Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Balkonkraftwerke verwenden meist PV-Module, die ausschließlich bei Sonne von vorn Strom generieren können. Anders ist das beim Yuma Flat Bifazial Pro – das macht auch aus Licht von hinten Strom.
Der PV-Anbieter Yuma hat uns schon im Test des Yuma Flat überzeugt. Das gilt für die Technik, aber auch für Service, Einfachheit der Einrichtung und Anleitung. Beim Yuma Flat Bifazial Pro legt der Hersteller noch einmal eine Schippe nach und liefert Glas-Glas-Module mit 450 Watt. Diese sind langlebiger und weisen folglich weniger Degradation (Leistungsverlust über Zeit) auf. Wir haben uns das Komplettpaket angeschaut und überprüft, ob der Aufpreis im Vergleich zum monofazialen BKW lohnt.
Der Lieferumfang unterscheidet sich je nach geplantem Aufstellort, Yuma bietet Sets für Balkon, Flachdach, Schrägdach, Fassade, Garten und ganz ohne Halterung. Wir haben das Set für die Aufstellung auf einem Flachdach gewählt. Im Lieferumfang befinden sich:
Ein Anschlusskabel fehlt im Paket, kann aber direkt im gleichen Bestellvorgang dazugekauft werden. Wir haben eins mit 5 Meter dazu genommen.
Alles, was man für die Inbetriebnahme des Balkonkraftwerks von Yuma benötigt, ist im Lieferumfang enthalten – auch Befestigungsmaterial, um den WR an die Panels schrauben zu können und eine Staub- und Feuchtigkeitsschutzkappe für den freibleibenden Anschluss am WR. Lediglich Werkzeug fehlt, das sollte aber jeder normale Haushalt haben, zumal nur ein einfacher Schraubenschlüssel benötigt wird. Zum Thema Support und Bedienungsanleitung haben wir uns schon im Test des Yuma Flat lobend geäußert, beim bifazialen Paket ist der einzige Nachteil, dass die Aufbauanleitung sich eigentlich auf das monofaziale Modell bezieht – geschenkt.
Auch die Valkbox-Aufständerung, die wir im Test des Balkonkraftwerks von JW Solar noch als unpassend bezeichnet haben, schlägt sich hier deutlich besser. Zwar müssen auch bei den Yuma-Glas-Glas-Modulen die eigentlichen Halterungs-Aufnahmen „verkehrt“ herum an den Rahmen der Module geschraubt werden, allerdings ist der hier viel stabiler als bei den Modulen von Trina Solar, die dem BKW von JW Solar beilagen. Ein Verbiegen, wie es dort bereits nach wenigen Wochen im Alltagsbetrieb vorkam, ist bei Yuma wohl nicht zu befürchten. Der Rest ist wie gehabt und kann dank der guten Anleitung auch von Laien und sogar allein problemlos in rund einer Stunde bewerkstelligt werden. Schwieriger wird es bei der Installation der DTU (Data Transfer Unit) von Hoymiles sowie der Einrichtung der Mystrom-Steckdose (Bestenliste). Inzwischen liefert Yuma das Set mit dem HMS-800W-2T aus, sodass eine DTU nicht mehr benötigt wird, da der Wechselrichter WLAN integriert hat.
In Kurzform: Die DTU-Wlite muss über die Hoymiles-App (S-Miles Installer) eingerichtet werden. Dazu werden nach der Installation der App DTU und Mikrowechselrichter (Hoymiles HM-800) per Seriennummer in das virtuell anzulegende BKW eingefügt. Danach muss die DTU mit Strom versorgt und eingerichtet werden. Dafür wechselt der Nutzer vom Startbildschirm der Homymiles-App („Anlagen“) am unteren Bildschirmrand in den Reiter „B&W“ und wählt dort „Netzwerkkonfig“ an. Anschließend muss man sich mit dem WLAN der DTU verbinden (z. B. DTUL-XXXXXXXX) und erneut auf Netzwerkkonfig klicken. Damit nimmt die App Kontakt zur DTU auf, anschließend wird das eigentliche Heimnetzwerk ausgewählt. Das war es schon.
Wer zukünftig auf die Einstellungen des Wechselrichters ändern will, um etwa die voreingestellten 800 Watt Maximalleistung auf die derzeit erlaubten 600 Watt zu reduzieren, kann nun auf den HM-800 zugreifen. Auch grafische Auswertungen zum gesammelten Ertrag gibt es hier. Leider werden die Informationen nur etwa alle 15 Minuten aktualisiert. Wer das deutlich aktueller will, greift auf die Mystrom-App und die auf Wunsch mitgelieferte Mystrom-Steckdose zurück. Sie aktualisiert alle paar Sekunden ihre Informationen, allerdings gestaltete sich die Einbindung der Steckdose in die App bei uns als unmöglich. Abhilfe schaffte hier erst die Verwendung des Mystrom-Update- bzw. Troubleshooting-Tools für Windows und Mac, damit klappte es auf Anhieb.
