Philipp hat seinen beruflichen Werdegang als Praktikant in einer Werbeagentur begonnen und ist mit verantwortlich für das Design von Bierdeckeln, Werbetafeln und einem Fan-Bus eines großen Fußballvereins. Danach folgte der erste Schritt zum Journalismus: Ein Volontariat bei PC-Zeitschriften, die heute kaum noch jemand kennt - PC Direkt und PC Professionell. Dann folgte ein mehrjähriger Ausflug in die Welt des Marketings, PR-Arbeit und Qualitätsmanagement in einem mittelständischen Handelsunternehmen.
Seit 2015 ist Philipp bei Heise im Team von Bestenlisten aktiv. Hier bringt er auch seine privaten Interessen ein und deshalb für Drohnen, Laser, Balkonkraftwerke, Powerstations und zahlreiche China-Gadgets wie Handwärmer, USB-Lötkolben oder Mini-Taschenlampen zuständig.
Der Discounter Lidl bietet ein günstiges Balkonkraftwerk für nur 219 Euro an. Wir haben das Paket aus Photovoltaikpanel und Wechselrichter getestet und zeigen, warum es bessere Alternativen gibt.
Das Balkonkraftwerk Parkside PBKW300A1 ist seit einigen Wochen im Onlineshop von Lidl erhältlich. Der Preis ist inzwischen von ursprünglich 199 Euro auf 219 Euro gestiegen. Neben Photovoltaikpanel und Wechselrichter ist hier auch eine Halterung für Balkongeländer beigepackt. Bei Wunsch lässt sich ein weiteres Solarmodul anschließen. Dieses ist allerdings nicht bei Lidl erhältlich und muss anderweitig gekauft werden.
Der Einzeltest gehört zu unserem Ratgeber Balkonkraftwerke ab 500 Euro: Kaufen, einstecken und sofort sparen. In der Themenwelt Solar testen wir mobile Solargeneratoren, Außenlampen und mehr mit Photovoltaik.
Das Parkside-Balkonkraftwerk von Lidl ist mit einem Preis von knapp über 200 Euro das bisher günstigste Photovoltaik-Set, welches wir getestet haben. Mit nur einem kleinen Solarmodul und einer Einspeiseleistung von maximal 300 Watt ist dieses Set allerdings auch deutlich schwächer als die Konkurrenz von Anker (Testbericht), Ecoflow (Testbericht), Netto (Testbericht) oder Yuma (Testbericht).
Der Lieferumfang umfasst neben einer Halterung für Balkongeländer ein starres 150-Watt-Solarpanel mit Alurahmen in den Abmessungen 1070 × 775 × 35 mm. Zum Vergleich: Das 420-Watt-Panel vom Netto-Balkonkraftwerk misst satte 1750 × 1100 × 30 mm. Für den Anschluss am Wechselrichter sind auf der Rückseite MC4-Solar-Stecker vorhanden.
Der beigelegte Wechselrichter aus Metall misst 197 × 186 × 44 mm. Neben Anschlüssen für bis zu zwei Solarpanels sind hier noch eine Buchse für die Zuleitung zum Stromnetz und ein Port für die Verbindung mit einem zweiten Wechselrichter zu finden. Außer den beiden Status-LEDs gibt es einen Reset-Taster und eine kleine WLAN-Antenne. Vorbildlich, alle Anschlüsse sind mit wasserdichten Schutzkappen versehen. Die Verarbeitung wirkt sehr ordentlich.
Neben Wechselrichter und Panel gehören auch eine Anleitung, alle benötigten Kabel und eine Unterputzdose zum Lieferumfang. Auf diese kommen wir noch im Praxisteil zu sprechen.
Nach dem Auspacken und Sortieren der Teile folgt die erste Ernüchterung. Statt mit einem Schuko-Stecker wird das Balkonkraftwerk von Lidl mit einem proprietären Steckverbinder mit dem Stromnetz verbunden. Wir wussten zwar im Vorfeld, dass kein Schuko-Stecker beiliegt und hatten uns deshalb einen Adapter bestellt – dieser passt aber nicht. Auch der vorhandene Wieland-Adapter vom Netto-Balkonkraftwerk ist inkompatibel. Also machen wir uns auf die Suche nach einer Lösung.
