisungen wie „Anmeldung: Bitte DECT-Taste an der Fritzbox lange drücken“ genauso möglich wie die gleichzeitige Anzeige der Solltempertatur und der Tagesprogrammierung. Sehr schön: Direkt am Gerät lässt sich die Anzeige in 90-Grad-Schritten drehen.
Zur Heizungssteuerung steht für iOS und Android die Fritz-App Smart Home bereit. Unter dem Menüpunkt Smart Home passt sie die Solltemperatur an. Außerdem liest sie die Isttemperatur aus und zeigt auf Wunsch grafisch den Temperaturverlauf der letzten 24 Stunden an. Heizpläne kann man damit aber nicht konfigurieren und so muss man diese per Browser über die Fritzbox-Oberfläche einstellen.
Das Menü ist umfangreich, klar strukturiert und einfach zu bedienen – versprüht jedoch das Flair eines Backends. Dass man selbst eine hohe Funktionalität schön verpacken kann, zeigt etwa die App zu Heizungssteuerung von Tado V3+.
Die Kernfunktion der App ist die Programmierung des Heizzeitplans. Diese ist AVM gelungen. Dort bestimmt der Nutzer, wann am Tag zwischen der frei wählbaren Spar- und Komforttemperatur gewechselt wird. Auf Wunsch programmiert die App jeden Wochentag einzeln oder mehrere auf einmal.
Überdies kann man hier mehrere Heizkörperregler gruppieren und somit gleichzeitig konfigurieren. Auch eine Urlaubsschaltung, in der für einen wählbaren Zeitraum die Temperatur etwa konstant auf 16 Grad gehalten wird, ist genauso möglich wie ein Zeitraum, in dem die Heizkörperthermostate komplett zudrehen, zum Beispiel während der Sommermonate. Dann drehen die Thermostate selbstständig an den Ventilen, damit diese nicht verkalken.
Die Fensteroffenerkennung soll den Heizkörper bei einem plötzlichen Temperaturabfall für einen frei wählbaren Zeitraum abschalten. Wie bei allen anderen Heizkörperthermostaten mit diesem Feature reagiert das Fritzdect 302 allerdings sehr träge. Es dauert einige Minuten, bis der Temperaturabfall so groß ausfällt, dass das Thermostat abschaltet. Effektiver wäre eine Kombination mit einem Fensteroffen-Sensor, der sofort ein geöffnetes Fenster signalisiert, wie das etwa mit dem Shelly-Thermostat möglich ist. Das hat auch AVM erkannt und hat einen entsprechenden Sensor mit dem Fritzdect 350 zur IFA angekündigt, allerdings ist er bisher nicht erhältlich. Als Alternative bietet sich dafür auch die Telekom-Variante für 23 Euro (Preisvergleich) an.
Da Fritzdect 302 nicht in der Cloud hängt, ist seine Steuerung über Sprachdienste wie Amazon Alexa mit Echo, Apple Siri mit Homekit oder Google Assistant mit Home von Haus aus nicht möglich. Gleiches gilt für IFTTT. Immerhin geht es über Umwege. Wie man Alexa aktiviert, beschreibt AVM hier.
Wer das AVM-Thermostat weder manuell noch per App oder Browser steuern möchte, kann es mit der Fernbedienung Fritzdect 440 bequem vom Sofa aus einstellen. Auch bietet Fritzdect 440 einen integrierten Temperatursensor, den man statt der im Thermostat integrierten Variante als Basis für die Heizkörpersteuerung verwenden kann. Das hat den Vorteil, dass die Temperatur nicht durch Abstrahleffekte des Heizkörpers verfälscht wird, sondern dort gemessen wird, wo man sich gerade befindet.
Der Preis für das Fritzdect 302 beträgt aktuell etwa 53 Euro.
AVM verzichtet beim smarten Heizkörperthermostat Fritzdect 302 auf einige Features und Komfortfunktionen. So gleicht das Thermostat die Solltemperatur nicht an lokale Wetterdaten an, regelt nicht automatisch runter, wenn alle Bewohner außer Haus sind und eine Steuerung per Sprache ist nur über Umwege möglich. Wer letzteres möchte, sollte sich bei der Konkurrenz umsehen. Eine gute Übersicht über leistungsfähige smarte Heizkörperthermostate bietet unsere Bestenliste.
Doch dafür bietet Fritzdect 302 ein Feature, das fast kein zweites Thermostat bietet: Datenschutz. Die Heizkörperregler funktionieren komplett lokal, erfordern keine Registrierung und es gibt kein Abo-Modell.
Praktisch finden wir das große E-Paper-Display, das selbst unbeleuchtet stets gut lesbar ist und viel Inhalt darstellt. Ein weiterer Vorteil der Fritzdect 302 ist ihr vergleichsweise geringer Preis. Für 60 Euro gibt es zwar auch Thermostate anderer Hersteller, doch sind die mit häufiger Anbindung an eine chinesische Cloud in puncto Datenschutz der AVM-Lösung weit unterlegen. Wer darauf Wert legt, liegt mit dem Fritzdect 302 genau richtig.
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