Bosch Smart Home Alarmanlage im Test: vorbildlich ohne Cloud
Das Sicherheit Starter-Paket von Bosch enthält Smart-Home-Zentrale, Bewegungsmelder, Türkontakt und Rauchmelder. Damit lässt sich eine intelligente, kabellose Alarmanlage mit App-Steuerung für Haus und Wohnung realisieren. Wir haben das System getestet.
Zum Test haben wir das Sicherheit Starter-Paket von Bosch angefordert. Es enthält zum einen die nötige Zentrale, die bei Bosch Smart Home Controller heißt. Der silbergraue Kasten ist das Herz der Anlage und benötigt eine Stromversorgung über das mitgelieferte Steckernetzteil sowie einen Netzwerkanschluss per Cat-Kabel und RJ45-Stecker; WLAN ist nicht integriert.
Außerdem befindet sich ein Infrarot-Bewegungsmelder mit Unterkriechschutz im Paket, ein Magnetkontakt als Öffnugsmelder für Türen und Fenster sowie ein Rauchmelder, der beim Bosch-System auch als Innensirene zum Einsatz kommt.
Enthalten ist neben nötigen Kabeln inklusive Netzwerkkabel bei allen Komponenten das nötige Montagematerial zum Schrauben oder Kleben. Die Befestigung per Schrauben wird empfohlen, in Mietwohnungen kann man Magnete, Sensoren und Bewegungsmelder aber auch mit den mitgelieferten Klebepads an glatten Oberflächen anbringen.
Sämtliche Komponenten kommunizieren kabellos miteinander; das Verlegen von Leitungen zu Sensoren und Meldern ist nicht nötig. Die Smart-Home-Zentrale versteht mehrere Funkprotokolle, darunter den Zigbee-Standard und ein proprietäres Funkprotokoll auf Basis von HomeMatic IP. Wenn man bereits ein Zigbee-Gateway wie den Hue-Hub im Einsatz kommt, kann man aber dennoch nicht auf den Smart Home Controller verzichten. Er ist nicht nur das Gateway zum Heimnetz, sondern übernimmt auch die Logikfunktionen; außerdem setzt der Hersteller auf Zigbee HA 1.2 mit zusätzlicher Verschlüsselung.
Ein großer Vorteil des Bosch-Systems ist, dass zum Betrieb der Anlage weder eine Internetverbindung noch die Registrierung eines Kunden-Kontos in der Cloud nötig ist. Für die Konfiguration und die Steuerung per App wird allerdings WLAN vorausgesetzt, damit die für iOS und Android verfügbaren Apps mit der Zentrale kommunizieren können.
Es gibt mehrere Starter-Pakete. Neben dem Alarm-Einsteigerset, bestehend aus Zentrale, Rauchmelder (als Sirene), Bewegungsmelder und einem Magnetkontakt gibt es zum vergleichbaren Preis auch ein Heizungsset mit Zentrale und drei Heizkörperthermostaten sowie ein Raumklimaset mit zwei Thermostaten, einem Magnetkontakt (zum Abdrehen der Heizung bei geöffnetem Fenster) und Zentrale.
Die weiteren Komponenten – siehe unten – lassen sich beliebig einbinden, egal, mit welchem Starter-Set man angefangen hat. Alternativ gibt es die Smart-Home-Zentrale auch einzeln.
Sämtliche Komponenten hinterlassen auf den ersten und auf den zweiten Blick einen hochwertigen Eindruck. Das gilt vor allem für die Zentrale mit ihrem weiß-grauen Kunststoffgehäuse, aber auch für den Rauchmelder oder den Magnetkontakt.
Der Bewegungsmelder leidet ein wenig darunter, dass die Schreuscheibe vor dem eigentlichen Sensor aus „einem Guss“ mit dem Gehäuse gefertigt wurde, während andere Hersteller hier üblicherweise auf eine Linse aus anderem Material setzen. Prinzipbedingt muss der Kunststoff an dieser Stelle extrem dünn sein, damit die Wärmestrahlung das Plastik durchdringen kann; außerdem ist ein bestimmtes Muster nötig, damit die Oberfläche wirkt wie eine Fresnel-Linse. Aus gewissem Abstand betrachtet scheint das sinnvoll, der Melder wirkt wie aus einem Guss. Aus der Nähe betrachtet, wirkt die Fläche extrem empfindlich und irgendwie billig. Kein großes Problem, aber im Wohnzimmer aufgehängt kann das durchaus ein Punkt sein.