Leider tauscht Lidl bei seinem Wechselrichter Dose und Stecker und so finden wir keine geeignete Lösung auf Amazon & Co. Nach einem Telefonat mit einem befreundeten Elektriker, entscheiden wir uns dann gegen den Festeinbau der Unterputzdose, da diese nach dem Test nicht mehr benötigt wird. Auch wenn nicht mittelfristig empfehlenswert bauen wir stattdessen einen Kabeladapter auf Grundlage der Einbaudose. In den Testwochen hat das problemlos funktioniert, eine dauerhafte Lösung ist das aber keinesfalls!
Kommen wir also gleich zum größten Problem beim günstigen Balkonkraftwerk vom Discounter. Neben den Anschaffungskosten kommen hier nämlich noch Kosten für den professionellen Einbau der Dose durch eine Fachkraft hinzu. Je nach Region und Handwerker kommen hier schnell 100 bis über 200 Euro zusammen.
Nach dem Bau unseres temporären Adapters machen wir uns an die Montage. Dazu schrauben wir zunächst die Rundhaken zum Einhängen am Geländer auf die Oberseite des Panels. Für eckige Geländer oder gemauerte Balkongeländer ist die Halterung nicht oder weniger geeignet. Die Montage des Panels funktioniert hier sowohl im Hoch- als auch im Querformat. Im nächsten Schritt befestigen wir den Wechselrichter an der Rückseite des Panels und schaffen das Solarmodul und die restlichen Elemente auf unseren Balkon. Der Transport gestaltet sich dank der überschaubaren Abmessungen und des geringen Gewichts deutlich einfacher als mit den riesigen 420-Watt-Panels, welche wir per Flaschenzug in die Höhe hieven mussten. Hier können wir bequem unser Treppenhaus benutzen.
Am Balkon angekommen, hängen wir das Panel am Geländer ein und sichern die beiden Haken mit je einer langen Schraube. Im unteren Bereich des Geländers, direkt hinter dem Panel, befestigen wir den zweiten Teil der Halterung, der aus einer langen Metallstrebe besteht. Diese wird mit zwei Klammern am Geländer festgeschraubt und anschließend per Winkel mit dem Rahmen des Panels verbunden. Das klappt, ist wegen des rückseitig angebrachten Wechselrichters allerdings kniffelig. Nach nur wenigen Minuten sind Panel und Wechselrichter montiert – eine Aufständerung, um den Winkel des Solarmoduls einzustellen, gibt es hier nicht. Das Modul hängt nach der Montage flach am Balkongeländer. Das sieht zwar schicker aus als das daneben montierte Set von Netto – allerdings ist die Lichtausbeute deutlich geringer. In der Regel wird ein Aufstellwinkel von 30 bis 35 Grad empfohlen.
Nach dem Aufhängen wurden alle Schrauben noch mal festgezogen und an einigen Stellen Gummikeile zwischen Geländer und Halterungen geklemmt. So klappert und wackelt auch bei starkem Wind nichts.
Nun koppeln wir zunächst Panel und Wechselrichter und verbinden die Anlage anschließend mithilfe unseres Adapters mit dem Stromnetz. Der Einbau ist zwar auch bei Dunkelheit möglich, zum Einrichten des Systems benötigt man aber Sonnenschein. Erhält der Wechselrichter Strom vom Solarmodul signalisiert uns das eine kleine grüne LED auf der Rückseite des Wechselrichters. Jetzt geht es an die Einrichtung der Software. Für die Überwachung der Leistung installieren wir die App Lidl Home, die auch für etwa Smart-Home-Produkte des Discounters eingesetzt wird. Für die Nutzung ist eine Registrierung notwendig.
