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Blackview BV9200 im Test: Flottes Outdoor-Handy mit 66-Watt-Netzteil und 120 Hz

Blackview BV 9200
VORTEILE
  • schnelles Laden mit Kabel (66 Watt) und Qi (30 Watt)
  • LCD mit 120 Hz
  • solide Performance 
NACHTEILE
  • kein 5G
  • Display ist zu dunkel
  • mittelmäßige Akkulaufzeit 

Hart im Nehmen ist das Blackview BV9200. Allerdings bietet das Outdoor-Handy weitere gute Features wie einen flotten Prozessor, ein schnelles Netzteil und tolles LCD mit 120 Hz.

Outdoor-Handys zeichnen sich als besonders robuste Smartphones aus. Sie sind wasserdicht und stecken einen Sturz auf harten Untergrund in der Regel problemlos weg. Dafür sind sie meist groß und klobig, auch wenn sich Käufer dann eine Schutzhülle (Ratgeber) definitiv sparen können. Das macht die Geräte zu idealen Begleitern bei Wanderungen, Camping oder dem nächsten Festival.

Hersteller sparen oftmals bei der Hardware, um Outdoor-Handys zu einem vernünftigen Preis anbieten zu können. Häufig finden sich dann nur ältere und vor allem langsame Chipsätze, einfache LCDs und nur mittelmäßige Kameras. Beim Blackview BV9200 ist das anders. Das Outdoor-Smartphone bietet einen relativ flotten Prozessor und sogar ein LCD mit 120 Hertz Bildwiederholrate. Ungewöhnlich für diese Kategorie: Das Netzteil lädt richtig schnell mit 66 Watt – das hatten wir bisher noch bei keinem Outdoor-Handy in unserem Test.

Ob das BV9200 wirklich so hart ist, wie es aussieht und wie es um die inneren Werte steht, offenbart unser Test.

Design

Martialisch und robust wirkt das Blackview BV9200 – so wie man es von einem Outdoor-Smartphone auch erwarten würde. Das Design ist achteckig und kantig. Die Rückseite ist komplett mit Gummi überzogen. Der Rahmen aus Metall ist jeweils an den Ecken gummiert, um so Stöße effektiv aufzufangen. Optisch erinnert das BV9200 damit etwas an Sci-Fi-Filme der 80er-Jahre.

Filigran ist anders, das BV9200 ist ziemlich wuchtig (Abmessungen: 174,5 × 81,8 × 13,6 mm) und mit 310 g recht schwer. Klar, es gibt noch schwerere Smartphones wie das Blackview BV7100 (Testbericht). Das bietet aber auch einen mehr als doppelt so starken Akku. Der Metallrahmen ist auf jeder Seite von jeweils drei Schrauben am Gummigehäuse befestigt. Die Rückseite ist von mehreren Linien und Einkerbungen durchzogen. Die Kamera ist eben und ragt kaum hervor. Damit liegt das Smartphone auf der Rückseite, ohne zu wackeln. Die Front-Kamera auf der Vorderseite befindet sich in einer Waterdrop-Notch.

Rechts im Rahmen liegt der Power-Button mit Fingerabdruckleser sowie die Lautstärkewippe, links gibt es einen orangefarbenen Knopf, der programmierbar ist, vordergründig aber für Push-to-Talk (PTT) gedacht ist. Dort befindet sich auch eine Abdeckung zum Schacht für die Nano-SIM und die microSD-Karte. Es ist gar nicht so einfach, diese herausziehen. Dafür ist der Verschluss wasserdicht, aber wenn man nicht vorsichtig ist, kann schnell ein Fingernagel beim Öffnen abbrechen. Wir hatten einige Mühen damit.

Ebenfalls typisch für diese Geräteklasse ist eine Zertifizierung nach MIL-STD-810H. Allerdings muss man hier vorsichtig sein: viele Hersteller geben nicht genau an, welche Tests der bei der Militärnorm eigentlich durchgeführt wurden, und nutzen das eher fürs Marketing. Unsere Erfahrung aus den Tests zeigt jedoch, dass Smartphone mit MIL-STD-810H bisher immer äußerst stabil waren. Laut Blackview übersteht das BV9200 einen Sturz aus bis zu 1,5 Meter auf harten Untergrund – was wir bestätigen können.

Wasserdicht ist das Handy ebenfalls und bietet sogar die höchste Schutzklasse nach IP69K. Damit übersteht das Smartphone sogar den Kontakt mit Heißwasser aus einem Hochdruckreiniger.