Ist alles aufgebaut und eingerichtet, muss nur noch der Schukostecker in die Steckdose gesteckt werden und nach einer kurzen Anlaufzeit kommt nicht Strom aus, sondern in die Steckdose. Alles funktioniert, das ist aber natürlich selbstverständlich. Wir wollten aber wissen, ob das Yuma Flat Bifazial Pro besser als ein vergleichbares Balkonkraftwerk funktioniert, schließlich spricht der Hersteller von bis zu 30 Prozent mehr Ausbeute an Strom. Verglichen haben wir das Yuma-Modell mit einem BKW von JW Solar (Testbericht), das über den gleichen Hoymiles HM-800 als Mikroinverter und zwei monofaziale PV-Module von Trina Solar mit je 425 Watt verfügt. Zudem haben wir für den Vergleich bei beiden Modellen eine Valkbox-Aufständerung verwendet und die Module möglichst gleich und ohne Teilverschattung ausgerichtet – und dann schlug das Wetter um.
Nachdem es zuvor mehrere Tage sonnig bei moderaten Temperaturen um 22 Grad war, ließ sich die Sonne nun nur noch sporadisch blicken. Wenige Stunden später verschwand diese gleich ganz – grandios, denn die Zeit für einen Produkttest ist ohnehin schon knapp bemessen. Am Abend des ersten Testtages betrug der Vorteil dann auch nur rund 7 Prozent zugunsten des bifazialen Yuma-BKWs – obwohl wir extra eine alukaschierte Polystyrol-Folie unter die beiden Solarpanels des Yuma-Modells gelegt haben. Denn die reflektierende Oberfläche der Folie sollte den Vorteil der beidseitigen Energieaufnahme und Stromerzeugung eigentlich maximieren. Einen Unterschied zu überwiegend weißen Waschbeton-Platten als Unter- und einer weißen Klinkerwand im Hintergrund konnten wir zumindest bei bedecktem Wetter nicht ausmachen.
Warum die Folie? Yuma gibt in einem Diagramm richtig an, dass dunkle Untergründe deutlich schlechter reflektieren und entsprechend die Zusatzausbeute durch die bifazialen Module dann nur schwach ausfällt. Gras als Untergrund soll auf der gezeigten Skala für rund 8 bis 10 Prozent zusätzlichen Ertrag sorgen, Beton für kaum mehr. Kieselsteine bieten ein Plus von etwa 17 oder 18 Prozent, weißer Sand sorgt für etwa 25 Prozent. Eine fast schon spiegelnde Folie müsste da doch eigentlich besonders gut funktionieren – oder?
Tatsächlich ist es unrealistisch und unpraktikabel, die reflektierende Folie mehrere Quadratmeter unter und um die PV-Module zu platzieren. Das wäre aber eigentlich nötig, denn das Streulicht kommt nicht nur von unter den Modulen, sondern eben aus der näheren Umgebung. Mit hellen Steinen und Klinkern hatten wir entsprechend schon eine ausreichend gute und reflektierende Umgebung für die bifazialen Module parat. Die noch stärker spiegelnde Folie, die wir nur direkt unter den Solarplatten ausgelegt hatten, konnte den Effekt bei uns nicht merklich steigern.
Außerdem limitierte ein weiterer Faktor unseren Versuchsaufbau: die Aufstellung. Denn wegen der Auslegung für ein Flachdach mit entsprechend niedriger Aufständerung bleibt den Modulen nicht viel Platz über dem Boden und somit wenig Möglichkeit, zusätzliches Streulicht von hinten aufzufangen.
In der Theorie sind bifaziale PV-Module also absolut im Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen monofazialen PV-Modulen. Leider hat uns das Wetter für unseren Test einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir konnten das Yuma-BKW nicht dort testen, wo es am meisten von seiner beidseitigen Technik profitieren könnte: Bei hoher Grundhelligkeit, bei der das Sonnenlicht von Schleierwolken oder durch Baumwipfel immer wieder mal teilverschattet wird. Übrigens: Bifaziale Module sind rund 20 Prozent schwerer als herkömmliche Glas-Folie-Module, das sollte man gerade bei Installation auf ein Flachdach bedenken.