Nach der Installation fügen wir den Wechselrichter mit dem Plus-Symbol hinzu. Beim Einbinden ins heimische WLAN gibt es dann aber Probleme. Unser Smartphone kann den Wechselrichter zunächst nicht finden. Erst nachdem wir unser 5 GHz deaktivieren, klappt die Verbindung. Nach der Einrichtung können wir dann auch wieder unser 5-GHz-Netzwerk aktivieren und die Verbindung funktioniert weiterhin. Fortan ist die aktuelle Leistung per Smartphone einsehbar – zumindest, wenn die Sonne scheint.
Unser Testbalkon ist Richtung Süd bis Süd-Ost ausgerichtet und bekommt wegen umstehender Bäume und der Hanglage des Grundstücks täglich nur einige Stunden direktes Sonnenlicht. Im Mai ist nur die Ausbeute von kurz vor Mittag bis etwa sechzehn Uhr interessant, weshalb wir aktuell planen, unser privates Balkonkraftwerk mittelfristig auf dem Dach zu platzieren.
Nach einigen Tagen Testbetrieb checken wir die aufgezeichneten Daten. Dass dieses Balkonkraftwerk weniger als die 2,2 kWh pro Tag abwirft als die Variante von Netto war uns im Vorfeld klar, dass die Stromausbeute des senkrecht aufgehängten Panels aber derart schlecht ist, ist trotzdem überraschend. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Aufzeichnung der Daten große Lücken aufweist. Ginge es hier lediglich um einige Nachmittagsstunden, hätten wir eine Überhitzung des Wechselrichters vermutet. So scheint es hier aber generell Probleme zu geben. Unter dem Punkt Erzeugung wurden täglich nur an zwei Stunden Werte aufgezeichnet. Der Reiter Leistung zeigt zwar den ganzen Tag über Werte, die produzierten 45 bis 60 Wh pro Stunde sind hinsichtlich der idealen Wetterbedingungen aber mehr als ernüchternd. Bei Bewölkung und an Tagen mit wenig Sonne ist die Ausbeute sogar noch niedriger, respektive es wird gar kein Strom produziert.
Zum Vergleich: Mit dem Kraftwerk von Netto produzieren wir in den frühen Nachmittagsstunden problemlos die maximal zulässigen 600 Wh. Selbst bei starken Wolken und im Halbschatten fließt hier mehr Strom als beim Mini-Kraftwerk. Neben dem schwachen Panel kommt hier auch die schlechtere, senkrechte Platzierung zum Tragen.
Die von Netto angegebenen bis zu 100 kWh pro Jahr sind bei einer etwas besseren Platzierung durchaus realistisch und decken sich mit unseren Messwerten. Bei einem Strompreis von etwa 40 Cent je kWh ergibt das eine jährliche Ersparnis von rund 40 Euro. Lohnt sich das?
Angenommen der Einbau der Steckdose kostet etwa 100 Euro, sprechen wir von Gesamtkosten in Höhe von 319 Euro. Bei einer Ersparnis von 40 Euro wäre das System erst nach knapp 8 Jahren abbezahlt. Das deutlich stärkere Modell von Netto amortisiert sich hingegen in knapp der Hälfte der Zeit. Wichtig bei der ganzen Rechnerei: Der Strom muss aktiv vom Nutzer umgesetzt werden. Alles, was als Überschuss produziert wird, schenkt man dem Netzbetreiber. Beim Balkonkraftwerk von Lidl besteht diese Gefahr nicht. Die maximal produzierten unter 100 Watt sind selbst für kleine Wohnungen zu wenig.
Das Set von Lidl kostet 219 Euro. Hinzukommen die Kosten für den Einbau der Wandsteckdose durch einen Elektriker. Der Preis ist zwar auf den ersten Blick verlockend, hinsichtlich der Leistung aber viel zu hoch. Selbst, wer nur eine geringe Grundlast zu versorgen hat, bekommt hier bessere Lösungen zum gleichen oder minimal höheren Preis.