Display

Das LC-Display nutzt ein IPS-Panel und bietet bei einer Diagonale von 6,6 Zoll eine Auflösung von 2408 × 1080 Pixel (Full-HD+). Das ist sogar recht hoch für ein Gerät dieser Kategorie, nicht selten müssen Outdoor-Smartphones mit HD auskommen. Bei einer Pixeldichte von 440 Pixel pro Zoll (ppi) sind keine Pixel mehr sichtbar.

Das Display bietet eine richtig gute Bildqualität, Farben wirken kraftvoll und satt, Kontraste sind gut abgestimmt. Lediglich die Schwarzwerte können nicht mit OLED-Panels mithalten, dafür überzeugt die gewohnt hohe Blickwinkelstabilität des IPS-Panels. Farblich wirkt die Anzeige insgesamt etwas kühl. Das Display schützt Gorilla Glass 5 vor Brüchen und Kratzern.

Sehr positiv ist die Bildwiederholrate, die bis zu 120 Hz erreicht. Das ist bei Outdoor-Handys noch nicht selbstverständlich und sorgt für flüssige und geschmeidige Animationen. Um den Akkuverbrauch etwas zu senken, stehen wahlweise auch 90 oder 60 Hz zur Verfügung. Zusätzlich gibt es einen Handschuhmodus, mit dem Nutzer die Empfindlichkeit des Display erhöhen, um das Touchscreen mit Handschuhen bedienen zu können. Bei dicken Winterhandschuhen klappt das weniger gut als mit dünnen Lederhandschuhen.

Weniger glücklich sind wir mit der maximalen Helligkeit des Bildschirms. Recht magere 500 cd/m² konnten wir maximal messen. Damit ist die Anzeige bei Sonnenschein kaum noch zu lesen – sehr unpraktisch bei einem Outdoor-Gerät.

Kamera

Rein von den technischen Daten her verspricht die Kamera ein gutes Paket. Die Hauptlinse nutzt 50 Megapixel, dazu kommt eine Weitwinkellinse mit 8 Megapixel, die zeitgleich für Makroaufnahmen zuständig ist. Eine überflüssige Makrolinse spart sich Blackview zum Glück – doch zu früh gefreut: Das dritte Objektiv ist nur zum Alibi an Bord und für „Tiefenschärfe“ mit 0,3 Megapixel zuständig. Für Selfies gibt es eine Front-Kamera mit 16 Megapixel.

Leider ist das Ergebnis nicht überzeugend. Beim Tageslicht gelingen mit der Hauptkamera noch passable Aufnahmen. Allerdings gelingt der Weißabgleich nicht immer, auch bei der Schärfe wäre noch Luft nach oben. Der Dynamikumfang ist etwas eingeschränkt und kommt mit wechselnden Lichtverhältnissen schwer zurecht. Weiter entfernte Motive lassen sich nur mit geringen Bilddetails einfangen. Etwas besser sieht das bei Aufnahmen von Personen oder Objekten aus kurzer Distanz aus. Bei Dunkelheit versagt die Linse ohne Blitz komplett.

Schwächer ist die Weitwinkellinse, die magere Bilddetails und farblich blassere Ergebnisse liefert als die Hauptlinse. Nahaufnahmen im Makromodus gelingen zudem selten und fördern unscharfe Aufnahmen. Nach Wunsch verläuft es mit Selfies, auch wenn dort die Schärfe nicht sonderlich ausgeprägt ist und der Weißabgleich besser sein könnte. Videos sind mit der Hauptkamera bis maximal 2,5K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde (fps) möglich, mit der vorderen Linse ist Full-HD drin. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – auch ohne optische Bildstabilisierung.

Hardware

Viele Outdoor-Handy bieten oft nur eine einfache Ausstattung. Das BV9200 überrascht für ein Smartphone dieser Art mit einem recht performantem Prozessor, dem Mediatek Helio G96 mit zwei Cortex-A76- und sechs Cortex-A55-Kernen. Das SoC (System on a Chip) befeuert einige der besten Smartphones bis 300 Euro (Bestenliste). Damit läuft das System stets flüssig und ohne nennenswerte Verzögerungen – mehr Leistung benötigt es fast nicht. Das zeigen auch die soliden Benchmark-Werte bei PCmark (9800 Punkte). Nicht ganz so stark bei der Grafikleistung ist die darin integrierte GPU ARM Mali G57. Bei „Wild Life“ von 3Dmark springen etwa 1200 Punkte heraus. Für grafiklastige Spiele ist das BV9200 weniger geeignet, aber für faktisch alle Casual Games.