Einen umfassenden Alltagstest müssen wir ungünstigerweise nachreichen. Bis dahin wollen wir aber die eingangs gestellte Frage zur Rentabilität des bifazialen Yuma-Modells zumindest theoretisch beantworten. Dafür ziehen wir die beiden Balkonkraftwerke Yuma Flat Pro und Yuma Flat Bifazial Pro mit Gesamtpreisen von 778 und 878 Euro inklusive Versand und AC-Stromkabel heran und rechnen mit einem Strompreis von 40 Cent (Strompreisbremse).
Aus dem Test des BKW von JW Solar (Testbericht) wissen wir, dass die monifazialen Module am gewählten Standpunkt Höchstleistungen von knapp 4,5 kWh an den besten Tagen erreichten. Insgesamt ergab sich dort ein Schnitt von mehr als 2,5 kWh pro Tag, hochgerechnet aufs Jahr wären das über 900 kWh. Aufgrund des sogenannten „Tal der Tränen“, also der wesentlich schlechteren Erträge in den Monaten November bis Februar, dürfte diese Zahl in der Realität, wenn überhaupt, nur an perfekten Standorten erreicht werden. Daher haben wir dort realistischere 600 kWh angesetzt, die Ersparnis betrug dabei rund 240 Euro im Jahr. Voraussetzung: eine gute Eigennutzung des erzeugten Stroms.
In so einem Fall hätte sich das monofaziale Yuma-BKW nach rund 3,25 Jahren amortisiert. Beim Yuma Flat Bifacial Pro würde das wegen des höheren Preises ohne die Vorteile der Bifazialität etwa 3,66 Jahre dauern, also nicht viel länger. Rechnet man nur 10 Prozent Zusatzertrag, fällt die Amortisationszeit bereits auf 3,33 Jahre, bei 20 Prozent auf 3,1 Jahre und bei maximalen 30 Prozent auf nur noch 2,8 Jahre. Nimmt man dann noch längere Lebenszeit und langsamere Degradation (Yuma gibt 30 Jahre Produkt- und Leistungsgarantie auf die Module, beim günstigen Yuma Flat sind es nur 12/25 Jahre!) der Glas-Glas-Module im Vergleich zu Glas-Folien-Modellen hinzu, stellt sich die Frage schon fast gar nicht mehr – das bifaziale BKW ist einfach die bessere Wahl bei „nur“ 100 Euro Mehranschaffungskosten.
Wir werden schnellstmöglich nachreichen, welchen tatsächlichen Mehrertrag wir durch die Bifazialität erreicht haben, sobald das Wetter es zulässt. Was wir aber bei „düsterem Herbstwetter“ schon jetzt anmerken können, ist die bessere Schwachlichteffizienz, die weiter steigt, je düsterer (etwa am Abend) es wird. Dann liegt zwar der Vorteil des Yuma Bifazial teils bei über 30 Prozent, allerdings ist der Gesamtertrag bereits so niedrig (oft nur niedriger zweistelliger Watt-Bereich), dass sich das auf die Gesamtleistung über den Tag verteilt weit weniger bemerkbar macht. Wir konnten bei so trübem Wetter einen Vorteil von rund 5 Prozent pro Tag messen.
Inklusive neuem WLAN-Wechselrichter, 5-m-AC-Anschlusskabel und Versand liegt das Yuma Flat Bifazial (900+ Wp) bei 449 Euro.
Zugegeben: Das Wetter hat uns echt einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir die Vorteile des bifazialen Balkonkraftwerks von Yuma gar nicht richtig ausreizen konnten. Denn die kommen besonders bei indirektem, hellem Sonnenlicht, das etwa gelegentlich von Wolken oder Nebelfetzen gestört wird, zum Tragen. Sollte das Wetter mitspielen, reichen wir das schnellstmöglich nach.
Doch auch so, nämlich bei trübem Herbstwetter, konnten wir immerhin einen Vorteil von etwa 5 Prozent im Vergleich zu einem nominell etwas stärkeren monofazialen BKW ausmachen. Selbst bei gleichem Ertrag, also ohne die vom Hersteller angepriesenen bis zu 30 Prozent Mehrleistung durch zusätzliche Stromgewinnung von der Rückseite der Module, bleibt aber ein anderer, großer Vorteil.
Im Gegensatz zu den meisten BKWs mit Glas-Folie-Modulen bestehen die bifazialen Module zwingend vorn und hinten aus Glas. Resultat ist eine höhere Langlebigkeit bei gleichzeitig niedrigerem Leistungsverlust auf Zeit – nicht ohne Grund gibt Yuma satte 30 Jahre auf Produkt und Leistung. So gesehen stellt sich die Frage, ob man bifazial braucht oder nicht, gar nicht erst – bei „nur“ rund 100 Euro mehr Anschaffungskosten rentiert sich der Kauf auf längere Sicht auf jeden Fall.
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