Auffällig sind weiter das vergleichsweise kleine Gehäuse der Zentrale, andere Systeme haben hier aber einen Akku zur Energieversorgung während eines Stromausfalls integriert – der fehlt bei Bosch. Wer möchte, dass sich sein Alarmsystem nicht so einfach deaktivieren lässt, muss zumindest den Smart Home Controller an eine USV anschließen; sämtliche übrigen Sensoren und Aktoren arbeiten ohnehin mit Batterie.
Dafür sind die Fensterkontakte relativ groß. Der Grund dafür ist ebenfalls die Stromversorgung: Sie werden von zwei AAA-Batterien angetrieben, die im Lieferumfang enthalten sind. Zigbee-Sensoren anderer Hersteller setzen stattdessen auf eine Lithium-Knopfzelle. Die Melder sind dann deutlich kleiner und unauffälliger, benötigen aber häufiger eine Wartung und teurere Batterien.
Zur Inbetriebnahme will zunächst der Smart Home Controller angeschlossen werden. Er benötigt einen Platz möglichst zentral in Haus oder Wohnung, damit die Funk-Reichweite das komplette Gebäude abdeckt. Eine Wandmontage ist möglich.
Der erste Bootvorgang dauert ziemlich lang. Auch nach dem Einrichten des WLANs kann es länger dauern, unsere Zentrale hat sich nach dem Verbindungsaufbau erst einmal ein Firmware-Update gegönnt. Hier sollte man sich tatsächlich an die Betriebsanleitung halten und abwarten, bis die LEDs leuchten, wie beschrieben. Wer zu ungeduldig ist und den zweiten Schritt vor dem ersten macht, muss unter Umständen von vorne anfangen oder die Konfiguration von Hand durchführen.
An vielen Details bemerken wir, dass das Bosch-System keine reinrassige Einbruchmeldeanlage ist, sondern ein komplettes Smart-Home-System mit allen Vor- und Nachteilen. Das geht bei der mangelnden Notstromversorgung der Zentrale los, über fehlende Sabotagekontakte einiger Sensoren gegen Batterieentnahme oder Abreißen von der Wand weiter und endet bei der Anbindung anderer Smart-Home-Systeme wie Philips Hue. So kann der Bosch-Bewegungsmelder bei Anwesenheit etwa Hue-Leuchten ein- und ausschalten und bei Anwesenheit der Bewohner den Alarm auslösen.
Neben den bereits erwähnten Fensterkontakten, dem Bewegungsmelder und dem Rauchmelder, der auch als Sirene im Einbruchsfall dient, bietet Bosch diverse weitere Komponenten für sein System an. Auch hier wird die Ausrichtung in Richtung Smart Home deutlich.
Gefahrenmelder, die beispielsweise auf Wasser hinter der Waschmaschine reagieren, gibt es ebenso wenig wie explizite Sirenen für innen oder außen oder Bedienpanels zum Schärfen und Entschärfen des Systems per NFC-Tag oder Code. Das klappt ausschließlich per App. Hat die Zentrale einen Internet-Zugang per LAN-Kabel, geht das auch aus der Ferne. Das ist allerdings nicht optimal: So kann man weder Wochenend-Gästen noch der Reinigungskraft erlauben, das System selbst zu entschärfen – außer über den Zugriff per Smartphone-App. Neue Produkte wie der Twist sollen das Problem in Zukunft lösen. Das Interface ist für das zweite Quartal 2018 zum Preis von 150 Euro angekündigt.
Unabhängig davon ist mit den angebotenen Komponenten das Grundprinzip der Zwangsläufigkeit nicht umzusetzen. Dieser etwas holprige Begriff kommt aus dem Bereich der professionellen Alarmanlagenerrichter und bedeutet einerseits, dass alarmgesicherte Bereiche nicht betreten werden können, solange das System scharf ist (etwa durch zusätzliche Motorschlösser). Andererseits darf sich demnach das System nicht schärfen lassen, solange nicht sichergestellt ist, dass Fenster und Türen geschlossen und verriegelt sind. Mehr zur Planung einer Alarmanlage haben wir in unseren Grundlagen: Alarmanlage selbst einbauen zusammengefasst. Dort gehen wir auch darauf ein, warum die Polizei von der Selbstmontage solcher Systeme abrät und ohnehin eher mechanische Absicherung empfiehlt.
Weitere kompatible Komponenten des Bosch-Systems sind Heizungsregler, Zwischenstecker für Stehlampen und andere Verbraucher sowie Unterputz-Funkaktoren zur Steuerung von Licht und Rollläden.
Nun kommen wir zu einer der Stärken der Bosch-Lösung: Sowohl die App als auch die Einrichtung der des Smart-Home-Systems sind vorbildlich gelöst. Der erste Schritt ist die Installation der App für Android oder iOS, danach führt eine hervorragende Anleitung in deutscher Sprache den Nutzer zum Ziel.