Großzügig zeigt sich Blackview beim Speicher, neben 8 GByte RAM fährt der Klotz auch mit üppigen 256 GByte internem Speicher auf. Verbaut ist aber mit UFS 2.1 nicht der schnellste Standard. Eine Erweiterung mittels microSD-Karte ist bis auf 1 TByte möglich. NFC und Bluetooth 5.2 sind an Bord, allerdings beherrscht das BV9200 kein 5G. Nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist zudem das WLAN-Modul mit Wifi 5 sowie USB 2.0 beim Typ-C-Steckplatz – was aber selbst bei teureren Smartphones oft nicht besser ist.

Eine gute Figur macht das BV9200 bei der Navigation. Laut GPS-Test kamen wir auf eine hohe Genauigkeit von 1 Meter. Selbst Flagships erreichen das nicht immer. Zur Ortung greift das GPS-Modul auf Beidou, Glonass, Galileo und A-GPS zurück. Die Telefonqualität ist gut, der Fingerabdrucksensor arbeitet schnell und zuverlässig. Die Kommunikation über Push-to-Talk (PTT) ist ebenfalls möglich.

Software

Das Blackview BV9200 läuft mit Android 12, der Hersteller nennt seine Bedienoberfläche Doke OS (Version 3.1). Diese orientiert sich am originalen Android von Google, allerdings sind Icons in den Einstellungen recht bunt gehalten. Der programmierbaren Taste können bis zu drei Funktionen (einfach tippen, doppelt tippen, lange drücken) wie PTT, Taschenlampe, SOS oder Screenshots zugewiesen werden.

Der Sicherheits-Patch stammt aus März 2023 und ist so nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand. Wie lange Updates geplant sind, gibt Blackview nicht an. Optimistisch sind wir hier nicht, es ist nicht mit regelmäßigen Updates zu rechnen. Das System wird mit erstaunlich viel Bloatware ausgeliefert, dazu gehören Casual Games, aber auch Tools sowie eine Gesundheit-Tracking-App.

Akku

Angesichts des hohen Gewichts des Smartphones überrascht uns etwa die „niedrige“ Kapazität von 5000 mAh. Bei „gewöhnlichen“ Smartphones ist das viel, wir sind allerdings von einigen Geräten wie dem bereits erwähnten Blackview BV7100 (Testbericht) höhere Akkulaufzeiten gewohnt.

Beim Battery Test von PCmark erreichten wir etwa 10,5 Stunden. Das ist kein schlechter Wert, aber auch nicht sonderlich hoch. Damit sollte das Gerät etwa einen Tag durchhalten, bevor es wieder ans Netzteil muss. Nutzt man es aber viel zum Navigieren, dann kann der Verbrauch schnell steigen – für ein Outdoor-Gerät sind das insgesamt etwas wenig Reserven.

Umso schneller ist das BV9200 aufgeladen. Mit dem beigelegten Netzteil mit 66 Watt ist das Handy in rund 45 Minuten vollständig aufgeladen – das hatten wir so noch bei keinem Outdoor-Smartphone. Selbst kabelloses Laden ist möglich, ebenfalls flott mit bis zu 30 Watt.

Preis

Normalerweise kostet das Blackview BV 9200 rund 340 Euro. Aktuell gibt es das Outdoor-Smartphone bei Amazon deutlich vergünstigt (-15 Prozent) für 289 Euro. Mit dem Gutschein-Code MWAALBL8 bekommen TechStage-Leser nochmals einen Rabatt von 5 Prozent – damit kostet das Outdoor-Handy bis zum 15. Juli 2023 nur knapp 275 Euro. Das ist angesichts der Ausstattung ein fairer Preis. Als Farben stehen Schwarz sowie Schwarz mit grünen oder orangefarbigen Elementen zur Auswahl.

Fazit

Das Blackview BV9200 ist ein gutes Outdoor-Handy und in vielen Bereich auch ein ordentliches Smartphone. Es wirkt fast unzerstörbar und gehört dennoch zu den schnelleren Vertretern seiner Art. Bisher unerreicht bei Geräten dieser Art ist das schnelle Laden mit 66 Watt. Das LCD erreicht bis 120 Hz, die Performance ist ebenfalls mehr als solide.

Federn lassen muss das BV9200 bei der eher durchschnittlichen Akkulaufzeit. Die Kamera enttäuscht trotz solider Megapixel-Zahl in den meisten Disziplinen. Das Display ist zu dunkel für den Einsatz bei Sonnenschein und 5G suchen Käufer vergeblich. Wer dennoch ein möglichst stabiles Smartphone sucht, mit guter Performance für gelegentliche Schnappschüsse und weniger Wert auf eine lange Akkulaufzeit hat, ist beim BV9200 an der richtigen Adresse.