Anbei einige Beispiele:
Die Kosten für das selbst zusammengestellte Set liegen somit sogar unter dem Preis von Komplettpaketen. Da wäre etwa der Apsystems Wechselrichter DS3S mit bis zu 600 Watt Einspeisung, welcher zusammen mit dem Solarpanel Ja Solar Jam54S31-405/MR mit 405 Wp rund 241 Euro kostet. Hinzu kommen die Kosten für eine Panelhalterung, im Idealfall mit Aufständerung, die es ab etwa 40 Euro gibt. Das Stromsparpotential dieser Kombination liegt bei etwa 108 Euro jährlich, womit das Paket nach etwas mehr als zweieinhalb Jahren abbezahlt wäre. Bei zwei Panels und Gesamtkosten von 432 Euro inklusive Balkonhalterung ist die Ersparnis doppelt so hoch (216 Euro) und die Kosten hätten sich nach nur zwei Jahren amortisiert.
Zumindest rechnerisch. Wenn die bis zu 600 Watt Einspeisung nicht genutzt werden, landet der Überschuss kostenlos beim Netzbetreiber, weshalb bei geringer Grundlast auch eine kleine Anlage mit nur einem 400-Watt-Panel ausreicht. Mehr dazu in unserem Ratgeber Balkonkraftwerk kaufen: Abverkauf bei 600 Watt oder auf 800 Watt warten?
Auch andere Komplettsysteme sind eine lohnende Alternative, allerdings sind die Pakete von Anker (Testbericht), Netto (Testbericht) oder Yuma (Testbericht) teurer als das selbst zusammengestellte Bundle oder das Set von Lidl. Noch teurer ist das System Ecoflow Powerstream (Testbericht) mit zusätzlichem Stromspeicher und der Möglichkeit den Strom auch nachts einzuspeisen.
Das Thema Anmeldung ist bei Balkonkraftwerken nicht tot zubekommen. Laut Handbuch soll man die Anlage im Marktstammdatenregister anmelden – das geht auch online. Laut Verbraucherzentrale ist das ein unnötiger bürokratischer Aufwand bei Anlagen unter 800 Watt für den Verbraucher (hier nachzulesen). Im schlimmsten Fall drohen hier aber Bußgelder bei Nichtanmeldung.
Auch für das Balkonkraftwerk von Lidl gibt es unter Umständen eine kommunale Förderung. Leider variieren die Förderprogramme von Kommunen zu Kommune. Daher sollte man sich noch vor der Kaufentscheidung über die Möglichkeit informieren. Die Homepage der jeweiligen Kommune ist eine gute Adresse. Auch Bauämter sind gute Ansprechpartner. In manchen Städten und Gemeinden gibt es sogar eine pauschale Förderung – in einem solchen Fall könnten die Kosten sogar vollständig über einen Zuschuss gedeckt werden.
Trotz der überschaubaren Anschaffungskosten kann uns das Balkonkraftwerk von Lidl nicht überzeugen. Und das liegt nicht allein an der geringen Leistung des Systems, schließlich gibt es auch Haushalte mit einer geringen Grundlast. Das Hauptproblem des Sets von Parkside ist der zu hohe Preis in Bezug auf dessen Leistung. Ein Balkonkraftwerk sollte dank der Stromeinsparung nach 3 bis 4 Jahren abbezahlt sein. Beim Modell von Lidl dauert es wegen der zusätzlichen Einbaukosten fast doppelt so lange.
Wer Strom produzieren und die eigenen laufenden Stromkosten reduzieren will, muss auch nicht gleich zu einem teuren Set mit zwei Panels greifen. Wie unser Rechenbeispiel zeigt, lohnt sich das Zusammenstellen der Komponenten. Wer lieber ein Set kauft, sollte dich die Einzeltests zu den Balkonkraftwerken von Anker (Testbericht), Ecoflow (Testbericht), Netto (Testbericht) und Yuma (Testbericht) ansehen. Mehr zu mobilen Solargeneratoren zeigen wir in unserer Themenwelt Powerstation.
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