Eine Registrierung mit E-Mail-Adresse und persönlichen Daten ist nicht nötig, stattdessen muss man „nur“ ein Passwort festlegen, mit dem der Zugriff auf das System möglich ist. Das ist selten und vorbildlich.
Die Anmeldung der Komponenten erfolgt ebenfalls sehr komfortabel. Allen Bestandteilen des Bosch-Systems liegt ein Aufkleber mit einem QR-Code bei. Um einen Sensor anzulernen, wählt man den neuen Sensor in der App, folgt der Anweisung auf dem Bildschirm, scannt den QR-Code mit der Handy-Kamera, legt die Batterien ein – fertig.
Die interaktive Anleitung erklärt alle Schritte und hilft bei der Montage der Komponenten. Bei Alarmanlagen-Bestandteilen ist der richtige Montageort entscheidend – Bewegungsmelder beispielsweise müssen in einer bestimmten Höhe angebracht werden und dürfen nicht gegenüber von Fenstern und in unmittelbarer Nähe von Lampen, Heizungen oder Ventilatoren hängen. All diese Punkte erklärt die App logisch und nachvollziehbar.
Schade ist nur, dass die optionale WLAN-Überwachungskamera aktuell noch über eine eigene App gesteuert wird. Das soll sich aber in den nächsten Wochen ändern; wir werden dann noch einen Testbericht zur Kamera nachschieben.
In der folgenden Fotostrecke zeigen wir einen Blick auf die App und einige Schritte, die für Einrichtung und Konfiguration des Systems zu gehen sind.
Auch bei diesem Punkt wird klar, dass Bosch mit seinem System mehr auf Smart-Home-Kunden als auf reine Alarm-Kunden zielt. Abgesehen davon, dass es keine Sirenen gibt, gibt es auch keine Optionen für Benachrichtigungen an Alarmzentralen, per Anruf oder SMS.
Im Alarmfall aktiviert das Bosch-System die in den Rauchmeldern integrierten Sirenen und sendet eine Push-Mitteilungen an verbundene Smartphones. Außerdem kann man an das System angebundene Lampen, entweder per Schuko-Zwischenstecker oder mit Anbindung an Philips Hue, leuchten oder blinken lassen.
Man sollte sich durchaus vor dem Kauf eines solchen Systems im Klaren sein, was man eigentlich vorhat – wann Haus oder Wohnung überwacht werden sollen und wie man mit einem Alarm umgeht. Für Bastler ist die Anschaffung einer IP-Kamera praktisch, da sie einen Blick in die Wohnung ermöglicht, wenn der Alarm ausgelöst wurde. Liegt man aber gerade in einer anderen Zeitzone auf der Südseeinsel im Bett oder im Massageraum, läuft der Alarm ins Leere.
Um es gleich klar zu sagen: Eine ausführliche Untersuchung von Verschlüsselungsmechanismen, Sicherheit der kabellosen Kommunikation und so weiter haben wir beim Bosch-System nicht durchgeführt. Das sprengt den Rahmen dieses Tests. Der Zigbee-Standard sieht eine Verschlüsselung vor.
Positiv fällt beim Smart-Home-System von Bosch auf, dass eine Registrierung mit persönlichen Daten nicht nötig ist – noch nicht einmal eine E-Mail-Adresse muss man angeben, wenn man die Technik einrichtet. Umso wichtiger ist freilich die Wahl eines sicheren Passworts für die Konfiguration der Zentrale, denn jeder, der im LAN oder im WLAN ist, kommt mit der passenden App ohne die Angabe eines Benutzernamens zur Passwortabfrage.
Wer möchte, kann das System sogar komplett offline und ohne Internet-Anbindung betreiben. Laut Hersteller nutzt der Controller die Internetverbindung nur zur Abfrage der Uhrzeit sowie zum Download von Software-Updates. Dann gibt es allerdings auch keinen Fernzugriff und keine Push-Mitteilungen im Alarmfall.
Das Smart-Home-System von Bosch ist mehr Smart Home als Alarmzentrale. Die Stärken liegen klar in der extrem einfachen Einrichtung und Konfiguration. Beim Test ist uns das System außerdem als sehr zuverlässig aufgefallen.
Wer primär auf der Suche nach einer Einbruchmeldeanlage (EMA) ist, sollte sich noch Alternativen ansehen. Andere Systeme bieten mehr Komponenten, die für diesen Zweck geeignet sind und zusätzliche Dienste wie die Aufschaltung an Alarmzentralen.
Für ein gutes Gefühl und „zwischendurch den Blick nach Hause“ ist das Bosch-System mehr ausreichend. Wer bereits Philips Hue im Einsatz hat, kann sein Smart Home auf diese Weise toll erweitern.
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